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Columbia Threadneedle: Wie es bei Bonds und Aktien weitergehen könnte

Steven Bell, Chefvolkswirt EMEA bei Columbia Threadneedle Investments, zeichnet ein aktuelles Bild der Märkte. Bell ist optimistisch für Staatsanleihen, aber skeptisch gestimmt für Aktien.

Steven Bell, Columbia Threadneedle Investments
Steven Bell, Columbia Threadneedle Investments© Columbia Threadneedle Investments

Vor kurzem sah es für Anleihen düster aus: Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen sind von ihrem Tiefpunkt Anfang April um 35 Basispunkte gestiegen, die Renditekurve verschob sich nach oben – und die Preise vieler langlaufende Staatsanleihen fielen. „An steigenden Inflationserwartungen lag das allerdings nicht“, schreibt Steven Bell, Chefvolkswirt EMEA bei Columbia Threadneedle Investments, in einer aktuellen Markteinschätzung.

Doch was ist der Grund für diesen Bärenmarkt bei Anleihen? „Dass die US-Schuldenobergrenze etwas damit zu tun hat, glaube ich nicht“, meint Bell.

Stattdessen führt er die schlechte Performance von Anleihen auf drei Faktoren zurück:

  • Übergang von der quantitativen Lockerung zur quantitativen Straffung:
    Die geldpolitische Wende wurde von den Zentralbanken lange im Voraus angekündigt, woraufhin die Renditen der Staatsanleihen stiegen. Doch warum ein weiterer Anstieg? Bells Vermutung lautet: Die Zentralbanken könnten das Tempo beschleunigen, mit dem sie den Bestand an angekauften Anleihen abbauen. „Sie könnten und sollten die quantitative Straffung beschleunigen“, ist Bell überzeugt.
  • Eine Kreditverknappung
    Eine Kreditverknappung – eine natürliche Folge der Leitzinserhöhungen – findet derzeit statt. Eine plötzliche und drastische Einschränkung der Kreditvergabe scheint es allerdings nicht zu geben. Und auch die Anzeichen einer Abschwächung auf dem US-Arbeitsmarkt hätten sich als falsch erwiesen, da die steigende Zahl an Anträgen auf Arbeitslosenunterstützung sich als Betrug herausstellte.
  • Terminhändler verkaufen Long-Positionen in Staatsanleihen:
    Mit dem Anstieg der Renditen mussten Händler an den Terminmärkten, die Long-Positionen in Staatsanleihen besaßen, ihre Positionen abbauen und Anleihen verkaufen. Diese Art von Reaktion gibt es immer – in letzter Zeit war sie aber ungewöhnlich stark ausgeprägt.

Wie geht es nun weiter?
„Ich denke, dass der jüngste Renditeanstieg Anleihen attraktiv macht“, betont Bell. Zwar bedeute die quantitative Straffung, dass das Angebot größer wird. Doch der Preis habe sich bereits angepasst, und die Nachfrage werde sich von anderen Anlageklassen nun wieder auf Anleihen verlagern. Bereits jetzt zeigt sich ein geringeres Interesse an Unternehmensanleihen.

Für die USA sieht Steven Bell derzeit schwarz
Zwar seien einige US-Wirtschaftsdaten in letzter Zeit besser ausgefallen, doch das gelte nicht für alle Bereiche. So seien die Hypothekenzinsen nach einem kurzen Rückgang zwischen Oktober 2022 und Anfang Februar fast wieder auf dem vorherigen Höchststand und ein erneuter Abschwung sei wahrscheinlich.

So sei der Capex-Tracker von Goldman Sachs in den negativen Bereich gefallen – ein Anzeichen dafür, dass US-Unternehmen ihre Investitionen kürzen.

Grund sei größtenteils der Druck auf die Gewinnspannen. „Wenn Unternehmen Investitionen kürzen, bauen sie in der Regel auch Arbeitsplätze ab“, so Bell. Für ihn steht fest: Die US-Rezession ist eher aufgeschoben als aufgehoben.

Vor diesem Hintergrund geht Bell von einer Erholung der Kurse bei Staatsanleihen aus. „Dies würde Aktien stützen, aber da die Unternehmen unter Druck stehen, dürften auch Aktien stagnieren“, so der Chefökonom. (aa)

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