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Credit: Muzinichs Rückblick und Ausblick zur Jahresmitte

Das erste Halbjahr 2022 zeigt die schlechteste Performance seit Auflegung der Anleihen-Indizes. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession wird in den nächsten zwölf Monaten zum Basisszenario. Und Asien dürfte der Schlüssel zur Wiederherstellung des Vertrauens sein.

George Muzinich, Mastermind und Gründer von Muzinich & Co.
George Muzinich, Mastermind und Gründer von Muzinich & Co.© Muzinich & Co.

Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass die erste Jahreshälfte für Anleger schrecklich war. Ein Blick auf die ICE BofA-Anleihen-Indizes für das erste Halbjahr 2022 zeigt die schlechteste Performance seit Auflegung der Indizes für Staatsanleihen, Investment Grade und High Yield. Für den S&P500 ist es der schlechteste Start in die ersten sechs Monate eines Jahres seit 1970. Und seit 1927 gab es nur zwei weitere Phasen (1932 und 1962), in denen die ersten sechs Monate schlechter waren.

Rohstoffe und Dollar long hätten in H1 positive Renditen gebracht
Ausschließlich eine Kombination aus Energierohstoffen und einer Long-Position im US-Dollar wäre im ersten Halbjahr rentabel gewesen. Im Nachhinein ist klar, warum dies geschah: Kriegsausbruch in Europa, ein totaler Covid-Lockdown im chinesischen Finanzzentrum und die globalen Zentralbanken - allen voran die Fed - haben die Geldpolitik umgestellt von der Bewältigung eines Nachfrageschocks auf die Bekämpfung eines Angebotsschocks.

Ausblick
Für die zweite Jahreshälfte besteht weiterhin das Risiko, dass der Inflationsdruck nicht entsprechend den Erwartungen der Zentralbanken nachlässt und eine immer stärkere Straffung der Politik erzwingt. Die Kaufkraft der privaten Haushalte und die Vitalität der Unternehmen werden wahrscheinlich unter Druck geraten. Dies wird zu geringeren Ausgaben, Personaleinstellungen und Investitionen führen. Die chinesische Wirtschaft gerät weiter ins Stocken, bedingt durch ständige Covid-Lockdowns. Und der Krieg in der Ukraine geht weiter. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession wird in den nächsten zwölf Monaten zum Basisszenario für Ökonomen und Investoren. #

Stabilisierung der Rohstoffpreise wäre wichtig
Damit die Rezession das „Tail-Szenario“ bleibt, braucht es eine Stabilisierung der Rohstoffpreise. Hier gibt es gute Nachrichten: Im bisherigen Jahresverlauf sind die Preise für Industrierohstoffe gesunken. Die Ölpreise erreichten im März ihren Höchststand und schlossen im Juni niedriger als im Mai, da die Verantwortlichen in aller Welt der Energiepreisstabilität auf Verbraucherebene Priorität einräumen.

Vertrauen muss zurückkehren
Asien dürfte der Schlüssel zur Wiederherstellung des Vertrauens sein, da die regionalen Wachstumstreiber das globale Wachstum in der zweiten Jahreshälfte ankurbeln dürften. Den Antrieb dazu dürften die politischen Impulse aus China und Japan in Kombination mit den inländischen Ausgaben aufgrund aufgestauter Ersparnisse nach der überstandenen Omikron-Variante geben.

Chinas Wirtschaft scheint sich zu erholen
Die vorläufigen Daten zu den chinesischen Hausverkäufen für Juni sind im Vergleich zum Vormonat um 61,2 Prozent gestiegen - ein weiteres Zeichen dafür, dass sich die Wirtschaft Chinas erholt. Die Lockerung der Quarantänebeschränkungen und das Verbot, die nationale Krankenkasse zur Finanzierung von Tests heranzuziehen, deuten darauf hin, dass Massen-Lockdowns in China in Zukunft weniger wahrscheinlich sind.

Mehr Aktivität in Asien würde auch das Lieferkettenproblem lösen helfen
Die zunehmende Aktivität in Asien würde auch dazu beitragen, Engpässe in der Lieferkette zu beseitigen, die eine der Ursachen für die übermäßige Inflation sind. Es ist auch möglich, dass einige der von der Trump-Regierung eingeführten Zölle von der Biden-Regierung aufgehoben werden, was die Globalisierungsstimmung weiter anheizen und die Inflationserwartungen dämpfen würde.

Letztlich ist die Messlatte für positive Überraschungen nicht hoch
Bei Muzinich & Co. geht man davon aus, dass ein großer Teil der schlechten Nachrichten bereits in den Finanzwerten und Prognosen eingepreist ist. Es ist wahrscheinlich, dass Verbraucher mit überschüssigen Ersparnissen und sicheren Arbeitsplätzen widerstandsfähiger sind als erwartet, dass Unternehmen mit soliden Bilanzen die Normalisierung der Erträge problemlos bewältigen können und dass die Zentralbanken - sobald die Politik auf ein neutrales Niveau zurückgesetzt wurde - wachstumsfreundlicher werden können.

Good News für Bond-Investoren
Die gute Nachricht für Anleger in festverzinslichen Wertpapieren ist, dass das Timing der Kurserholung vom 1. Halbjahr möglicherweise günstiger ausfällt. Da die Investment-Grade-Indizes jetzt zwischen 4,5 und 5,0 Prozent und die High-Yield-Indizes um die 9,0 Prozent (alle in US-Dollar) rentieren, sind der monatliche Kupon und der Breakeven im Vergleich zum Jahresanfang deutlich höher. Eine weitere gute Nachricht ist, dass die Anleger bei jedem gut ausgewählten Unternehmen, das nicht in Zahlungsverzug gerät, langfristig wieder den Rückzahlungspreis erreichen können. (kb)

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