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Credit Suisse gibt nicht mehr Kredit gegen Adani-Sicherheiten

Die Credit Suisse akzeptiert Anleihen der Unternehmensgruppe von Gautam Adani nicht mehr als Sicherheiten für Wertpapierkredite ihrer Private-Banking-Kunden. Die Finanzen des indischen Tycoons werden nach Betrugsvorwürfen des Leerverkäufers Hindenburg Research unter die Lupe genommen.

© Bloomberg / Bloomberg News

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste: Die Privatbanksparte der Schweizer habe den Beleihungswert für die von Adani Ports and Special Economic Zone, Adani Green Energy und Adani Electricity Mumbai Ltd. ausgegebenen Anleihen auf Null gesetzt, berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Zuvor waren etwa 75 Prozent des Nennwerts als Beleihungswert für Anleihen von Adani Ports akzeptiert worden, wie Bloomberg News in Erfahrung bringen konnte.

Andere Banken akzeptieren Adani-Anleihen weiterhin als Sicherheiten
Wie zu hören ist, haben mindestens zwei europäische Privatbanken das diesbezügliche Niveau bisher unverändert gelassen. Eine der beiden gewährt für Dollar-Anleihen von Adani Ports Kredite in Höhe von 75 bis 80 Prozent der Kollateralsumme. Ein möglicher Auslöser für eine Senkung könnte eine Ratingherabstufung sein, hieß es.

Reduziert eine Bank den Beleihungswert auf Null, müssen die Kunden in der Regel andere Sicherheiten wie Bargeld oder andere Wertpapiere nachschießen. Tun sie es nicht, können die auf Pump gekauften Wertpapiere liquidiert werden.

Vorwürfe von Hindenburg Research: aufgeblasene Umsätze und Aktienkurse
Das Firmenimperium von Adani, dem reichsten Mann Asiens, ist ins Schlingern geraten, nachdem Hindenburg Research in einem Bericht behauptete, dass die Gruppe ein Netz von Firmen in Steueroasen nutzte, um Einnahmen und Aktienkurse zu hoch anzusetzen.

Wie alles begann
Aktien von Unternehmen der Adani-Gruppe fielen, nachdem US-Investor Hindenburg Research sagte, dass er Short-Positionen in den Aktien des Konglomerats eingegangen sei. Hindenburg Research beschuldigte Firmen im Besitz des reichsten Mannes Asiens der dreisten Marktmanipulation und des Bilanzbetrugs. Das Vorzeigeunternehmen des Milliardärs, Adani Enterprises und Adani Ports and Special Economic Zone waren letzten Mittwoch um 3,7 respektive 7,3 Prozent trotz des relativ geringen Streubesitzes gefallen. Auch der Zementhersteller ACC und Ambuja Cements, Adanis jüngste Übernahmen, die breiter gehandelt werden, brachen um 7,2 und 9,7 Prozent an gleichen Tag ein. Auch Anleihen mussten Haare lassen

Hindenburgs Bericht vom 24. Januar beschreibt detailliert ein Netz von durch die Adani-Familie kontrollierten Offshore-Mantelgesellschaften in Steuerparadiesen in der Karibik, auf Mauritius und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Es wird behauptet, dass diese genutzt würden, um Korruption zu erleichtern, Geldwäsche und Diebstahl von Steuergeldern zu erleichtern und gleichzeitig Geld von den börsennotierten Unternehmen der Gruppe abzusaugen.

"Böswillig, haltlos" - so der Konter
Der Bericht sei eine bösartige Kombination aus selektiven Fehlinformationen und abgestandenen, unbegründeten und diskreditierenden Behauptungen", so Jugeshinder Singh, Chief Financial Officer der Adani-Gruppe, in einer Erklärung. Der Bericht wurde am selben Tag veröffentlicht, an dem eine wichtige Aktienplatzierung von Adani Enterprises, die darauf abzielt, ein breiteres Netzwerk von Investoren anzusprechen, zur Zeichnung auflag. Der
Zeitpunkt verrate eindeutig eine dreiste, böswillige Absicht, den Aktienverkaufsplan zu untergraben, sagte Singh.

Kritischer Zeitpunkt
Die Breitseite von Hindenburg kommt zu einem kritischen Zeitpunkt für den Hafen- und Energiemagnaten. Adani versucht, sein internationalesProfil zu schärfen, und expandiert aggressiv in neue Industriezweige, darunter Zement und Medien, in seiner Machtbasis Indien, wo er eine enge Beziehung zu Premierminister Narendra Modi pflegt. Die Expansionspläne des Adani-Imperiums sind nämlich eng mit den Entwicklungs- und Wirtschaftszielen der Regierung verbunden, berichtet Bloomberg.

Nummer vier der Welt unter den Milliardären
Im Bloomberg Billionaire's Index stieg Adani im letzten Jahr weiter auf und überholte dabei Bill Gates und Warren Buffett. Sein Vermögen belief sich vor kurzem noch auf 118,9 Milliarden Dollar, was ihn zum viertreichsten Mann der Welt machte. Aktuell ist er aufrgund der jüngsten Turbulenzen gut 35 Milliarden ärmer und rangiert auf Platz zehn mit 84,5 Milliarden US-Dollar.

Hauptvorwürfe
- Identifizierung von 38 Mauritius-Mantelgesellschaften, die von Adanis Bruder, Vinod Adani, oder seinen engen Mitarbeitern in anderen Steuerparadiesen kontrolliert werden.
- Das Offshore-Mantel-Netzwerk scheint für Gewinnmanipulationen genutzt zu werden.
- Die Adani-Gruppe stand bereits im Mittelpunkt von vier größeren Ermittlungen der Regierung im Zusammenhang mit Betrugsvorwürfen.
- Adani Enterprises und Adani Total Gas werden offenbar von einer winzigen Firma geprüft, die keine aktuelle Website besitzt und nur vier Partner und elf Mitarbeitern aufweist sowie nur ein einziges anderes börsennotiertes Unternehmen geprüft hat.
- Der Prüfer scheint kaum in der Lage zu sein, komplexe Prüfungsarbeiten durchzuführen, wenn Adani Enterprises allein aus156 Tochtergesellschaften und vielen weiteren Joint Ventures
besteht.

Adani kämpft
Die Anleihen des Konzerns fielen nach den Vorwürfen auf Rekordtiefs, haben aber seither einige Verluste wieder wettgemacht. Adani Enterprises verfolgte eine Aktienemission im Volumen von 2,5 Milliarden US-Dollar, die aber am MIttwoch letztlich doch noch abgesagt wurde. 2024 fällige Dollar-Anleihen von Adani Green Energy wurden zuletzt zu 81,2 Cents pro Dollar gehandelt und damit 5,7 Cents höher als am Vortag, berichtet Bloomberg. Die 2027 fälligen Bonds von Adani Ports & Special Economic Zone notierten um 1,4 Cents höher bei 82 Cents pro Dollar. Die Anleihen des erstgenannten Unternehmens werden von Moody’s mit Ba3 bewertet, während letztere Papiere mit Baa3 benotet werden. (kb)

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