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Capital Group über aussichtsreiche Frontiermärkte

Ein Rentenspezialist der Capital Group erklärt, welche Frontierländer am besten aus der Pandemie herauskommen könnten und wo institutionelle Investoren auf mittlere Sicht ein gutes Chancen-/Risikoverhältnis vorfinden.

Peter Becker, Capital Group
Peter Becker, Capital Group© Capital Group

Für die westlichen Märkte war die Coronakrise ein exogener Schock. In den Frontiermärkten mit ihrer jüngeren Bevölkerung und leichteren Lockdowns waren die wirtschaftlichen Folgen umfangreich, aber weniger gravierend. Peter Becker, Fixed Income Director bei Capital Group, analysiert in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag den Zustand der Frontiermärkte und welche Länder aus Investorensicht Potenzial bieten: (aa)


In vielen Ländern ließ die Pandemie das Wirtschaftswachstum einbrechen – die Frontiermärkte waren keine Ausnahme. Dabei waren die wachstumsstärkeren unter ihnen weniger betroffen. Volkswirtschaften wie Äthiopien und Benin, die vor der Pandemie hohe Wachstumsraten aufwiesen, hielten auch die Krise bisher besser durch als die bereits zuvor schwächelnden Märkte Ecuador und Tunesien.

Wirtschaftswachstum: Emerging Markets von morgen vs. Wachstumsmotoren
Zu den sogenannten „Emerging Markets von morgen“ zählen höher entwickelte und reichere Länder wie Nigeria, Kamerun, Gabun, Angola und Sri Lanka. Nigeria leidet als Rohstoffexporteur das Land unter dem Ölpreiseinbruch zu Beginn der Pandemie. Sri Lanka hingegen hängt vom Tourismus ab, der unter den Beschränkungen litt. Die Länder dieser Gruppe dürften, bei aufschwingender Wirtschaft und Tourismus, wieder stärker wachsen als Länder mit strukturellen Problemen wie Ecuador oder Sambia. Ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) wie vor Corona dürften diese Frontier Markets erst 2022 erreichen.

Eine weitere Gruppierung in den Frontiermärkten sind die Wachstumsmotoren. Diese, meist afrikanischen, Länder erholen sich wegen ihres strukturellen Wachstums schnell – und sind oft sogar einer Rezession entgangen. Hierzu zählen Benin und Äthiopien, aber auch reichere Länder wie der Senegal, die Elfenbeinküste, Kenia und Ghana.

Einfluss der Pandemie auf die Staatsschulden
Ein weiteres Kriterium zur Bewertung der Frontiermärkte ist deren fiskalpolitische Antwort auf Corona. So schütteten reichere, höher entwickelte Länder meist mehr Hilfen aus als ärmere. Die Steuereinnahmen gingen zurück, während die Staatsausgaben stiegen, sodass die Haushaltsdefizite anschwollen. Ausnahmen hiervon sind Mosambik, Sambia und Ghana deren Fiskalpolitik stark antizyklisch war, während sich Angola und Gabun um niedrige Defizite bemühten.

Auch gibt es einen Zusammenhang zwischen der Brutto-Staatsverschuldung vor und der Neuverschuldung während der Coronakrise: Hoch verschuldete Länder häuften tendenziell mehr Schulden an, niedriger verschuldete Länder weniger. Das angolanische Haushaltsdefizit war vor Corona eines der niedrigsten der Region. Grund für den starken Anstieg der Verschuldung war größtenteils die Abwertung der Landeswährung. Als Ölexporteur profitierte das Land vom stärkeren US-Dollar, weil die Einnahmen aus dem Ölgeschäft so zunahmen. Im Gegenzug stiegen aber die Ausgaben für alles andere.

Für die Entwicklung der Staatsverschuldung in den Frontiermärkten ist es ebenso wichtig, wie sich das Verhältnis aus Zinsaufwand und Steuereinnahmen verändert. Je kleiner das Verhältnis, desto gesunder die Volkswirtschaft. Manche gering verschuldeten Länder mit hohen Zinszahlungen, etwa Nigeria, haben hier Potenzial, während andere Länder die Steuereinnahmen kaum noch steigern und das Verhältnis aus Zinsen und Einnahmen schwerlich senken können – so Tunesien.

Doch Schuldenstand und Zinsaufwand können sich ändern. Wichtiger für Investoren sollte die Entwicklung der Fundamentaldaten sein. Länder mit hohen Staatsschulden und Zinsaufwand können attraktiv sein, wenn ihre Fundamentaldaten gut sind – das trifft zum Beispiel auf Angola zu.

Corona als Katalysator
Die Coronakrise hat an den zugrundeliegenden Trends der Frontiermärkte wenig verändert, sondern sie vertieft: In wachstumsstarken Ländern schrumpfte die Wirtschaft oft weniger als in den schon vor der Pandemie wachstumsschwachen Ländern. Unterdessen haben Länder mit hohen Defiziten und Staatsschulden mehr Schulden gemacht als niedriger verschuldete Länder. Wachstumsmotoren wie die Elfenbeinküste werden daher auch besser aus der Krise kommen als Länder mit strukturellen Problemen wie Ecuador.

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