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Blockchain: Commerzbank und Thyssenkrupp gelingt erster Devisen-Deal

Bank und Stahlkonzern wickeln ein Devisentermingeschäft über 500.000 Euro ab. Beide Seiten zeigen sich vom Ausgang des Pilotprojekts nahezu rüchhaltlos begeistert, fordern Regulatoren und Gesetzgeber jedoch auf, ein besseres rechtliches Umfeld zu schaffen, um Effizienzen voll ausschöpfen zu können.

Während die Welt weiter darüber rätselt ob Bitcoin nun der größte Betrug oder das beste Investment der jüngeren Geschichte ist, zeigt die hinter der Währung stehende Blockchain-Technologie auch in Deutschland, was sie kann – zumindest in ersten Trippelschritten: Denn am 23. Mai 2018 führte die Commerzbank für Thyssenkrupp ein Devisentermingeschäft für das Währungspaar Euro/Zloty ab und bildete dabei erstmalig mit einen DAX-Konzern eine Transaktion unmittelbar in der Blockchain ab.

Risken ausgeschaltet
Der Einsatz der Blockchain-Technologie macht sowohl eine manuelle als auch eine halbautomatisierte Abstimmung zwischen Kunde und Bank überflüssig "und garantiert so eine signifikante Reduktion operationeller Risiken bei Devisengeschäften", heißt es in einer entsprechenden Aussendung. Konkret geht es zum einen EUR/PLN-FX-Forward- Deal, also ein Devisentermingeschäft, in Höhe von 500.000 Euro und einer Laufzeit von einem Monat. Die Trasaktion wurde von thyssenkrupp via FX Live Trader (Anm.: Commerzbank FX Trading Plattform) abgewickelt. Die Bestätigung der Transaktion erfolgte anschließend direkt über CORDA, eine Distributed-Ledger-Technologie (DLT) des R3-Blockchain-Konsortiums.

"Aufgrund des hohen Ressourceneinsatzes ist der Prozess des Bestätigungsabgleichs ein wesentlichesThema im Devisenhandel", so Nikolaus Giesbert, bei der Commerzbank Bereichsvorstand Fixed Income, Currencies &Commodities und Trade Finance & Cash Management.

Hocheffizient
Mit dieser Pilottransaktion haben Commerzbank und thyssenkrupp zum ersten Mal einen tatsächlich gehandelten FX-Forward über eine Blockchain abgebildet. Die Möglichkeit, FX Post Trade-Bestätigungen und den Abgleich von Daten via Blockchain anzubieten, eröffnet sowohl für Banken als auch für Unternehmen künftig erhebliche Vorteile. "Es wird ein schlankerer FX-Transaktionsprozess sowie eine Echtzeit-Bestätigung ermöglicht und dadurch Effizienzgewinne für Treasurer geschaffen. Darüber hinaus eliminiert die Verwendung von Blockchain die Notwendigkeit eines Transaktionsabgleichs, da die Transaktion als ein einziger unveränderlicher Datensatz auf der Blockchain gespeichert wird. Somit werden Zeitverzögerungen, operative Handelsrisiken, manuelle Fehler und Abstimmungsprobleme drastisch reduziert", erklärt Giesbert.

Die Betonung liegt jedenfalls auf "Pilottransaktion". Denn, um die "Effizienzgewinne in vollem Umfang realisieren zu können", müsse sich die technischen Mittel, sowie die regulatorischen und rechtlichen Anforderungen weiterentwickeln, der Commerzbank-Experte weiter. Thomal Empelmann, bei Thyssenkrupp Leiter des Corporate Finance weist ebenfalls auf "die vereinfachten Prozesse" und betont dabei "die gleichzeitig maximale Transparenz der Liquiditätsposition."

Ausschluss aus der Nahrungskette
Übrigens ebenfalls interessant: Der ausdrückliche Hinweis darauf, dass "künftige Lösungen von Drittanbietern zur Transaktionsbestätigung künftig überflüssig werden." Das Ausschalten von Mittelsmännern und den damit verbundenen operativen Kosten war eines der Kernanliegen beim Entwickeln von Bitcoin und Blockchain. Allerdings läuft das endgültige Ziel nicht darauf hinaus, nur Nischenplayer aus der finanziellen Nahrungskette auszuschalten, sondern ganzen Branchen. Besonders im Visier befinden sich dabei Juristen und Banken. (hw)

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