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El-Erian: "Habe meine Aktien zu früh verkauft"

Die jüngste Rally war nicht von Fundamentaldaten getrieben, sagt Allianz-Chefberater Mohamed El-Erian. Anleger sollten sich dennoch fragen, welche Art von Fehler sie lieber machen wollen.

Mohamed El-Erian, leitender Wirtschaftsberater der Allianz und ehemaliger Co-Chef der Fondgesellschaft Pimco
Mohamed El-Erian, leitender Wirtschaftsberater der Allianz und ehemaliger Co-Chef der Fondgesellschaft Pimco© Nicky Loh / Bloomberg

Auch als versierter Anlageprofi ist man vor Fehlern nicht gefeit. "Ich bin privat ein eher vorsichtiger Investor und habe einen Teil meiner Aktien verkauft", sagt Mohamed El-Erian. Im Gespräch mit dem "Handelsblatt" gibt der Chefberater der Allianz zu, dass dieser Schritt verfrüht gewesen ist, steht aber zu seiner Entscheidung. "Man muss sich fragen, welche Art von Fehler man lieber machen will", sagt der Ökonom.

Generell schätzt er sich zurzeit glücklich, dass er – anders als früher in seiner Rolle als Co-Chef der Fondgesellschaft Pimco – nicht die Ersparnisse anderer Leute verwaltet. "Der Händler in mir sagt: Bleib' investiert. Der Blick auf die fundamentale Seite dagegen zeigt, dass der Markt zu weit in die Zukunft blickt." Er fühle sich einfach unwohl dabei, etwas zu kaufen und darauf zu hoffen, dass ihn jemand im Ernstfall schon retten wird. Das halte er moralisch für falsch – und das gelte auch für das große Gesamtbild.

"Man kann nicht jeden retten"
Beispiel USA: Die amerikanische Notenbank habe es durch ihre Rettungsprogramme ermöglicht, dass sich "Zombie-Unternehmen" noch weiter verschulden. "Wir sehen gerade, dass Unternehmen so schnell wie noch nie neue Anleihen ausgeben, und das, obwohl die Zahl der Insolvenzen deutlich steigen wird", so El-Erian im "Handelsblatt"-Interview. Dass die Fed Anleihen von Unternehmen kauft, die gerade auf Junk-Status herabgestuft wurden, halte er noch gerade so für gerechtfertigt. "Dass sie börsennotierte Indexfonds für Hochrisikoanleihen kauft, nicht."

Sein Zwischenfazit: Man könne nicht jeden retten. "Sonst ziehen die schwachen Unternehmen die gesunden mit runter. Das ist die große Lektion aus Japan. Es ist der Eindruck entstanden, als würden die Fed und die Regierung vor allem die Wall Street retten, aber nicht die Menschen." Absurd sei, dass die Fed die Anleiheemission von Unternehmen unterstützt, daran aber keine Bedingungen geknüpft sind, wie das Geld verwendet werden soll. "Es gibt natürlich die Hoffnung, dass es dem Erhalt von Arbeitsplätzen dient. Aber die Realität ist, dass es wahrscheinlich für andere Dinge verwendet wird."

Im Zweifel zu viel als zu wenig
Trotz der Rekordarbeitslosigkeit in den USA könnten die Aktienkurse noch eine Weile weiter zulegen. Ebenso gut aber drohen zwei Dinge, die Hausse jäh zu beenden. Zum einen, wenn es zu einer Welle von Insolvenzen kommt, und zum anderen, wenn die US-Notenbank einen Fehler begeht und die Märkte verschreckt. Letzteres hält El-Erian allerdings für unwahrscheinlich. "Die Fed wird im Zweifel eher zu viel tun als zu wenig", sagt er.

Das aus seiner Sicht größte Risiko ist, dass die US-Regierung ihre Hilfsmaßnahmen zu früh aussetzt. Die Wirtschaft brauche zwei Dinge. Zum einen Hilfen, die dort ankommen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Konsum-Schecks, die an alle US-Amerikaner gehen, auch die, die noch im Job sind, seien dagegen nicht mehr gefragt. Und zum Zweiten eine Politik, die den Fokus darauf legt, die wirtschaftlichen Schäden zu reparieren. (fp/ps)

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