BlueBay: Die Volatilität in Europa dürften hoch bleiben
Bis zur Wahl in Frankreich wird am europäischen Markt keine Ruhe einkehren, prognostiziert Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management. Japanische Staatsanleihen hält er weiterhin für überbewertet.
„Die US-Renditen haben sich in der vergangenen Woche kaum verändert. Die Daten zu den Einzelhandelsumsätzen fielen erneut schwach aus. Obwohl die Aktienmärkte neue Höchststände erreichten, bleibt das Bild einer sich abschwächenden Konjunktur. Diese könnte zu einer oder vielleicht zwei Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte führen", vermutet Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.
Versteilerung der Zinskurve erwartet
Die Verluste der japanischen Norinchukin-Bank würden daran erinnern, so Dowding weiter, wie problematisch inverse Kurven für Kreditinstitute sein können. Natürlich habe es eine Reihe von angeschlagenen Finanzinstituten versäumt, sich gegen höhere Zinssätze abzusichern. Klar sei aber auch, dass invertierte Zinskurven den traditionellen Carry aus der Duration wegnehmen. Wenn dies so bleibe, könne die Nachfrage nach längerfristigen Anleihen weiter sinken – und das zu einem Zeitpunkt, an dem es angesichts der Haushaltsdefizite ein größeres Angebot solcher Papiere geben werde, argumentiert Dowding.
Volatile Aktienmärkte voraus
Die europäischen Märkte seien im Vorfeld der französischen Wahlen weiterhin relativ volatil. BlueBay Aset Management geht davon aus, dass die Unsicherheiten bis zur Abstimmung hoch bleiben könnten, da viele ausländische Anleger in den USA oder Japan die jüngsten politischen Ereignisse noch nicht verdaut hätten.
Danach Beruhigung erwartet
Sobald die Wahlen vorüber seien, dürfte sich die Situation an den Märkten unserer Meinung nach für den Rest des Sommers beruhigen. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass die Spreads zu ihren jüngsten Höchstständen zurückkehren, da die erhöhten französischen Risikoprämien zu höheren Risikoaufschlägen für sämtliche europäischen Assets führten.
Spannender Fall Japan
Die Renditen japanischer Staatsanleihen sanken zuletzt weiter. Die Sitzung der Bank of Japan (BoJ) in der vergangenen Woche brachte keine unmittelbare Änderung der Geldpolitik. Die Pläne von BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda, die Anleihekäufe ab Juli deutlich zu reduzieren, könnten jedoch eine wesentliche Änderung darstellen, meint Dowding. Interessant seien Äußerungen, wonach die BoJ plane, von einer Politik des Bilanzwachstums und der quantitativen Lockerung direkt zu einer Schrumpfung der Bilanz und einer quantitativen Straffung überzugehen. Es werde spannend sein, mehr über die Details zu erfahren. Zehnjährige japanische Staatsanleihen sind mit Renditen von weniger als einem Prozent aus Sicht von BlueBay weiterhin strukturell überbewertet. Man rechnet mit einem Anstieg auf über 1,25 Prozent, wenn die BoJ ihre Käufe zurückfährt und die Preiskontrolle aufgibt.
Emerging Markets
An den Schwellenmärkten haben sich die südafrikanischen Vermögenswerte nach der Einigung auf eine Regierung der nationalen Einheit ohne Beteiligung der radikaleren Parteien Umkhonto we Sizwe (MK) und Economic Freedom Fighters (EFF) weiter erholt. Dwding dazu: "Wir gehen von einer konstruktiven Agenda aus, die in den kommenden Wochen zu einem weiteren Rückgang der lokalen Anleiherenditen führen dürfte. Allerdings besteht möglicherweise das Potential für soziale Unruhen in Regionen wie KwaZulu-Natal, da der ehemalige Präsident Jacob Zuma die Unzufriedenheit schürt."
Auch die mexikanischen Vermögenswerte haben sich in der vergangenen Woche stabilisiert. "Wir sind zuversichtlich, dass es Raum für eine positive Entwicklung geben könnte. Ähnlich verhält es sich mit Brasilien. Aus unserer Sicht dürfte es dort nach dem steilen Anstieg der Renditen in den vergangenen Wochen zu einer Wende am Markt kommen", meint der CIO von BlueBay AM. (kb)