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Diese zwei Zahlen könnten die EZB bei ihrer Zinspolitik besänftigen

Bullisch eingestellte Investoren können aufgrund zweier neuer Zahlen betreffend die Kreditvergabe und die Inflation in der Eurozone hoffen, dass die EZB die Zinsen am Donnerstag nur um 25 Basispunkte erhöht.

Christine Lagarde, EZB
Christine Lagarde, EZB© Alex Kraus / Bloomberg

Ein großer Zinsschritt kommenden Donnerstag in der Eurozone ist etwas unwahrscheinlicher geworden, wie zwei Bloomberg-Berichten zu entnehmen ist. So haben zum Ersten die Banken in der Eurozone die Kreditvergabe im ersten Quartal stärker als erwartet eingeschränkt. Grund dafür waren neben den steigenden Zinsen auch die Turbulenzen im Finanzsektor. Das gibt Forderungen nach einer Verlangsamung der Zinsanhebungen der EZB Aufwind.

Knappere Kredite wirken wie höhere Leitzinsen
Laut dem am Dienstag veröffentlichten Bank Lending Survey der EZB haben sich die Kreditstandards im ersten Quartal “weiter deutlich verschärft”. Darin heißt es: “Die Verknappung der Kredite an Unternehmen und für den Erwerb von Wohneigentum war stärker, als die Banken im Vorquartal erwartet hatten, und deutet auf eine anhaltende Abschwächung der Kreditdynamik hin.”

Der Rückgang der Nettonachfrage von Unternehmen war stärker als von den Banken in den vorangegangenen drei Monaten vorhergesagt und der stärkste seit der globalen Finanzkrise, so die Umfrage.

Überdies zeigten die Zahlen, dass sich das Wachstum der Geldmenge M3 - das ist ein Maß für die in der Wirtschaft zirkulierende Geldmenge - im März abschwächte und so langsam war wie seit Oktober 2014 nicht mehr. Auch das Wachstum der Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen schwächte sich ab.

Der Survey ist der erste, der konkrete Hinweise darauf gibt, wie sich der Niedergang der Silicon Valley Bank im März und die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS auf die Kreditvergabe in der Eurozone auswirken, merkt Bloomberg im Bericht an.

EZB-Ratsmitglieder hatten angedeutet, dass die Anzeichen für eine Verschärfung der finanziellen Bedingungen durch den Stress im Bankensektor sie dazu bewegen könnten, die Zinssätze bei ihrer nächsten Entscheidung am Donnerstag um einen geringeren Betrag anzuheben. Es wird erwartet, dass der Rat sich zwischen einem Viertel- und einem halben Prozentpunkt Anhebung entscheiden wird.

Die Verschärfung der Kreditkonditionen ist auf die Risikowahrnehmung und -toleranz der Banken zurückzuführen, für die auch die Zinserhöhungen der EZB eine Rolle spielten, so der Bericht. Die Banken erwarten für das zweite Quartal “eine weitere, wenn auch moderatere” Verschärfung.

Auch Kerninflations-Rückgang spricht für geringere EZB-Straffung
Des weiteren wurde bekannt, dass die Kerninflation im Euroraum erstmals seit zehn Monaten gesunken ist. Mit Blick auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag nährt dies auch dies die Erwartung, dass die Währungshüter ihren Straffungskurs verlangsamen werden.

Volatile Posten wie Kraftstoffe und Nahrungsmittel ausgeklammert, lagen die Verbraucherpreise im April 5,6 Prozent über dem Vorjahresniveau, was auch der Medianschätzung von Bloomberg befragter Ökonomen entsprach. Im März hatte die Teuerung auf solch bereinigter Basis bei beispiellosen 5,7 Prozent gelegen.

Die Gesamtinflation kletterte unterdessen auf 7,0 Prozent. Volkswirte hatten hier mit 6,9 Prozent gerechnet. Der EZB-Zielwert beträgt zwei Prozent. Preistreiber waren Dienstleistungen sowie ein ungünstigerer Jahresvergleich bei den Energiekosten als im März.

25 Basispunkte nun wahrscheinlicher als 50 Basispunkte
Die Verbraucherpreisdaten könnten bei der Debatte im EZB-Rat die Position derjenigen stärken, die statt eines großen Zinsschritts eine weitere Anhebung um nur 25 Basispunkte befürworten, hält Bloomerg News fest.

Ökonomen und Geldmarktinvestoren gehen davon aus, dass sich die Währungshüter am Donnerstag für den Viertelpunkt-Schritt entscheiden werden. Seit letztem Sommer haben sie die Leitzinsen im Euroraum bereits um 350 Basispunkte heraufgesetzt.

Eine Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen ergab vergangene Woche die Erwartung, dass der Einlagensatz von derzeit 3,0 Prozent im Juli mit 3,75 Prozent sein Maximalniveau im Zyklus erreichen werde. (aa)

Das beeinflusste die Inflation in der Eurozone im April

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