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Chefanalyst: Euro und Euroland stehen vor dem Niedergang

Da sich die EZB weigert, die Inflation effizient zu bekämpfen, besteht das Risiko einer langwierigen Stagflation, meint Markus Blaschzok, Chefanalyst der Solit-Gruppe, der einen Leitzins im zweistelligen Prozentbereich für notwendig erachtet, um das Übel an der Wurzel zu packen.

Markus Blaschzok, Chefanalyst der Solit-Gruppe
Markus Blaschzok, Chefanalyst der Solit-Gruppe© Solit Gruppe

"Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Donnerstag ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 0,5 Prozent angehoben und damit das elf Jahre dauernde planwirtschaftliche Experiment der Nullzinspolitik beendet. Die EZB liegt damit weit hinter der Kurve, da der Leitzins aufgrund der historisch hohen Inflationsrate im Euroraum bei 8,6 Prozent längst über 13 Prozent liegen müsste", schreibt Markus Blaschzok, Chefanalyst der Solit-Gruppe in seinem aktuellen Marktkommentar.

Wollte die EZB die hohe Preissteigerung, die man selbst durch das Drucken von Geld zu verschulden hat, wirklich bekämpfen, so hätte sie die Macht dazu. Um die Kaufkraft des Euros zu erhalten, bräuchte sie lediglich die Manipulation des Anleihenmarktes aufgeben und einen Zinsanstieg zulassen, während man die ausgeweitete Geldmenge wieder reduziert, empfiehlt Blaschzok.

"Genossen" und "Zombies"
Bei steigenden Zinsen würde es die europäische „Zombiewirtschaft“ mitsamt der politischen Union zerreißen, weshalb die laut Blaschzok "Genossen" in der EZB davor zurückschrecken. Kaum steigen die Zinsen für Staatsanleihen ein wenig Richtung eines fairen Marktniveaus, droht bereits der Kollaps der hochverschuldeten europäischen Südstaaten, wie beispielsweise Italien. Das Drucken von Geld habe die Probleme von 2008 nicht gelöst, sondern nur in die Zukunft verschoben und die Lage zusätzlich verschärft. Deshalb hat die EZB den neuen Rettungsschirm „TPI“ (Transmission Protection Instrument) gespannt, mit dem sie Anleihen dieser vor dem Bankrott stehenden Staaten unbegrenzt aufkaufen und so die Schuldenlast der einzelnen Staaten für einige Zeit senken kann. Staatsanleihen der noch halbwegs solventen Eurostaaten werden hingegen verkauft und deren Renditen steigen künstlich an, womit die solventen Nationen die Zinsen der insolventen Staaten bezahlen werden. Das TPI ist der Grundstein für ein neues künftiges QE-Programm und somit für mehr Inflation, hält Blaschzok fest.

EZB in der Bredouille
Marktkräfte lassen sich Blaschzok zufolge wie Naturgesetze jedoch nicht dauerhaft verbiegen und es stelle sich die Frage, wie viele Staatsanleihen die EZB aufkaufen kann, um einen Zinsanstieg der Staaten zu verhindern, ohne dabei neues Geld drucken und ihre Bilanz wieder vergrößern zu müssen. Wohin die Reise geht, steht längst fest, wobei sich nur noch das Ende dieser Reise etwas hinauszögern lässt.

Nullzinspolitik und planwirtschaftliche Eingriffe hätten Blaschzok zufolge zu einer Überschuldung und einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit Europas geführt, weshalb es nun vor einem Zusammenbruch stünde. "Selbst bei einer Fortsetzung der Nullzinspolitik würde diese Zombiewirtschaft in eine nicht mehr endende Rezession und Niedergang abgleiten – bei gleichzeitig hohen Inflationsraten. Weitere Zinsanstiege lassen sich daher nur dann verlangsamen, wenn die EZB als Käufer der letzten Instanz Staatsfinanzierung betreibt und die Geldmenge weiter ausweitet. Wie das ausgehen kann, hatten zuletzt die Hyperinflationen in Zimbabwe und Venezuela gezeigt. Ich habe bereits 2018 und 2019 in vielen Artikeln darauf hingewiesen, dass die Positionierung der EZB unausweichlich in eine langandauernde Stagflation führen wird", betont Blaschzok in eigener Sache.

