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Credit Suisse setzt für Wende auf Technologie und Reiche

Die Credit Suisse Group will das Geschäft mit ihren vermögenden Kunden ankurbeln und die Kosten durch eine Vereinfachung ihrer Technologie senken, um zwei Jahre voller Skandale und Verluste hinter sich zu lassen.

Thomas Gottstein, CEO der Credit Suisse Group
Thomas Gottstein, CEO der Credit Suisse Group© Credit Suisse Group AG

Die Schweizer Großbank skizzierte in einer Präsentation zum Investorentag detailliertere Pläne zum Ausbau der Sparte Wealth Management. Diesen Ausbau will sie vor allem in Märkten wie Hongkong und Singapur erreichen. Das Risikomanagement der Sparte soll verbessert werden.

Technologiezentralisierung soll Kosten einsparen helfen
An Kosteneinsparungen will das Geldhaus etwa 800 Millionen Schweizer Franken durch Zentralisierung von Technologie erzielen. Davon sollen 200 Millionen Schweizer Franken bis Jahresende, derselbe Betrag nächstes Jahr, und mittelfristig weitere 400 Millionen Schweizer Franken erreicht werden. Die Bank hatte vergangenes Jahr ein konzernweites Kosteneinsparungsziel von mehr als einer Milliarde Schweizer Franken festgelegt, das nun beschleunigt umgesetzt werden soll.

Rückgewinnung von Vertrauen im Zentrum
Chief Executive Officer Thomas Gottstein und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann versuchen, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, das durch Skandale wie den Zusammenbruch von Archegos Capital Management erschüttert wurde, die wichtige Geschäftsbereiche geschwächt und zur Abwanderung von Spitzenkräften geführt haben. Die Credit Suisse hat im vergangenen Jahr fast die gesamte Geschäftsleitung und die Hälfte des Verwaltungsrats ausgewechselt, um die Krise zu überwinden.

Weniger Investment Banking, mehr Wealth Management
Die Credit Suisse hatte bereits im November ihre konzernweite Strategie vorgestellt. Kernelement ist das Zusammenschrumpfen der Investmentbank und die Verlagerung von rund drei Milliarden US-Dollar Kapital zugunsten des Wealth Managements. Gottstein bekräftigte diesen Plan, deutete aber an, dass er sich länger hinziehen könnte, da die Kunden der Bank zuletzt ihren Leverage stärker als erwartet zurückgefahren haben. “Grundsätzlich wollen wir unser Kreditportfolio im Wealth Management weiter ausbauen”, sagte er im Rahmen des Investorentags. “Aber angesichts der Ereignisse in den letzten Quartalen hat sich die Basis für das Wachstum verändert.”

Das Update vom Dienstag enthält keine großen neuen konzernweiten Ziele
Investoren hören im Rahmen der Veranstaltung erstmals vom neuen globalen Wealth-Chef Francesco De Ferrari, der im Januar seinen Posten antrat. Auch die neuen Führungskräfte für Technologie, Compliance und Risiko werden zu den Investoren sprechen.

Privatmarktengagements, Nachhaltigkeit werden ausgebaut
Das Wealth Management will vor allem im Bereich nicht am Kapitalmarkt notierter Vermögenswerte investieren; dort sollen die verwalteten Gelder verdoppelt werden. Weiterhin will sie Programme im Bereich Nachhaltigkeit ausbauen sowie das Geschäft der Vermögensübertragung zwischen Generationen. Bis 2024 erwartet die Credit Suisse darüber hinaus ein mittleres bis hohes einstelliges Wachstum bei der Kreditvergabe an reiche Kunden. Steigende Zinsen sollen zusätzliche Erträge von 800 Millionen Schweizer Franken bringen.

Rückzug und Fokussierung
Nach dem Ausstieg aus den Subsahara-Märkten könnte sich die Credit Suisse aus weiteren Regionen zurückziehen, in denen sie nicht über eine ausreichende Größe verfügt, und sich auf die 20 Märkte konzentrieren, die den Großteil des Geschäftsvolumens der Wealth-Sparte ausmachen.

Risikoreduktion: mehr Compliance und Cyber Security
Angesichts der zunehmenden Wahrscheinlichkeit einer globalen Rezession bekräftigte das Institut seine Bemühungen zur Risikoreduzierung. Das Kreditengagement in Schwellenländern sei im ersten Quartal um 21 Prozent gesunken, das Portfolio von Ramschkrediten um 17 Prozent. Seit 2019 haben die Schweizer etwa 500 Mitarbeiter für Compliance eingestellt. In diesem Jahr soll etwa 70 Prozent mehr für Cybersicherheit ausgeben werden als im Jahr 2020.

Der neue Risikochef David Wildermuth, der in diesem Jahr von Goldman Sachs zur Credit Suisse stieß, sieht schrittweise wieder mehr Raum für einen weniger konservativen Ansatz. “Wir haben die Kapazität, unser Risiko zu erhöhen”, sagte er. “Es gibt gute Chancen auf Risiko, und wir gehen dem schrittweise wieder nach.” (kb)

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