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Bill Gross im Unruhestand: Short-Wetten auf Treasuries und GameStop

Der abgedankte Bondkönig hat sich zwar aufs Altenteil zurückgezogen, ganz lassen kann er es jedoch nicht: So hat er etwa US-Treasuries geshortet, sich mit der Reddit-Community beim JoJo-Spiel mit der GameStop-Aktie erfolgreich gemessen und mit Wetten auf steigende Energiepreise hübsch Geld verdient.

Pimco-Mitgründer Bill Gross, der sich nach seinem offiziellen Abschied aus dem Asset Management von Fonds "nur" mehr um die Vermögensverwaltung von Familiengeldern und Wohltätigkeitsstiftungen kümmert, hat einige seiner Trades in einem Interview mit Bloomberg TV offengelegt. Dabei agiert er wie ein Global Macro Hedgefonds-Trader.

Drei bis vier Prozent Inflation erwartet
Der mittlerweile 76-jährige Gross sagte, er habe am Futuresmarkt gegen US-Treasuries gewettet und bleibe auf der Short-Seite angesichts der Cocktails, bestehend aus steigenden Rohstoffpreisen, einem schwächeren US-Dollar und einem Nachfrageschub aufgrund der Konjunkturankurbelungsmaßnahmen, wodurch die Inflation anziehen werde. Bei letzterer erwartet der Altmeister des Bondmanagements eine Drei oder Vier vor dem Komma.

GameStop: Wie aus zehn Millionen Miese zehn Millionen Gewinn wurden
Der Manager des ehemals größten Anleihefonds der Welt bei Pimco war 2014 im Streit ausgeschieden und managte dach bis 2019 den Janus Unconstrained Fund. Dabei verkaufte Gross oft Volatilität, da er der Ansicht war, dass Optionen fehlgepreist waren. Und eben diese fehlgepreiste Volatilität zog ihn im Januar 2021 zu den GameStop-Kurskapriolen. Im Bloomberg-Interview sprach er über Calloptionen, der er anfänglich mit Strikes von 150 und 200 US-Dollar verkauft und damit zehn Millionen US-Dollar verloren habe, da die Kleinanleger via Robinhood Markets den Aktienkurs bis auf fast 400 US-Dollar zogen. Doch er, Gross, habe sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, sei standhaft geblieben und habe letztlich an dem Zusammenbruch der GameStop-Aktien einen Gewinn von zehn Millionen US-Dollar einstreichen können. Nun ist Gross aber wieder engagiert, nämlich auf der Short-Call-Seite, wo er Kaufoptionen mit Basispreisen von 250 und 300 US-Dollar verkaufte. Denn die Volatilität sei bei Kursen von um die 210 US-Dollar je Aktie nach wie vor astronomisch hoch, was eine ideale Opportunität für Stillhalter darstelle.

US-Treasuries-Deal
Gross gab auch einen Einblick in seine Positionierung bei US-Staatsanleihen: Bei einer Rendite der Zehnjährigen von 1,25 Prozent sei er short gegangen, was nun bei Renditen von um die 1,60 Prozent ein nettes Plus bedeute. Angesichts der hohen Sparquote, da ein Großteil des Helikoptergeldes nicht ausgegeben worden sei, und des 1,9 Billionen US-Dollar schweren Programms der Regierung Biden werde dieses Geld früher oder später seinen Weg in die Wirtschaft finden und dort für gehörigen Preisauftrieb sorgen. So sei die zehnjährige Break-Even Inflationsrate in den USA als Indikator am Dienstag auf den höchsten Stand seit 2014 gestiegen. Und die Rohstoffpreise hätten seit April 2020 einen Sprung von 40 Prozent nach oben gemacht.

Wie Gross an den steigenden Rohstoffpreisen indirekt partizipierte
Während der Pandemie versuchten Investoren, auf unkonventionelle Art Rendite zu erzielen. Für Gross waren dies beispielsweise Investments in Gaspipelines. Er kaufte Anteile an den sogenannten Master Limited Partnerships (MLPs), wo es für US-Bürger Steuervorteile und Renditen von 13 bis 14 Prozent zu holen gibt. Gross fühlte sich dadurch bestätigt, dass auch Warren Buffett eine ähnliche Wette einging. Die Gaspreise haben im Gefolge höherer Erdölnotierungen angezogen und stiegen noch stärker an, als der Eisturm in Texas die Energieversorgung paralysierte. So stieg etwa ein MLP-Index in diesem Jahr um 28 Prozent. "Ich habe an der Energiepreisentwicklung partizipiert", sagte Gross. "Auf den Energiesektor ist nun mein Fokus gerichtet."

Für Bill Gross, der im letzten Jahrzehnt vor Glück verlassen zu sein schien, könnten die 20er-Jahre ein goldenes Jahrzehnt werden: Der Midas Touch ist zurück. (kb)

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