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Bondhändler: Fed senkt Zinsen bis Juni, weil Bankenstress zunimmt

Anleihenhändler gaben am Freitag ihre Wetten auf eine Zinserhöhung der Federal Reserve im Mai auf und setzten verstärkt darauf, dass die nächste Zinssenkung bereits im Juni erfolgen wird, da sich die USA einer Rezession nähern.

© sewcream / stock.adobe.com

Globale Anleihen zogen am Freitag an, da erneute Besorgnis über den Bankensektor die Nachfrage nach sicheren Häfen schürte. Gleichzeitig stieg die Überzeugung, dass die Zentralbanken ihren Schwerpunkt von der Inflationsbekämpfung auf die Sicherung der Finanzstabilität verlagern müssen. Von den zweijährigen bis zu den zehnjährigen Laufzeiten fielen US-Staatsanleihe-Renditen auf die niedrigsten Niveaus in diesem Jahr, die der zweijährigen um bis zu 28 Basispunkte. Die zweijährigen deutschen Renditen fielen um 31 Basispunkte, wie Bloomberg berichtet. Der Rückgang der US-Renditen wurde eingegrenzt, nachdem Konjunkturindikatoren für März stärker als erwartet ausgefallen waren.

Mai-Leitzinserhöhung für die USA ausgepreist, genauso wie auch für EZB, BoE
Am Swap-Markt für Wetten auf die Ergebnisse bestimmter Fed-Sitzungen war eine Zinserhöhung um einen Viertelpunkt im Mai zwischenzeitlich vollständig ausgepreist. Anfang dieser Woche wurde eine solche Anhebung noch für wahrscheinlich gehalten. Die Swapsätze preisen weiterhin Zinssenkungen von insgesamt mehr als einem Prozentpunkt bis zum Jahresende ein, was den Markt auf Kollisionskurs mit der Notenbank bringt.

Zinssenkungen sind für Powell kein Basisszenario
Nachdem die Fed die Zinsen am Mittwoch zum neunten Mal angehoben hatte, sagte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell, dass Zinssenkungen nicht sein “Basisfall” seien. Händler reduzierten auch die Wetten auf eine weitere Straffung der Geldpolitik durch andere wichtige Zentralbanken, indem sie weitere Anhebungen um einen Viertelpunkt durch die Europäische Zentralbank und die Bank of England (BoE) auspreisten.

Anleger suchten nach sicheren Häfen
Dies ist der Fall, nachdem Bloomberg News berichtet hatte, dass die Credit Suisse und die UBS zu den Banken gehören, die im Rahmen einer Untersuchung des US-Justizministeriums unter die Lupe genommen werden. Das Ministerium will wissen, ob Finanzprofis russischen Oligarchen geholfen haben, die Sanktionen zu umgehen. Bankaktienkurse brachen ein, bei der Deutsche Bank um bis zu 15 Prozent, was dem stärksten Rückgang seit März 2020 entsprach. US-Finanzministerin Janet Yellen berief am Freitagmorgen die Chefs der obersten US-Finanzaufsichtsbehörden zu einer zuvor nicht geplanten Sitzung des Financial Stability Oversight Council ein.

Zinserhöhungszyklus vorbei?
“Wir glauben, dass dies die letzte Zinserhöhung in diesem Zyklus gewesen sein könnte”, sagte Kelsey Berro, eine Portfoliomanagerin für festverzinsliche Wertpapiere bei J.P. Morgan Asset Management, im Bloomberg-TV. “Die Zwei-Jahres-Rendite zeigt uns genau das.”

Investors suchen sichere Häfen
Zweijährige Treasury-Renditen fallen mehr als 50 Basispunkte seit dr Leitzinsanhebung vom Mittwoch, wie der folgende Bloomberg.Chart illustriert:

Versteilerung 5-30, geringere Inversion bei 2-10
Der Abstand zwischen den Renditen Fünf- und 30-jähriger US-Staatsanleihen stieg auf ein Jahreshoch von 37,4 Basispunkten, wobei die Versteilerung ein Zeichen dafür ist, dass die Investoren erwarten, dass die Fed bald zu einer Zinssenkung übergehen wird. Der Abstand zwischen zwei- und zehnjährigen Treasury-Renditen, der seit Juli durchgehend invertiert ist, hat sich ebenfalls stark vergrößert. Die zweijährigen Renditen übersteigen die zehnjährigen Renditen um etwa 35 Basispunkte, verglichen mit 111 Basispunkten am 8. März, dem Extremwert in diesem Inversionszyklus.

Marktbewegungen vom Freitag setzten eine Rallye bei Anleihen fort
Diese Rallye wurde durch die ersten US-Bankenpleiten seit 2008 und die von der Schweizer Regierung eingefädelte Rettung der Credit Suisse am vergangenen Wochenende ausgelöst. Sie verstärkte sich am Mittwoch, nachdem die US-Notenbank ihre Äußerungen zur möglichen weiteren Straffung der Geldpolitik abgemildert hatte, auch wenn sie die Zinsen um einen weiteren Viertelpunkt anhob.

Mark Grant, globaler Chefstratege bei Colliers Securities, sagte in einer Mitteilung an Kunden am Freitag, die Bloomberg News vorliegt, dass “Die Fed einfach aufhören sollte”. Jeffrey Gundlach, Chief Investment Officer von DoubleLine Capital, erklärte gestern auf Twitter, dass die Fed seiner Meinung nach die Zinssätze bald deutlich senken werde. (kb)

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