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Chinas Corporate Bonds auch 2021 unter Stress

Der Zahlungsausfall der staatlichen chinesischen Yongcheng Coal & Electricity Holding Group sät Zweifel am Wert von – durch chinesische Agenturen – top bewerteten Corporates. Die Rating-Agentur Fitch sieht für 2021 ähnliche Risiken wie für 2020.

Verbranntes Geld – noch keine hohen Summen, Zweifel am System sind aber gesät.
Verbranntes Geld – noch keine hohen Summen, Zweifel am System sind aber gesät.© Dmytro / stock.adobe.com

Die Default-Summe war nicht hoch, hatte es aber ob der Charakteristik des Emittenten in sich: Denn der Zahlungsausfall auf einen Bond über rund 100 Millionen Euro betraf die staatliche chinesische Yongcheng Coal & Electricity Holding Group – ein Unternehmen das bis dahin von chinesischen Ratingagenturen mit einem Top-Rating von AAA bedacht wurde.

Der Default bringt Unruhe in Chinas Corporate Bond-Markt und hat abermals für harsche Kritik am Ratings-System der Volksrepublik gesorgt. So erklärt Wang Qian, Professor der Finanzwissenschaft an der Tongji University gegenüber Reuters: "Mehr als 90 Prozent der jüngsten Defaults hatten zum Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit ein Rating von zumindest 'A'". In der Kritik steht auch die Praxis der Banken, Bonds von Unternehmen zu platzieren, denen sie selbst keinen Kredit mehr geben – die Emissionssumme wird dann zur Deckung dieser Schulden verwendet.

Bei der angloamerikanischen Ratingagentur Fitch hat man den Fall zum Anlass genommen, sich das chinesische Corporate Bond-Segment näher anzusehen. Unter dem Hinweis, dass man selbst kein Rating für den staatsnahen Konzern vorgenommen habe, ortet die Agentur anhaltenden Stress für den Markt – auch für das Jahr 2021.



Gegenüberstellung von Bond-Fälligkeiten staatsnaher (SOE) und privater (POE) chinesischer Unternehmen



Mit Yongcheng hätten demnach im laufenden Jahr sechs SOE (State Owned Enterprises), also verstaatlichte oder staatsnahe Betriebe einen Default angemeldet, was sich in etwa mit den Niveaus der beiden Vorjahre deckt.

Trotz aller Schwäche staatsnaher Betriebe, sei deren Default-Risiko aber deutlich niedriger als das der Privaten (POE; Privately Owned), von denen 20 Zahlungsunfähigkeit anmeldeten, was wiederum Papiere im Wert von 49,2 Milliarden Yuan, beziehungsweise sechs Milliarden Euro, betraf. Die Zahl könnte laut Fitch "den wahren Stress untertreiben, weil es Default-Kandidaten mitunter gelungen ist, informelle Einigungen mit den Gläubigern, wie spätere Zahlungen, zu verhandeln."

Offshore Corporates: Fälligkeiten nach Segment und Währung



Insgesamt werde die Anzahl der Fälligkeiten von anfälligen POE-Fälligkeiten im kommenden Jahr zurückgehen, "wir erwarten aber nicht, dass sich das Volumen an POE-Defaults im selben Maß reduziert", wie es in dem Fitch-Report heißt.

Offshore-Defaults sollten sich 2021 generell auf dem selben Niveau bewegen, wie 2020, weil "die meisten Papiere von Finanzierungsvehikeln der Lokalregierungen oder Immobiliengesellschaften stammen, die beide über hohe Refinanzierungskapazitäten verfügen." (hw)

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