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Deutschland-Bank von Milliardär Lex Greensill im Fokus der Aufsicht

Als Greensill vergangenes Jahr ein 800 Millionen Dollar schweres Investment des SoftBank Vision Fund für die Entwicklung neuer Technologien und die Expansion seines Handelsfinanzierungs-Imperiums erhielt, ging ein Großteil des Geldes an ein kleine, unrentable deutsche Bank: die Greensill Bank.

Offensichtlich bis in die allerhöchsten Kreise gut vernetzt ist der Financier Lex Greensill, der mittlerweile zum Commander of the Order of the British Empire (CBE) ernannt wurde und damit nur mehr eine Ordensstufe vor dem Ritterschlag steht. 
Offensichtlich bis in die allerhöchsten Kreise gut vernetzt ist der Financier Lex Greensill, der mittlerweile zum Commander of the Order of the British Empire (CBE) ernannt wurde und damit nur mehr eine Ordensstufe vor dem Ritterschlag steht. © Greensill

Vor dem Erwerb durch den australischen Finanzier Lex Greensill 2014 hieß die 93 Jahre alte Gesellschaft NordFinanz Bank. Mit dem Investment aus Japan schwamm sie plötzlich im Geld. Die Bilanz wuchs auf über das Siebenfache. Über dem Marktniveau liegende Zinsen zogen Einlagen an, die dann in Assets investiert wurden, die von der Muttergesellschaft Greensill Capital an Land gezogen wurden.

Bilanzsummensprung
Versiebenfachung der Bilanzsumme ruft Aufsicht und Einlagensicherung auf den Plan

Sanjeev Gupta-Obligo satt
Das rapide Wachstum der in Bremen ansässigen Bank hat laut Bloomberg inzwischen die Aufmerksamkeit der deutschen Finanzaufsicht BaFin sowie der Einlagensicherung auf sich gezogen. Sie befürchten, dass zu viele Vermögenswerte in den Büchern letztlich an dieselbe Quelle gebunden sind: den britisch-indischen Unternehmer Sanjeev Gupta.

Wie zu hören ist, haben die Aufseher das Portfolio überprüft, um das Ausmaß der Verbindungen festzustellen. Sollte die Konzentration das tolerable Maß übersteigen, seien sowohl die Einführung von Obergrenzen als auch zusätzliche Kapitalanforderungen denkbar, hieß es.

Gupta ist aus dem Skandal um Tim Haywood und GAM bekannt
Er investiert unter anderem in marode Stahl- und Kraftwerke und modernisiert sie. Mit Gupta verbundene und von Greensill arrangierte Wertpapiere gehörten zu den Anlagen, die 2018 im Zentrum der Krise beim Schweizer Vermögensverwalter GAM Holding standen und den Starhändler Tim Haywood zu Fall brachten. Sie spielten auch eine wichtige Rolle in Supply-Chain-Finanzfonds der Credit Suisse, für die sich die Bank mit Greensill zusammengetan hat.

Unschöne Klumpenrisiken...
Ein großer Teil des Kreditportfolios der Greensill Bank soll aus Darlehen bestehen, die an Kunden von Unternehmen vergeben wurden, die von Gupta kontrolliert werden. Laut einem Bericht von Scope Ratings aus dem August 2019 hatten Schuldtitel mit Bezug zu einer Gruppe assoziierter Unternehmen einen Anteil von rund zwei Dritteln am Gesamt-Darlehensvolumen der Bank.

... doch nun mehr Diversifikation im Kreditportfolio
Seit der Veröffentlichung des Scope-Berichts wurde der Anteil der mit Gupta in Zusammenhang stehenden Kredite reduziert. Greensill hat bereits eine Reihe von Akquisitionen getätigt, um die Vielfalt seines Handelsfinanzierungsportfolios zu stärken. Unter anderem übernahm er Finacity, einen Spezialisten für die Verbriefung von Forderungen.

Alarmierte Aufsicht und Einlagensicherung
Die hohe Konzentration auf eine einzelne Gruppe bereitet den Behörden, wie zu hören ist, dennoch Sorge. Wenn viele Vermögenswerte an eine Quelle gebunden sind, besteht die Gefahr, dass ein großer Teil der Kapitalerträge verloren geht, sollte diese Quelle verschwinden. Der Bundesverband deutscher Banken, der für das freiwillige Einlagensicherungsprogramm für Kreditinstitute des privaten Sektors zuständig ist, hat kürzlich eine Untersuchung der Greensill Bank abgeschlossen. Die Ergebnisse wurden nicht offengelegt. Informierten Kreisen zufolge ergaben sich jedoch Vorbehalte in Bezug auf die Risikokonzentration im Portfolio der Bank.

“Konstruktive Dialoge”
Die BaFin betrachtet die mit Gupta verbundenen Vermögenswerte in der Bankbilanz den Angaben zufolge als übermäßiges Konzentrationsrisiko und erwägt zusätzliche Kapitalanforderungen sowie eine Begrenzung des Engagements. Eine Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen. Bei einer weiteren Verringerung des Konzentrationsrisikos sei auch möglich, dass von Schritten abgesehen wird. Ein Sprecher der Greensill Bank betonte, das Institut sei “stark kapitalisiert” und erfülle die regulatorischen Anforderungen voll, wie Bloomberg berichtet. Der Forderungsbestand sei vollständig versichert. Mit den Aufsichtsbehörden in Deutschland und allen anderen Ländern, in denen sie tätig ist, stehe die Bank in einem regelmäßigen, konstruktiven Dialog. (kb)

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