Logo von Institutional Money
| Märkte

BIT Capital: Was kommt nach dem großen Crypto-Crash?

Die Investmentboutique aus Berlin geht trotz allen Gegenwinds für Kryptowährungen davon aus, dass diese langfristig institutionellen Investoren große Freude machen werden.

Ha Duong, Director Crypto Strategies bei BIT Capital
Ha Duong, Director Crypto Strategies bei BIT Capital© Gene Glover

Die Auswirkungen des Crashs der drittgrößten Cryptohandelsplattform FTX sind für Teile des Cryptomarktes gravierend und seine Folgen ziehen noch immer ihre Kreise. Wie von Experten erwartet, hat inzwischen auch der US-amerikanische Crypto-Lender BlockFi Insolvenz beantragt. Man wolle so das Geschäft stabilisieren und dem Unternehmen die Möglichkeit geben, eine umfassende Restrukturierung durchzuführen, heißt es in einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens. BlockFi reiht sich damit ein in eine wachsende Liste von Unternehmen, die nach der FTX-Pleite vor dem Aus stehen, rekapituliert Ha Duong, Director Crypto Strategies bei BIT Capital, in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Marktbericht die jüngsten Entwicklungen.

Die Negativität am Markt seit Duong zufolge gegenwärtig enorm und in Anbetracht neuer Schadensmeldungen und in Erwartung neuer negativer Meldungen neigten zahlreiche verunsicherte Anleger zum Verkauf ihrer Crypto-Assets. Ist dies nun das Ende für Crypto? Was kommt nach dem großen Crash? Viele Beobachter sehen die Technologie am Abgrund, erklärt Duong.

Die Hoffnung stirbt zuletzt
Es ist nicht das erste Mal, dass Crypto-Assets von Experten und Medien totgesagt werden. Allein der Bitcoin ist seit 2012 rund 16 Mal gecrasht. Was können wir also nun künftig von Bitcoin & Co. erwarten? Mit The Merge hat das Ethereum-Ökosystem einen signifikanten technologischen Fortschritt gesehen, der Skalierbarkeit und Massentauglichkeit der Ethereum-Blockchain verbessern wird.

Zudem werden mit MiCA und der Transfer-of-Funds-Regulierung auf EU-Ebene neue regulatorische Rahmen geschaffen, die Etablierung und Akzeptanz von Crypto-Assets in der konventionellen Finanzwelt und bei institutionellen Anlegern begünstigen werden. Auch regulatorische Bestrebungen in vielen weiteren Regionen, wie etwa Australien, UK, Hong Kong oder Südafrika, werden für eine steigende Rechtssicherheit bei Crypto-Assets sorgen.

Besseres Umfeld
Nicht zuletzt dürfte ein weiterhin steigendes Interesse in Crypto auch zu einer steigenden Verfügbarkeit von Kapital und Talenten und damit auch zu weiteren Innovationen führen. Diese werden unter anderem der Infrastrukturebene zu Gute kommen, wodurch sich die Skalierbarkeit weiter verbessern und somit neue Anwendungsfälle ermöglichen wird.

Vor allem im DeFi-Bereich haben neue Applikationen das Potenzial, zukünftig Millionen von “underbanked” Menschen in Entwicklungsländern ohne Zugang zum Bankensystem Teilhabe an Finanzdienstleistung zu ermöglichen. Nicht etwa in der EU oder den USA wird am häufigsten nach Bitcoin gegoogelt, sondern in Nigeria. Märkte, denen ein immenses Potenzial innewohnt und die es für Crypto-Assets langfristig noch zu erobern gilt, erinnert Duong vollkommen richtig.

Zittrige Hände sind draußen, hartgesottene Anleger bleiben investiert
Und auch mittelfristig sind die Investment-Aussichten weniger düster als es auf den ersten Blick anmutet. Inzwischen gibt der Inflationsdruck leicht nach und es ist wahrscheinlich, dass ein Großteil der Zinserhöhungen bereits vom Markt eingepreist sind. Zudem sind Anzeichen zu beobachten, dass das breite Deleveraging am Cryptomarkt nahezu abgeschlossen ist. So war die Auswirkung der FTX-Krise auf Crypto-Assets letztlich doch deutlich geringer als noch beim Crash von Terra/Luna.

Langfristige Investoren waren nun bereits deutlich konservativer positioniert und mussten im Abverkauf gehebelte Positionen nicht zwangsverkaufen. Spekulative Investoren haben inzwischen zum Großteil den Markt verlassen. Etwa 80 Prozent der Bitcoin befinden sich in den Händen von Marktteilnehmern, welche diese länger als sechs Monate nicht mehr angerührt haben.

Hoffnung auf Halving
Und nicht zuletzt durch das anstehende Bitcoin Halving ist ein positiver Effekt auf die Kursentwicklung möglich. Vergangene Halving Events hatten sowohl vor als auch nach der Halbierung der täglich produzierten Bitcoins einen positiven Effekt auf das Investoren-Sentiment aufgrund eines reduzierten Verkaufsdrucks, der für die Cryptowährung nach dem Halving antizipiert wurde.

Insgesamt ist laut Duong festzuhalten, dass der Cryptomarkt gegenwärtig zweifelsohne einige Herausforderungen zu bewältigen hat und Crypto-Investoren schmerzhafte Verluste hinnehmen mussten. Durch riskante Wetten von Marktakteuren und Managementverfehlungen ist viel Vertrauen in die Branche verloren gegangen. Es sei jedoch zu erwarten, dass das breite Deleveraging am Markt bald abgeschlossen ist und nach diesem reinigenden Gewitter wieder die Fortschritte der Technologie und der zugrundeliegenden Infrastruktur in den Mittelpunkt rücken. Damit dürfte auch die Basis geschaffen werde, dass Crypto wie auch nach vergangenen Krisen an diesen Herausforderungen wächst und gestärkt aus ihnen hervorgehen kann. (aa)

Dieses Seite teilen