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BlueBay: Trend zur Globalisierungsumkehr dürften sich beschleunigen

„Teile der im Zuge der Globalisierung ausgelagerten Industrieproduktion dürften in die westlichen Industriestaaten zurückgeholt werden“, sagt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management.

Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management
Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management© BlueBay AM / Institutional Money

Welche Wachstumseinbußen sind zu erwarten? Wie geht es an den Aktienmärkten weiter, und welche Sektoren werde noch Jahre bis zur Erholung brauchen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Mark Dowding.

BIP-Rückgang von 6,5 Prozent für G3 erwartet
„In den G3-Staaten dürfte das BIP von Mitte März bis Ende April um 35 Prozent einbrechen. Im Zuge der allmählichen Lockerungsmaßnahmen sollte das BIP im Mai dann ein Minus von 25 Prozent und im Juni von immer noch -15 Prozent aufweisen. Auf das Gesamtjahr 2020 gerechnet würde sich ein BIP-Rückgang von 6,5 Prozent ergeben. Es ist absehbar, dass das Wachstum im dritten Quartal gedämpft verlaufen wird, bevor es zum Jahresende etwas stärker an Fahrt aufnimmt. Das US-BIP sehen wir im Kalenderjahr bei -4,5 Prozent. Das Wachstum in der Eurozone könnte sich auf -6,5 Prozent belaufen, während in den am stärksten von der Corona-Krise betroffenen Volkswirtschaften, darunter Italien und Spanien, ein BIP-Minus von 8 Prozent zu erwarten ist.

Zentralbanken stehen weiter am Gas
Angesichts der anhaltenden Herausforderungen werden die Zentralbanken unserer Einschätzung nach das Wachstum weiterhin stützen. Erst zum Jahresende hin dürften die Zinsen wieder leicht erhöht werden – insbesondere wenn sich Inflationsdruck bemerkbar macht.

Die Aktienmärkte dürften wieder unter Druck geraten
Dies wird wohl dann geschehen, sobald den Marktteilnehmern klar wird, dass der Schatten der Covid-19-Krise noch auf die kommenden zwei Jahre fällt. Dowding: "Wir sehen zwar weiteres Aufwärtspotential für diejenigen Vermögenswerte, die von der direkten politischen Unterstützung in Form von Zentralbankkäufen profitieren. Die aktuelle Erholung bei vielen anderen Vermögenswerten dürfte jedoch dem Zuckerrausch im Zusammenhang mit den aktuellen Lockdown-Lockerungsmaßnahmen der Politik geschuldet sein."

Fed wieder einmal viel entschlossener als die EZB
In der Eurozone warte man immer noch auf weitere Beweise der Solidarität innerhalb des Währungsraums. Es falle auf, dass die Federal Reserve bei ihren Marktinterventionen viel entschlossener und erfolgreicher vorgegangen sei als die Europäische Zentralbank. Würde sich die EZB im Verbund mit der Brüsseler EU-Politik durchsetzungsfähiger zeigen, könnten Investoren, die aktiv versuchen, Anleihen der Eurozone-Peripherie aus Sorge vor einem Auseinanderbrechen der EU zu verkaufen, schnell davon abgebracht werden.

Besorgnis über Wirschaftsschäden durch Lockdown nimmt zu
Die Lage in Ländern, die ihre Lockdown-Beschränkungen bereits gelockert haben, beobachtet man bei BlueBay genau: Folgen weitere Lockerungsmaßnahmen? Oder gibt es Anzeichen dafür, dass die Beschränkungen wieder eingeführt werden müssen, weil die Infektionsraten wieder zu steigen beginnen, wie das Beispiel Singapur zeigt? Interessant ist die Beobachtung der öffentlichen Meinung: Die Menschen scheinen abzustumpfen und sich an die – vielerorts nicht mehr allzu stark steigenden – Todeszahlen zu gewöhnen, nicht zuletzt, weil die allgemeine Besorgnis über den entstehenden wirtschaftlichen Schaden weiter zunimmt.

Narben dieser Krise werden noch einige Quartale spürbar sein
"Auch wenn Impfstoffe im nächsten Jahr zu erwarten sind, darf nicht aus dem Blick geraten: Die Pandemie richtet horrenden wirtschaftlichen Schaden an. Die Narben dieser Krise werden noch einige Quartale zu spüren sein. In Sektoren wie dem Flugverkehr oder dem Gastgewerbe könnte es höchstwahrscheinlich noch Jahre dauern, bis Normalität zurückkehrt", sagt Pagani. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden aus Erwägungen der nationalen Sicherheit wichtige Teile der im Zuge der Globalisierung ausgelagerten Industrieproduktion in die Staaten zurückgeholt. Die Trends zur Umkehr der Globalisierung, die bereits vor dieser Krise im Gange waren, dürften sich dadurch beschleunigen.“ (kb)

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