Logo von Institutional Money
| Märkte

BlackRock-Ausblick: Europäische Aktien auf "übergewichten" hochgestuft

Europäische Aktien sind nach Ansicht des Vermögensverwalters BlackRock wieder attraktiver geworden. Daher hat BlackRock sie von einer zuvor neutralen Positionierung auf „overweight“ heraufgestuft. Im Gegenzug stufte man US-Aktien auf eine neutrale Position zurück.

Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock
Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock© Christoph Hemmerich / stock.adobe.com

Europäische Aktien gelten somit „als attraktivste Möglichkeit, um von einem zyklischen Aufschwung zu profitieren“, wie das BlackRock Investment Institute (BII) in seinem Halbjahresausblick 2020 schreibt. Gleichzeitig hat der Vermögensverwalter US-Aktien auf eine neutrale Position heruntergestuft. „Denn wir sehen das Risiko, dass die fiskalpolitischen Stützungsmaßnahmen auslaufen und zudem Ungewissheit angesichts der Wahl.“ Darüber hinaus setzt BlackRock mit Blick auf das zweite Halbjahr noch stärker als bislang auf qualitativ hochwertige Aktien und bleibt in Unternehmensanleihen übergewichtet.

Aktuelle Positionierung beruht auf drei strategischen Ansichten des BII
Erstens könne die lockere Geldpolitik, die der Krisenbekämpfung diene, in Verbindung mit Angebotsschocks mittelfristig zu höherer Inflation führen. „Zweitens hat die Pandemie eine tektonische Verschiebung in Richtung Nachhaltigkeit bewirkt.“ Und drittens erfordere die Deglobalisierung, den Fokus auf robuste Portfolios zu setzen. Dazu gehöre eine Risikostreuung über Unternehmen, Branchen und Länder hinweg, die für langfristige Trends gut positioniert sind. Denn: „Die Pandemie verstärkt strukturelle Trends wie E-Commerce und Nachhaltigkeit, treibt die Deglobalisierung und politische Fragmentierung voran und könnte in den Schwellenländern einen Schock auslösen, der eine ganze Generation prägt.“

Pandemie und ihre Folgen ist nicht mit üblichen Zyklen vergleichbar
Die derzeitige konjunkturelle Lage lässt sich BlackRock zufolge nicht an üblichen Zyklen messen. Daher achtet das BII vor allem auf drei Signale, um die aktuelle Lage zu bewerten: „wie erfolgreich die Volkswirtschaften ihre Aktivitäten wieder hochfahren, ob die Stützungsmaßnahmen nach wie vor ausreichen und Haushalte sowie Unternehmen auch wirklich erreichen und ob es Anzeichen finanzieller Verwundbarkeit oder dauerhafter Narben bei der Produktivität gibt. Auf diese drei ‚bekannten Unbekannten‘ haben die Märkte einen ganz scharfen Fokus gerichtet, und eine mögliche zweite Infektionswelle sowie Ermüdungserscheinungen in der Politik stellen Hauptrisiken für das zweite Halbjahr dar“, heißt es in dem Ausblick.

Zwar sei der anfängliche wirtschaftliche Einbruch nach der Corona-Krise stärker gewesen als im Zuge der Finanzkrise. Aber das BII glaubt, dass der kumulierte wirtschaftliche Einfluss geringer ausfallen dürfte, solange die politische Reaktion stark genug bleibt, um den Gegenwind abzufangen.

US-Präsidentschaftswahl beeinflusst das 2. Halbjahr an der Börse
„Eines der entscheidenden Themen im zweiten Halbjahr dürfte die US-Wahl werden“, ergänzt Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock. Zwar sehe es in Umfragen zurzeit nicht gut aus für Amtsinhaber Donald Trump. „Aber es dürfte noch zu früh sein, sich eine Präsidentschaft unter Joe Biden auszumalen. Denn zu einem guten Teil hängt die Unbeliebtheit des Präsidenten mit den schlechten Wirtschaftsdaten zusammen, und die könnten sich ja durchaus ändern, falls Trumps Wette einer aggressiven Öffnung der Corona-Beschränkungen sich in einer kräftigen Erholung niederschlägt und er plötzlich doch noch als Gewinner dasteht.“#

Deutsche EU-Ratspräsidentschaft nicht ohne Einfluss
Auch die morgen beginnende deutsche EU-Ratspräsidentschaft hat Martin Lück zufolge das Potenzial, den Ausblick auf die zweite Jahreshälfte erheblich zu beeinflussen. „Gelingt es nämlich den EU-Partnern, so etwas wie Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln, dürfte auch aus Marktsicht Europa für Anleger eine Alternative bleiben. Geht dagegen der bisher meist praktizierte "Mein Land zuerst"-Ansatz weiter, könnten sich Investoren fragen, warum sie außer in China und den USA auch auf diesem merkwürdigen alten Kontinent engagiert sein sollen.“ (kb)

Dieses Seite teilen