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BlueBay AM sieht den Druck auf die US-Notenbank steigen

Es war eine weitere turbulente Woche an den Finanzmärkten. Die leichte Erholung Anfang Juli war kurzlebig, da die Gesamtinflation in den USA im Juni mit 9,1 Prozent über den erwarteten 8,8 Prozent lag, sagt Mark Dowding, CIO bei BlueBay AM. Die Schwankungen an den Anleihemärkten bleiben hoch.

Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management
Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management© BlueBay AM / Institutional Money

Zwar sind die Expetren von BlueBay Asset Management aufgrund des Rückgangs der Rohstoffpreise weiterhin zuversichtlich, dass sich der Inflationsdruck in den kommenden Monaten abschwächen wird, es besteht aber kein Zweifel, dass die letzten Inflationsdaten den Druck auf die US-Notenbank erhöhen. Mark Dowding, CIO bei BlueBay AM, sagt dazu: "Aktuell rechnen die Marktteilnehmer mit einer Zinserhöhung um 85 Basispunkte am 27. Juli. Wir halten an unserem Basisszenario fest, dass die Zinsen ‚nur‘ um 75 Basispunkte steigen werden – sind davon aber nicht mehr so überzeugt wie zuvor."

Die Märkte haben auf die Inflationsdaten reagiert
Aktien und Unternehmensanleihen gerieten unter Druck, der US-Dollar wertete weiter auf. In den vergangenen Tagen hat sich der Euro gegenüber dem US-Dollar auf Parität abgeschwächt – das gab es seit fast 20 Jahren nicht mehr. Die Volatilität an den Anleihemärkten ist nach wie vor extrem hoch. Seit Mitte Juni sind Renditeschwankungen von 20 Basispunkten innerhalb eines Tages keine Seltenheit mehr, beobachtet Dowding.

In Europa hat sich die Stimmung nicht verbessert
Es herrscht große Unsicherheit, ob und in welchem Maße nach Abschluss der routinemäßigen Wartungsarbeiten wieder Gas aus Russland durch die Nord-Stream-Pipeline fließen wird. "Wird die Pipeline nicht wieder geöffnet, wird der größte Teil Europas die Energieversorgung einschränken müssen. Das würde wahrscheinlich zu großen wirtschaftlichen Problemen und mit ziemlicher Sicherheitzu einer Rezession führen. Fließt das Gas wieder wie vor der Wartung, gäbe es noch immer Schwierigkeiten – es wäre jedoch eine Erleichterung. Wenn die Durchflüsse jedoch auf mehr als 50 Prozent des normalen Niveaus ansteigen, wird insbesondere Deutschland seine Gasvorräte wieder aufstocken können. Das könnte die Stimmung deutlich verbessern", analysiert Dowding.

Sorgenkind Italien
In Italien sind die Zinsaufschläge für Staatsanleihen nach dem Rücktrittsangebot von Ministerpräsident Mario Draghi gestiegen. Nachdem Staatspräsident Sergio Mattarella dieses offensichtlich ablehnte, ist ungewiss, wie es weitergeht. Es gibt aber Befürchtungen, dass die derzeitige Koalition zerbrechen könnte und vorgezogene Neuwahlen folgen. Das zeigt: Die Politik bleibt in Europa ein Risikofaktor. Dowdings Résumé: "Die Europäische Zentralbank kann zwar die Spreads begrenzen, die Volatilität aber nicht vollständig aufhalten."

Im Vereinigten Königreich wird bereits ein neuer Premierminister gesucht
Wer auch immer es wird – er steht vor großen Herausforderungen. Da das Land mit Stagflationsrisiken und politischer Lähmung konfrontiert ist, bleibt BlueBay AM gegenüber britischen Staatsanleihen und dem Pfund zurückhaltend.

Fazit
Die Unsicherheiten sind weiterhin groß. Dowding und seine Kollegen bei BlueBay AM gehen zwar nach wie vor davon aus, dass die zweite Jahreshälfte positiver ausfallen wird als die erste. Im Moment sei aber Vorsicht geboten. (kb)

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