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Donner & Reuschel: Schnell steigende Zinsen sind das größte Risiko

Der Chefvolkswirt von Donner & Reuschel erläutert, warum die Anleihenrenditen noch immer niedrig sind und was deren Anstieg für die Märkte bedeuten könnte.

Carsten Mumm, Donner & Reuschel
Carsten Mumm, Donner & Reuschel© Donner & Reuschel

Trotz aller politischen und pandemischen Risiken spielt für die Kapitalmärkte vor allem die Zinsentwicklung eine entscheidende Rolle, erinnert Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel, in einem aktuellen Marktkommentar.

Druck nimmt zu
Einerseits versuchen sich viele Notenbanken nach jahrelanger ultra-expansiver Geldpolitik in einer Wende mit bereits beschlossenen oder absehbaren Leitzinserhöhungen, etwa die Bank of England oder die US-Notenbank Fed. Auch auf die EZB dürften im Laufe des Jahres vermehrt Forderungen nach ersten Leitzinsanhebungen zukommen, prognostiziert Mumm.

Andererseits müssten Mumm zufolge auch die Zinsen für Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten sowohl in den USA als auch in der Eurozone deutlich steigen – zumindest, wenn man die stark gestiegenen Inflationsraten betrachtet. Doch gerade dieser volkswirtschaftliche Zusammenhang war 2021 nahezu außer Kraft gesetzt. Über die Gründe für die Entkopplung von Zinsen und Inflation kann nur spekuliert werden, erklärt Mumm.

Warum sind die Zinsen noch immer so niedrig?
Möglich sei, dass Anleger dem Argument nur temporär höherer Preissteigerungsraten Glauben schenken. Allerdings vertreten immer weniger Zentralbanker diese Ansicht. Auch könnte eine kommende Rezession eingepreist werden, die mit sinkenden Zinsen einhergehen würde. Angesichts der grundsätzlich positiven Aussichten für die globale Konjunktur ist Mumm zufolge diese Erwartung jedoch eher unwahrscheinlich.

Damit bleibt die zentralbankinduzierte Nachfrage nach Anleihen aufgrund massiver Wertpapierkaufprogramme als Grund für gedeckelte Renditen, erklärt Mumm. Doch abgesehen von der Bank of Japan werden die meisten Notenbanken ihre Kaufvolumina in den kommenden Monaten deutlich reduzieren.

Zwar werden sie zumindest verbal versuchen, zu schnell steigende Zinsen zu verhindern. Trotzdem dürften die auslaufenden Anleihe-Kaufprogramme immer wieder Phasen stärkerer Renditeanstiege auslösen und an den von Niedrigzinsen verwöhnten Börsen zumindest für zwischenzeitliche Korrekturen sorgen.

"Grundsätzlich gestützt werden Aktien, Edelmetalle & Co. allerdings von voraussichtlich anhaltend negativen Realrenditen – da die Teuerungsraten sich auf erhöhten Niveaus einpendeln werden – und der Aussicht auf die Fortsetzung des dynamischen Nach-Corona-Aufschwungs im weiteren Jahresverlauf", betont Mumm abschließend. (aa)

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