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Die heutige Stagflation ist keine Wiederholung im Stil der 70er Jahre!

"Es ist schwer, das, was wir derzeit erleben, nicht als Stagflation zu bezeichnen", sagt Dr. Barry Gilbert, Asset Allokations-Stratege bei LPL Financial Research. Für Investoren gibt es aber einen Lichtblick: Denn die aktuelle Stagflation entscheidet sich von jener der 1970er-Jahre.

© AliFuat / stock.adobe.com

Mit einem flachen Wachstum in der ersten Jahreshälfte, gedämpften Wachstumserwartungen für den Rest des Jahres, einer weiterhin sehr hohen Inflation und einer aggressiven Zinserhöhung durch die Fed haben wir es eindeutig mit der Kombination aus wirtschaftlicher Schwäche und hoher Inflation zu tun, die der "Stagflation" ihren Namen gab.

Es handelt sich jedoch nicht um eine Stagflation wie in den 1970er Jahren
Barry Gilbert, Asset Allokations-Stratege bei LPL Financial Research, ist der Ansicht, dass die endgültigen Folgen dieser Stagflationsperiode wahrscheinlich eher harmlos sein werden. Wie aus dem LPL-Chart des Tages hervorgeht, ist die Arbeitslosenquote trotz der hohen Inflation sehr niedrig geblieben. Die niedrige Arbeitslosenquote hält den "Misery Index" (Arbeitslosenquote + Inflation) im Vergleich zu den 70er Jahren gedämpft und wird wahrscheinlich weiter sinken, da die Inflation im Verhältnis zur steigenden Arbeitslosigkeit schnell fällt.

Anders als vor 50 Jahren

"Lunchbox-Stagflation"
Bei einer so gesunden Entwicklung der Erwerbsbevölkerung kann man von einer "Lunchbox-Stagflation" sprechen. Die Inflation ist hoch, aber die Leute arbeiten", sagt Barry Gilbert. "Die durchschnittliche Arbeitslosenquote während der Stagflationsjahre lag bei 6,7 Prozent, und jetzt sind wir bei 3,7 Prozent. Sie wird sich zwar erhöhen, aber im Vergleich zu den 70er-Jahren wird sie wahrscheinlich niedrig bleiben."

Das ist nicht der einzige Unterschied
Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen ist zwar drastisch gestiegen, sieht aber aus der Perspektive der 1970er und frühen 1980er Jahre immer noch niedrig aus. Und die Zinserhöhungen der Fed sind ein Schock, nachdem der Leitzins jahrelang nahe Null lag und die Politik straff war, aber aus der Perspektive der 1970er und frühen 1980er Jahre bleiben die Zinsen außerordentlich niedrig und werden wahrscheinlich nicht die Extremwerte der früheren Zeit erreichen.

Wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit ist dieses Mal höher
Eine hohe Inflation und höhere Zinssätze sind mit beträchtlichen wirtschaftlichen Schmerzen verbunden, und das Wirtschaftswachstum ist sicherlich anämisch. Aber die Stärke des Arbeitsmarktes, selbst wenn sie sich im Zuge der Straffung durch die Fed abschwächt, dürfte zur wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit beitragen. Dies mag eine Herausforderung für die Unternehmen darstellen, dürfte aber auch die Nachfrage stützen. Die Arbeitslosenquote reagiert oft erst als Letztes bei einer Konjunkturabschwächung, und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession nimmt zu. Sollte es jedoch zu einer Rezession kommen, deuten die relativ günstigen Arbeitsmärkte darauf hin, dass es sich wahrscheinlich um eine flache Rezession handelt. (kb)

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