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Deutsche Bank-Investoren empört über versäumte Rechtsstreit-Meldung

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing ist von den Aktionären des Geldhauses kritisiert worden, weil er es versäumt hatte, gesetzliche Bestimmungen vorherzusehen, die einen Teil seiner Ausschüttungsversprechen in Frage stellen.

Deutsche Bank-CEO Christian Sewing
Deutsche Bank-CEO Christian Sewing© Alex Kraus / Bloomberg

Die Ankündigung des Aubaus von Rückstellungen Ende letzten Monats “hat uns wie ein Donnerschlag getroffen”, sagte Deka-Investment-Fondsmanager Andreas Thomae auf der Hauptversammlung der Bank. “Das hat das Vertrauen zerstört”, sagte er und forderte Sewing persönlich auf, zu erklären, wie es zu der “Fehlkalkulation” gekommen sei, wie Bloomberg News berichtet.

Lebhafte Hauptversammlung
Andere Investoren schlossen sich Thomaes Äußerungen an. Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) forderte die Deutsche Bank auf, die Identität ihres Rechtsberater-Teams offen zu legen.

Aktienrückkaufpläne gefährdet
Ein zweiter Aktienrückkauf in diesem Jahr sei “unwahrscheinlicher” geworden, sagte Deutsche-Bank-Finanzvorstand James von Moltke auf der Hauptversammlung. Es ist das bisher deutlichste Eingeständnis des Managements der Bank, dass ihre Ausschüttungspläne durch den Rechtsstreit durcheinandergebracht wurden.

Dotierung von Rückstellungen
Im laufenden Quartal wird die Bank Rückstellungen von bis zu 1,3 Milliarden Euro bilden, wie sie bereits am 26. April mitgeteilt hatte. Einen Tag zuvor hatte das Topmanagement die Quartalsergebnisse in einer Telefonkonferenz mit Analysten erörtert. Dabei hatte sie ihr Versprechen erneuert, in diesem Jahr einen zweiten Aktienrückkauf durchzuführen. Die Gerichtsverhandlung beziehungsweise deren mögliche Auswirkungen wurden dabei nicht erwähnt.

Böse Überraschung im Geschäftsbericht erwähnt
Die Deutsche Bank erklärte diesbezüglich später, vom Ergebnis der Gerichtsverhandlung völlig unvorbereitet getroffen worden zu sein. Zudem verwies sei darauf, “auf Seite 310” des Geschäftsberichts sei die Gerichtsverhandlung erwähnt worden. Die anderen Kapitalausschüttungspläne bleiben nach Angaben der Bank unverändert.

Analysten hatten bereits Zweifel geäußert, ob die Deutsche Bank in der Lage sein werde, ihr Rückkaufversprechen einzuhalten. Bisher hatte sich das Institut jedoch nicht dazu geäußert, ob die Rückstellungen Auswirkungen auf die Pläne hätten.

Leidige Postbank-Geschichte
Bis zu 1,3 Milliarden Euro an Rückstellungen drohen aus einer juristischen Altlast, der Aufarbeitung der in mehreren Schritten ab 2008 erfolgten Postbank-Übernahme. Bei der fühlten sich einige Altaktionäre übervorteilt, weshalb sie vor Gericht zogen. Die Deutsche Bank wähnte sich stets im Recht — bis das OLG Köln Ende April warnte, dass Ansprüche der Postbank-Altaktionäre in Bezug auf die Übernahme des Instituts durch die Deutsche Bank womöglich nicht ganz von der Hand zu weisen seien. (kb)

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