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BlueBay: Welche Anleihensegemente derzeit interessante Renditen bieten

Der Chefanlagestratege von BlueBay Asset Management untersuchte einige der wichtigsten Rentensegmente und erläutert, wo er nach den Kursverlusten inzwischen ein ausreichend gutes Chancen-/Risikoverhältnis sieht, das einen (Wieder)Einstieg rechtfertigt.

David Riley, Blue Bay AM
David Riley, Blue Bay AM© Blue Bay AM

Ob bei festverzinslichen Rentenpapiere eine Trendwende in Sicht ist und welche Anleihesegmente einen näheren Blick wert sind, erläutert David Riley, Chief Investment Strategist bei BlueBay Asset Management.

Die vergangenen zwölf Monate waren für den globalen Anleihemarkt die schlimmsten aller Zeiten. Der Bloomberg Global Aggregate Bond Index ist ausgehend von seinem Höchststand Anfang vergangenen Jahres um mehr als 20 Prozent gesunken. Der Grund dafür liegt in den Zinserhöhungen der Zentralbanken, mit denen die Notenbanker verspätet versuchen, die sich auf dem höchsten Stand seit mehreren Jahren befindende Inflation einzudämmen. Anleger fragen sich Riley zufolge nach dieser dramatischen Neubewertung, ob die weltweite Anleihebaisse nun vorbei ist.

Die gute Nachricht für Investoren ist laut Riley, dass aufgrund des Bärenmarkts negativ verzinste Anleihen der Vergangenheit angehören, festverzinsliche Wertpapiere wieder laufende Erträge abwerfen und Chancen bei Unternehmensanleihen entstanden sind. Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass die Inflation noch nicht gebändigt und der Zinserhöhungszyklus der Zentralbanken noch nicht abgeschlossen ist. Die Herausforderung für Anleger besteht nun darin, die sich bietenden Gelegenheiten zu nutzen.

Renditen so hoch wie seit der Finanzkrise nicht mehr
Die Renditen vieler sicherer Staatsanleihen sind auf dem höchsten Stand seit der globalen Finanzkrise 2008/2009. Der Anstieg ging jedoch größtenteils mit zunehmenden mittelfristigen Inflationserwartungen einher. Während US-Staatsanleihen mit Blick auf die Inflationserwartungen positive Realrenditen bieten, sind diese in Europa weiterhin negativ. Auch wenn der Inflationsanstieg insbesondere auf die Corona-Pandemie und den Anstieg der Energiepreise zurückzuführen ist: Die Zentralbanken werden die Zinsen so lange anheben, bis sie davon überzeugt sind, dass die Teuerung wieder in Richtung des Zielwerts zurückgeht, hält Riley fest.

Langlaufende Bonds haben noch immer ihren Stellenwert im Portfolio
Dennoch bleiben Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten attraktiv für Anleger, die ihre wachstumssensibleren Portfoliobestandteile diversifizieren möchten. Die Aussichten für die Weltwirtschaft verschlechtern sich, da wiederholte Corona-Lockdowns und ein Immobiliencrash die chinesische Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen und Europa durch die von Russland ausgelöste Energiekrise in eine Rezession geraten dürfte.

Ein stärker als erwartet ausfallender globaler Wirtschaftsabschwung wird den Rückgang der Inflation beschleunigen, die Zinserwartungen senken und zu einer Erholung bei Anleihen führen. So können sie dazu beitragen, Verluste aus wachstumssensibleren Anlagen im Portfolio auszugleichen, prognostiziert Riley.

Höhere Spreads bei Unternehmensanleihen
Unternehmensanleihen haben in diesem Jahr aufgrund höherer Zinsen, aber auch aufgrund einer deutlichen Ausweitung der Spreads eine deutliche Preisanpassung erfahren. US-Unternehmensanleihen mit Junk-Rating bieten Riley zufolge eine Rendite von etwa 8,5 Prozent. Damit liegt sie deutlich über der mittelfristig erwarteten Teuerung und sogar höher als die aktuelle Spot-Inflation. Das Refinanzierungsrisiko sei sehr gering und die durchschnittliche Anleihequalität der Unternehmen am Hochzinsmarkt sei so hoch wie nie zuvor. "Spreads in Höhe von rund 500 Basispunkten – oder 5,0 Prozent – für hochverzinsliche US-Unternehmensanleihen entschädigen die Anleger unseres Erachtens angemessen für die erwarteten steigenden Ausfallraten in den kommenden zwölf Monaten", merkt Riley an.

