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Deutsche Volksbanken poolen eine halbe Milliarde Euro an Kreditrisiko

Rund 80 genossenschaftliche Banken sichern derzeit etwa eine halbe Milliarde Euro an Kreditrisiken über einen wenig bekannten Pool ab, der die Lasten bei einem Ausfall innerhalb der Gruppe verteilt, berichtet Bloomberg. VR Circle heißt das Vehikel.

Dr. Thomas Ridder. Leiter Verbriefungen Genossenschaftsbanken
Dr. Thomas Ridder. Leiter Verbriefungen Genossenschaftsbanken© Archiv

Angesichts der Coronakrise und möglicher Zahlungsschwierigkeiten von Firmenkunden könnte der Mechanismus mit dem Namen VR Circle bei einigen Instituten dazu beitragen, Verluste zu vermeiden.

VR Circle
„Die Banken, die in den vergangenen Jahren immer einen Teil ihrer Kreditrisiken über den VR Circle abgesichert haben, könnten davon jetzt in der Coronakrise profitieren, weil ihr Ausfallrisiko geringer ist”, sagte Thomas Ridder, der sich bei der federführenden DZ Bank um das Projekt kümmert. “Das hilft, Abschreibungen oder Wertberichtigungen in Folge der Pandemie zu verhindern.”

Einer für alle, alle für einen
Teilnehmende Volks- und Raiffeisenbanken bringen zunächst eigene Risiken aus ihren Kreditbüchern in den Pool ein und sichern dann alle im Pool enthaltenen Risiken anteilig ab. “Falls es zu einem Ausfall kommt, stehen die teilnehmenden Banken dafür gemeinsam gerade”, sagte Ridder in einem Bloomberg-Interview.

Statt Klumpenrisiken kleinteiligere Risiken
Die Institute bekommen seinen Worten zufolge so die Möglichkeit, Klumpenrisiken gegen kleinteiligere Risiken einzutauschen. Klumpenrisiken sind für Volks- und Raiffeisenbanken ein Thema, weil viele nur in einer Region tätig sind und dort oftmals eine Branche dominiert, etwa die Autoindustrie.

Stresstest
Steigende Kreditausfälle wegen der Coronakrise werden “erhebliche” Auswirkungen auf den deutschen Bankensektor haben, der schon jetzt zu den schwächsten in Europa zählt, erklärte erst vergangene Woche die Deutsche Bank in einer Studie. Demnach seien hohe Verluste für den Sektor vorprogrammiert. BaFin und Bundesbank hatten einen speziellen Covid-19-Stresstest für kleinere Banken unter nationaler Aufsicht durchgeführt und zumindest teilweise Entwarnung gegeben. Dem Ergebnis zufolge seien die Institute “auch bei einem schweren Einbruch des Bruttoinlandsprodukts im Durchschnitt ausreichend kapitalisiert”, wie es im Juli hieß.

Noch keine erhöhte Risikoentwicklung im VR Circle zu beobachten
Laut Ridder ist im Moment noch keine erhöhte Risikoentwicklung im Portfolio des VR Circle zu beobachten. Das zeige auch, dass die vielen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen in der Coronakrise wirken würden. “Im nächsten Jahr sind einige Ausfälle denkbar, wenn man auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung schaut”, sagt er.

Ausfälle und Prämienzahlungen
In den vergangenen zehn Jahren hatte es im Pool rund 30 Millionen Euro an Kreditausfällen gegeben, die bei 18 Banken beziehungsweise 31 Kreditnehmern angefallen waren. Im Schnitt sind über VR Circle rund 500 Kreditkunden abgesichert. Damit die Ausfall-Quote niedrig bleibt, werden in den Pool nur Risiken von Kreditnehmern aufgenommen, die ein bestimmtes Mindestrating haben und andere Bonitätsanforderungen erfüllen. “Dass wir die Bedingungen angesichts der Coronakrise künftig verschärfen, kann ich nicht ausschließen. Das werden wir mit den Banken besprechen”, sagt Ridder. Bei den teilnehmenden Instituten handelt es sich meist um mittelgroße Volks- und Raiffeisenbanken. Sie bezahlen für die Absicherung eine Prämie.

Sparkassen machen Ähnliches mit dem Kreditbasket
Die Sparkassen-Gruppe betreibt ein ähnliches Absicherungssystem für Kredite. Dort heißt es Kreditbasket. Ende des Jahres werden rund drei Milliarden Euro an Kreditrisiken deutscher Sparkassen eingebunden sein, hatte Bloomberg im Oktober berichtet. (kb)

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