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Dank Provisionsergebnis machen Sparkassen 4,6 Milliarden Euro Gewinn

Deutschlands Sparkassen haben im vergangenen Jahr ihren Gewinn deutlich gesteigert. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft ging zurück, während der Absatz von Wertpapieren ein Allzeithoch erreichte. Das Vorsteuer-Ergebnis klettere um 600 Millionen Euro in die Höhe.

Sparkassenverbandspräsident Helmut Schleweis hat Grund zur Freude.
Sparkassenverbandspräsident Helmut Schleweis hat Grund zur Freude.© DSGV

Das Ergebnis vor Steuern für 2021 kletterte auf 4,6 Milliarden Euro, verglichen mit 4,0 Milliarden Euro Jahr im Jahr zuvor, wie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Mittwoch mitteilte. Dabei gelang es den Sparkassen erstmals, die Provisionsüberschüsse stärker zu steigern, als das Zinsergebnis nachgelassen hat: Einem Minus 314 Millionen beim Zinsergebnis stand ein Plus von 560 Millionen beim Provisionsergebnis gegenüber.

Provisonsüberschuss deutlich gestiegen, auch dank Fondsabsatz
Für das gute Ergebnis
dürfte auch das Wertpapiergeschäft verantwortlich sein. Der Nettoabsatz war mit 29,5 Milliarden Euro der höchste aller Zeiten. “Es ist den Sparkassen gelungen, ihre Kunden stärker vom Wertpapiergeschäft zu überzeugen. Das ist ein großer Erfolg für die Wertpapierkultur in unserem Land”, sagte Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis anlässlich der Bilanzpressekonferenz, von der Bloomberg berichtet. Es empfahl Anlegern, die aktuellen Unsicherheiten auf Grund des Ukraine-Krieges “mit einer langfristig ausgerichteten Anlageperspektive durchzustehen”.

Sinkende Risikovorsorge ebenfalls hilfreich
Entscheidend für die gute Geschäftsbilanz der Sparkassen im vergangenen Jahr war auch die geringe Risikovorsorge im Kreditgeschäft. Sie betrug lediglich 122 Millionen Euro und lag damit rund 91 Prozent niedriger als in 2020.

Ukraine-Auswirkungen eher gering
Die direkten Auswirkungen durch den Krieg in der Ukraine bezeichnete Schleweis als sehr gering. Direkte Russland-Geschäfte würden bei Sparkassen praktisch keine Rolle spielen. Das Russland- und Ukraine-Engagement bei Landesbanken sei klein und werde nicht spürbar werden. In den Fonds der Gruppe spielen Engagements in Russland oder bei russischen Unternehmen ebenso wenig eine Rolle wie in Immobilien in Russland, so Schleweis. Er warnte aber vor Zweit- und Drittrundeneffekten. “Diese werden erst langsam spürbar, sie werden uns aber vermutlich auf längere Sicht belasten”, sagte er.

Kritik an Kapitalpuffern
Kritik übte Schleweis am neuen Systemrisikopuffer für Wohnkredite. Allein bei den Sparkassen fallen damit rund zwei Milliarden Euro hartes Kernkapital für die weitere Kreditvergabe aus, obwohl es großen Wohnungsbedarf gebe. Der neue antizyklische Kapitalpuffer von 0,75 Prozent binde weitere sechs Milliarden Euro hartes Kernkapital, dies entspreche einer Kreditsumme von rund 150 Milliarden Euro. “Durch die jüngsten Maßnahmen der Aufsicht sind durch einen Federstrich bei den Sparkassen Kreditmittel in einem erheblichen Umfang gesperrt”, warnte Schleweis.

Ohne paneuropäisches Zahlungssystem wird es nicht gehen
Der Sparkassen-Präsident warb dafür, sich insgesamt strukturell unabhängiger zu machen. Souveränität sei das Gebot der Zeit, das gelte nicht nur bei Rohstoffen. Europa müsse im Zahlungsverkehr mit internationalen Anbietern auf Augenhöhe kommen. Die Idee eines paneuropäischen Zahlungssystems sei alternativlos. “Wir halten es für falsch, Entscheidungen in diesem Bereich nur mit Blick auf kurzfristige betriebswirtschaftliche Optimierungen zu treffen”, sagte Schleweis. Damit spielte er wohl auf die European Payments Initiative (EPI) an, an der sich die genossenschaftliche DZ Bank und die Commerzbank nicht beteiligen wollen. Schleweis sagte, er hoffe, dass die Wettbewerber hier noch einmal umdächten. (kb)

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