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Citigroup warnt: EZB-Bondkauf-Programme reichen bei Weitem nicht aus

Selbst nach der Aufstockung des Pandemie-Programms zum Kauf von Anleihen bleibt der Impuls der Europäischen Zentralbank hinter dem Finanzierungsbedarf des Euroraums zurück, sagen Experten der Citigroup.

© Sergii Figurnyi / stock.adobe.com

Citigroup schätzt, dass die Erhöhung des Programms um 600 Milliarden Euro durch die EZB voraussichtlich etwa 150 Milliarden Euro unter dem Anstieg des Bond-Angebots des Währungsgebiets liegen wird, wie aus einer Note an Kunden hervorgeht, aus der Bloomberg zitiert. Wenn sich das Ungleichgewicht verschärfe, bestehe die Gefahr, dass die Refinanzierungskosten für einige der am stärksten verschuldeten Länder des Euroraums, insbesondere Italien, stiegen, heißt es da.

Nicht genug
EZB-Bondkäufe bleiben hinter den Finanzierungsbedürfnissen der Staaten zurück.

Volle Orderbücher
Dies liegt daran, dass das EZB-Programm ein wesentlicher Motor für die Nachfrage nach europäischen Anleihen gewesen ist. Die Ausweitung der Bond-Emissionen europäischer Regierungen traf so auf massive Auftragsbücher. Irland, Spanien und Griechenland haben am Dienstag mit Anleihen mehr als 20 Milliarden Euro eingesammelt und - eine Offerte Großbritanniens miteingerechnet - Orders im Volumen von über 240 Milliarden Euro erhalten. Italien kündigte am Montag die Begebung einer neuen Anleihe an, die sich an inländische Investoren richtet. Deutschland und Finnland waren am Mittwoch am Markt, und das französische Finanzministerium kündigte an, dass es seine Anleiheemission im laufenden Jahr um über 30 Milliarden Euro aufstocken werde.

Der Kreditbedarf Europas in diesem Jahr ist enorm
Dies deshalb, weil die Regierungen die Wirtschaft der Region gegen die möglicherweise stärkste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg abschirmen wollen. Bloomberg Intelligence schätzt, dass die Staaten des Euro-Währungsgebiets in diesem Jahr mindestens 1,2 Billionen Euro mittels Anleihen einsammeln müssen, aber diese Zahl könnte steigen. Darüber hinaus könnte laut Citigroup das Angebot an kurzfristigen Schuldtiteln 1 Billion Euro übersteigen. Das Pandemie-Anleihekaufprogramm der EZB beläuft sich auf 1,35 Billionen Euro. “Solche Angebotsvolumina hinterlassen Spuren auf dem Markt”, schrieben die Strategen von ING Groep unter der Leitung von Padhraic Garvey. “Der Schulden-Tsunami geht weiter.” (kb)

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