Logo von Institutional Money
| Märkte

DWS über "ungeliebte" US-Banken

Gegenüber dem Gesamtmarkt dümpelt der US-Bankensektor nahe seinen Rekordtiefs herum. Zu Recht, würden die Experten der DWS Group sagen, denn Aktionäre haben selten Freude mit Banken.

© WrightStudio / stock.adobe.com

Als am Dienstag die US-Inflationszahlen leicht nach unten überraschten, aber die Märkte gewaltig darauf reagierten, da gehörten die Banken zu den Hauptprofiteuren. In der Spitze gewann der S&P 500 Bankenindex fast fünf Prozent an diesem Tag. Solch guten Tage waren selten dieses Jahr. Der große Einbruch kam mit der Krise der Regionalbanken im März, seitdem hat der Index sich nicht mehr nachhaltig erholen können. Aktuell handelt er mal wieder nah an seinen historischen Tiefstständen im Vergleich zum S&P 500. Die Reaktion vom Dienstag mag auf den ersten Blick verwundern, da Banken normalerweise Profiteure höherer Zinsen sind.

Doch dieses Jahr war nicht normal
Nicht nur wegen der Geschwindigkeit der Zinserhöhungen mit den entsprechenden Wertverlusten bei Anleihen, vor allem bei langen Laufzeiten. Sondern weil die US-Regulatoren die Schieflagen der US-Regionalbanken als Anlass genommen haben, eine Verschärfung der Regulatorik einzuleiten – von höheren Eigenkapitalanforderungen für die Großbanken bis zu strengeren Bilanzierungsanforderungen und Stresstests für die kleineren Institute.

Der größte Gegenwind bleiben zunächst die höheren Refinanzierungskosten
Nach dem Versiegen des Billig-Geldes von der Fed mussten sich die Banken wieder auf die klassischen Kundeneinlagen konzentrieren, um an Liquidität zu kommen. Und diese Kunden sehen, dass Staatsanleihen dieses Jahr bis zu fünf Prozent abgeworfen haben, sie für ihr Bankguthaben jedoch mit einem Bruchteil abgefunden werden. Was zu entsprechender Abwanderung der Gelder führt, so denn die Banken die Guthabenzinsen nicht anheben.

Anteil der US-Bankensektors an der Kapitalisierung und den Gewinnen des S&P 500

Der Chart zeigt nicht die Kursentwicklung des Bankenindex versus dem S&P 500, sondern den Anteil, den die Marktkapitalisierung des Sektorindex an der Kapitalisierung des Gesamtindex ausmacht. Auch er zeigt, dass man den Tiefstständen von 2008 wieder sehr nahekommt. Und der Anteil sich gegenüber 2003 auf unter drei Prozent mehr als halbiert hat. Erstaunlich ist dies nicht, schließlich, wie der Chart ebenfalls zeigt, hat sich der Gewinnanteil der Banken am Gesamtindex ebenfalls halbiert. Auf jetzt acht Prozent.

Drei Prozent Anteil an der Market Cap versus acht Prozent Anteil an den Gewinnen
Hier zeigt sich, welchen Bewertungsabschlag Investoren für die Bankenbranche vornehmen. Aus gutem Grund, vereint der Sektor doch ein sehr zyklisches, niedrigmargiges Geschäftsmodell mit hohem Regulierungsdruck und hoher Kapitalintensität. Erstaunlich ist vielleicht eher, wie der Chart ebenfalls zeigt, in welch engem Band der Bewertungsabschlag sich vor allem über die letzten zehn Jahre bewegt hat.

Kein Grund für Aufholung des Bewertungsabschlags
Für einen Ausbruch nach oben, also eine Verringerung des Bewertungsabschlags, sehen die Experten der DWS für den US-Bankensektor vorerst auch keinen Grund, der Gegenwind sei nämlich zu stark. Zu den Gründen gehören auch die von der DWS erwartete spürbare Abschwächung der US-Konjunktur und ein Anstieg der Insolvenzen. Selbst auf eine mittelfristige Margenverbesserung der größten Institute aufgrund der fortschreitenden Konsolidierung zu setzen, hält die DWS für zu optimistisch. Dafür überraschen einzelne Banken regelmäßig mit größeren operativen Ausrutschern. Auch in den vergangenen zwölf Monate haben die vier größten Institute zwar gut - zusammen rund 115 Milliarden US-Dollar - verdient. Allerdings entfiel fast die Hälfte davon auf eine einzige Bank. (kb)

Dieses Seite teilen