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Deutsche Banken erhöhen Immobilien-Vorsorge drastisch

?Zehn der größten deutschen Banken haben im vergangenen Jahr zusammen über 2,3 Milliarden Euro an Risikovorsorge für Gewerbeimmobilien-Kredite gebildet, wie eine Auswertung von Bloomberg News zeigt. Das ist mehr als die Hälfte ihrer gesamten Rückstellungen für 2023.

© Tobias Arhelger / stock.adobe.com

Hintergrund für die hohe Vorsorge sind die Verwerfungen am Immobilienmarkt. Stark gestiegene Finanzierungskosten, sinkende Gebäudebewertungen und anziehende Büroleerstände haben Kreditnehmer grundsätzlich unter Druck gesetzt. Hinzu kommt das Exposure einiger Banken gegenüber dem bröckelnden Immobilien-Imperium von René Benko.

Signa- und USA-Exposure
Die Helaba hat im vergangenen Jahr mit 556 Millionen Euro die höchste Risikovorsorge für Gewerbeimmobilien getroffen. Die Landesbank gilt als einer der größten Finanziers von Benkos Signa-Konglomerat. Dahinter folgt mit 441 Millionen Euro die Aareal Bank, die nach eigenen Angaben zwar kein Signa-Exposure hat, aber stark in den USA engagiert ist. Dort waren die Turbulenzen bei Büroimmobilien besonders heftig.

Risikovorsorge für Immobilien im Geschäftsjahr 2023
An dritter Stelle bei der Vorsorge ist die Deutsche Bank mit 388 Millionen Euro zu finden. Deutsche Pfandbriefbank, LBBW, HCOB, DekaBank, NordLB und DZ Hyp liegen jeweils zwischen gut 200 Millionen Euro und gut 100 Millionen Euro. Keine Angaben macht die Commerzbank.

Relativ starkes Exposure deutscher Banken im Immo-Kreditgeschäft
Deutsche Banken sind im Vergleich zu Instituten in anderen europäischen Ländern relativ stark im Immobiliengeschäft engagiert. Dieses Geschäftsfeld war lange Zeit sehr attraktiv, da es in Zeiten von Negativzinsen mit höheren Renditen lockte. Die zehn deutschen Banken in der Bloomberg-News-Auswertung kamen Ende vergangenen Jahres auf ein Gesamtvolumen an Gewerbeimmobilienfinanzierungen von rund 300 Milliarden Euro.

Bestand an Gewerbeimmobilien-Krediten zu Ende 2023

Das mit Abstand größte Engagement bei Gewerbeimmobilien hat die LBBW mit rund 63 Milliarden Euro. Das liegt auch an der Übernahme der Berlin Hyp im Sommer 2022. Dahinter folgen die DZ Hyp mit 47 Milliarden Euro und die Helaba mit etwa 43 Milliarden Euro. Deutsche Bank, Pfandbriefbank und Aareal Bank liegen jeweils zwischen 30 Milliarden Euro und 40 Milliarden Euro, die NordLB weist 18 Milliarden Euro aus. Bei Commerzbank, HCOB und DekaBank sind es jeweils knapp zehn Milliarden Euro.

Volumen notleidender Gewerbeimmobilien-Kredite deultich steigend
Kürzlich veröffentlichte Daten der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde für den gesamten deutschen Bankensektor zeigen, dass sich das Volumen notleidender Gewerbeimmobilien-Kredite Ende Dezember auf 13,6 Milliarden Euro belief. Drei Monate zuvor waren es erst 9,7 Milliarden Euro.

Unterschiedliche Systematik erschwert Vergleichbarkeit
Deutsche Banken weisen ihre Daten zu Gewerbeimmobilien nicht nach einer einheitlichen Systematik aus. Die Angaben in der Bloomberg-Auswertung sind daher nicht immer direkt miteinander vergleichbar, bieten allerdings eine Annäherung an das Gesamtbild. Die großen Immobilienfinanzierer BayernLB und MünchenerHyp haben bislang noch keine Zahlen veröffentlicht. (kb)

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