In Europa erzielen Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating eine Rendite von knapp 3,75 Prozent bei einem Renditeaufschlag von rund 200 Basispunkten – ein Niveau, das nur während der globalen Finanzkrise und der Staatsschuldenkrise in der Eurozone über einen längeren Zeitraum hinweg höher war. "Unserer Ansicht nach preisen die aktuellen Spreads eine Rezession in Europa und deren vermutlich negative Auswirkungen auf die Bonität von Unternehmen vollständig ein" hält Riley fest.

Höhere Renditechancen bei CoCo-Bonds
Anlegern auf der Suche nach höheren Erträgen bieten nachrangige Schuldverschreibungen europäischer Banken wie CoCo-Anleihen eine Rendite von fast zehn Prozent. Diese liegt damit deutlich höher als die Dividendenrendite europäischer Bankaktien – bei geringerer Volatilität und niedrigerem Rückschlags-Risiko. Das Eigenkapital der europäischen Banken ist Riley zufolge so hoch wie nie zuvor und die Institute haben erhebliche Rückstellungen für potenzielle Kreditausfälle gebildet: "Unsere Analyse deutet darauf hin, dass das Risiko einer Aussetzung der Kupons von CoCo-Bonds sehr gering und die Gefahr einer Umwandlung in Eigenkapital noch niedriger ist. Aus unserer Sicht bewerten die Marktteilnehmer die Bankschuldtitel aufgrund der schlechten Erinnerungen an die globale Finanzkrise falsch. Obwohl CoCo-Bonds volatil sein können, halten wir sie daher für interessant.

Schwellenländeranleihen bieten Chancen
Für mutige Anleger bieten Staats- und Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern zahlreiche gute Gelegenheiten. Die Zentralbanken mehrerer aufstrebender Volkswirtschaften haben im vergangenen Jahr mit aggressiven Zinserhöhungen den Weg dafür geebnet, dass sich ihre Währungen trotz des US-Dollar-Höhenflugs gut halten. Die Inflation und die Zinssätze der Notenbanken dürften ihren Höchststand erreicht haben und bieten Potenzial für Kurssteigerungen sowie einen laufenden Ertrag durch die wesentlich höheren Staatsanleiherenditen als in den entwickelten Märkten.

Der JP Morgan-Index für Staatsanleihen der Schwellenländer in Hartwährung weist trotz eines durchschnittlichen Investment-Grade-Ratings eine Rendite von fast acht Prozent auf. "Weil die Fundamentaldaten von Staats- und Unternehmenspapieren in den Schwellenländern stark divergieren, gilt aber ‚caveat emptor‘: möge der Käufer sich in Acht nehmen", merkt Riley an.

Bärenmarkt zwar noch nicht vorbei - aber Wiedereinstieg wagen
Es sei Riley zufolge noch nicht an der Zeit, das Ende des Bärenmarktes für Anleihen auszurufen: Die Zentralbanken heben die Zinssätze aggressiv an, nachdem sie zuvor nicht auf die hohe und steigende Inflation reagiert haben. Dennoch sind die Renditen für Kernsegmente aus dem Bereich festverzinslicher Wertpapiere inzwischen so hoch, dass sichere Staatsanleihen eine gewisse Portfolioabsicherung gegen einen schweren globalen Wirtschaftsabschwung bieten können. "Ebenfalls interessante Chancen gibt es unserer Meinung nach insbesondere bei europäischen Investment-Grade-Anleihen und nachrangigen Bankanleihen, bei hochverzinslichen US-Unternehmens- und selektiv auch bei Schwellenländerpapieren", betont Riley abschließend. (aa)

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