Würde die EZB wirklich die hohen Inflationsraten bekämpfen wollen, indem man dem Markt die Liquidität wieder entzieht und die Zinsen ansteigen lässt, so würde die Wirtschaft sofort in die stärkste Rezession rutschen, die Europa seit dem zweiten Weltkrieg sah, meint Blaschzok.

Aus diesem Grund weigere sich die Europäische Zentralbank die Inflation zu bekämpfen und plane stattdessen eine gezielte Entwertung des Euros, sowie die Enteignung der Vermögen. Die Rezession und der Niedergang der Wirtschaft lassen sich Blaschzok zufolge nicht verhindern, doch durch diese Maßnahmen lasse sich der eigene Machtverlust in der Politik verhindern, worauf alle Maßnahmen der EZB ausgerichtet seien.

"Bei der staatlichen Berichterstattung, wonach der Zinsschritt stark sei und das Ziel verfolgen würde die Inflation konsequent zu bekämpfen, handelte es sich nur um abstruse staatliche Propaganda, die die Bevölkerung ruhig halten soll", moniert Blaschzok.

Es muss erst schlimmer werden, bevor es besser wird
Die einzige Möglichkeit, um die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen, ist Blaschzok zufolge genau das Gegenteil von dem zu tun, was man die letzten 40 Jahre gemacht hat. Es seien scharfe Deregulierungen und Steuersenkungen nötig, bei gleichzeitiger Schrumpfung des Staatsapparats mit einem Rückzug der Politik aus Wirtschaft und Gesellschaft.

"Europa als politische Einheit, sowie die Währungsunion waren und sind totalitäre Utopien, die abgewickelt werden müssen, wenn der Wohlstand wieder wachsen und es eine gute Zukunft in Freiheit und Wohlstand für künftige Generationen geben soll. Entweder lässt man den Menschen und deren Wirtschaft die Freiheit zu wachsen und zu gedeihen oder der planwirtschaftliche Niedergang wird sich fortsetzen, bis nichts als Ruinen übrigbleiben, ebenso wie in allen ehemaligen sozialistischen Ländern", schreibt Blaschzok.

Die Rezession käme jedoch in jedem Fall, da Jahrzehnte politischer Eingriffe in die Wirtschaft und das Geldsystem zu gigantischen Fehlallokationen geführt haben, die erst bereinigt werden müssten, bevor es wieder aufwärts gehen könne.

Wir würden Blaschzoks Einschätzung nach in den nächsten Jahren eine anhaltende Rezession bei gleichzeitig steigenden Preisen erleben. Die Stagflation werde sich fortsetzen und der Immobilien- sowie der Aktienmarkt aufgrund der steigenden Zinsen zunehmend kollabieren. Die Notenbanken würden mit dem Drucken von Geld reagieren und die Preise weiter ansteigen. Diese Krise werde erst dann ein Ende finden, wenn die Zinsen über längere Zeit wieder deutlich im zweistelligen Bereich notierten und alle durch die planwirtschaftlichen Eingriffe erzeugten Fehlallokationen weggewaschen würden.

Was kaufen?
Gold und Silber würden in dieser Zeit die stark nachgefragten sichere Häfen sein, deren Preise durch die Decke schießen würden. Auch die Gold- und Silberminen würden davon überproportional profitieren können. "Man sollte daher weiter in Gold und Silber investieren, da wir erst am Anfang der Krise stehen und diese erst bei viel höheren Zinsen in einigen Jahren ihr Ende finden wird", empfiehlt Blaschzok abschließend. (aa)

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