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Bewertungen chinesischer Aktien so günstig wie zuletzt vor 10 Jahren

2021 korrigierten chinesische Aktien erheblich, und der MSCI China Index verlor im Laufe des Jahres um 22 Prozent an Wert, da die internationalen Anleger vor regulatorischen Änderungen zurückschreckten. Diese Entwicklung wirkte sich negativ auf Asien aus, da China der größte Markt (ohne Japan) ist.

Jian Shi Cortesi, Investment Director, Asia Equities bei GAM Investments
Jian Shi Cortesi, Investment Director, Asia Equities bei GAM Investments© GAM

Die inländischen (chinesischen) Anleger waren wegen der geänderten Regularik weniger besorgt, sodass der Wert der A-Aktien im vergangenen Jahr lediglich um drei Prozent zurückging, während der MSCI China im Laufe des Jahres zirka 22 Prozent an Wert verlor.

Relative Bewertung gibt Aufschluss
Betrachtet man die relativen Bewertungen Chinas im Vergleich zum MSCI World Index, so erkennt man, dass die chinesischen Bewertungen den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre erreicht haben. Das bedeutet, dass chinesische Aktien im Vergleich zu globalen Aktien durchaus günstig sind, was nach Ansicht der Expetren von GAM eine gute Ausgangslage für eine Outperformance Chinas darstellt. Günstige Bewertungen allein werden jedoch nicht ausreichen; ein Katalysator wird benötigt, und bei GAM ist man davon überzeugt, dass der Katalysator eine Lockerung der Politik sein wird.

Lockerung der Politik als Katalysator
Die restriktive Politik der vergangenen Jahre hat zu einer Schwäche der Wirtschaft, des Immobilienmarktes und des privaten Konsums geführt. "Ein allgemeiner Wohlstand ist ein langfristiges Ziel für China. Der erste Schritt auf dem Weg zum allgemeinen Wohlstand besteht jedoch darin, den Kuchen zu vergrößern, bevor er gerecht verteilt wird, wie Präsident Xi kürzlich in einer Rede betonte", sagt Jian Shi Cortesi, Investment Director, Asia Equities bei GAM Investments.

Senkung des Mindestreservesatzes als erstes Anzeichen
In den letzten drei Monaten habe man mit der Senkung der Mindestreserveanforderungen der Banken und der Zinssätze erste Schritte zur Lockerung der Geldpolitik gesehen. Auf der haushaltspolitischen Seite beschleunige die Regierung Infrastrukturprojekte und erörtere Maßnahmen zur Ankurbelung des Konsums. In der Vergangenheit habe China Maßnahmen wie die Subventionierung von Haushaltsgeräten für Menschen mit niedrigem bis mittlerem Einkommen sowie die Senkung der Erwerbsteuern auf Autokäufe ergriffen. Diese Maßnahmen seien erfolgreich gewesen, und dieses Mal könnte es ebenfalls eine Senkung der Einkommensteuer geben, insbesondere für die unteren Einkommensgruppen. Diese positiven Anzeichen hätten dazu geführt, dass sich die Stimmung der Anleger gegenüber China im Januar erholt hat.

Trotz steigender Inflation: Der Luxussektor wächst
Es besteht der Irrglaube, dass sich der Luxussektor in Zeiten steigender Inflation nicht entwickeln kann. "Das Gegenteil ist der Fall", sagt Swetha Ramachandran, Investment Managerin für Luxusaktien bei GAM Investments. "Es handelt sich um eine Branche, die sich in Zeiten steigender Inflation tendenziell positiv entwickelt, da den zugrunde liegenden Gütern eine starke Preisdurchsetzungsmacht innewohnt, und sich die Konsumenten von Luxusprodukten in der Regel preisunelastisch verhalten."

Preissetzungsmacht ungebrochen, kaum Schulden
Der Ausgangspunkt für die Preisdurchsetzungsmacht des Sektors liegt in dessen hohen Bruttomargen. Sowohl Burberry als auch Richemont gaben in den vergangenen Wochen Geschäftszahlen bekannt, in denen sie von einer robusten Nachfrage sprachen, was darauf hindeutet, dass steigende Preise für ihre Zielkunden noch nicht abschreckend wirken. Ergänzt wird die Fähigkeit des Luxussektors, den Inflationsdruck an die Verbraucher weiterzugeben, durch die makellosen Bilanzen des Sektors. Diese Unternehmen verfügen in der Regel über einen positiven Nettobarmittelbestand auf und weisen aufgrund der während der Pandemie ergriffenen Schritte einen rekordverdächtig niedrigen Verschuldungsgrad auf, was bedeutet, dass sie von den steigenden Zinsen, die normalerweise mit der Inflation einhergehen, weitgehend unbeschadet bleiben.

Mittelschicht in China besitzt noch wenig Luxusgüter
Das langfristige Wachstum der asiatischen und hier insbesondere der chinesischen Verbraucherausgaben stellen einen wichtigen säkularen Trend dar. Trotz der aufstrebenden Mittelschicht in China ist der Anteil der Menschen, die Luxusgüter konsumieren, unverändert sehr gering. Für neue Mitglieder der Mittelschicht, insbesondere für jüngere Menschen, stellt der erste Kauf eines Luxusgutes dennoch ein sehr bedeutendes Ereignis dar. Der Kundenneugewinnung kommt in der Branche ein hoher Stellenwert zu. Zwei Drittel der Luxuskonsumenten kaufen lediglich einen Artikel pro Jahr, es sind somit nicht nur die sehr Reichen, die Luxus erwerben. Dies wird sich noch verstärken, denn eine kürzlich von HSBC durchgeführte Umfrage deutet darauf hin, dass die Zielgruppen der Luxuskonsumenten recht optimistisch sind und erwarten, dass ihre Einkommen gleich bleiben oder steigen werden, was letztlich der Grund für ihre Luxuskäufe ist.

Auch der Luxusmarkt in den USA wächst deutlich
Der Luxusmarkt in den USA wächst und stellt aktuell 27 bis 28 Prozent der weltweiten Luxusnachfrage dar, gegenüber vormals 20 bis 23 Prozent. Hierfür gibt es eine Reihe von Gründen. Während sich die Sparquoten in den USA normalisieren, ist das Vermögen der Haushalte dennoch so hoch wie nie zuvor, was den Luxuskonsum begünstigt. Darüber hinaus verbreitert sich die Verbraucherbasis - dank der Verlagerung zu Freizeitkleidung und “Streetwear” steigen immer mehr Männer in diese Kategorie ein. Zugleich ist Luxus nicht mehr nur in den Küstenstädten zu finden - in Städten von Austin bis Atlanta entstehen neue Verbrauchermärkte. Insbesondere jüngere Verbraucher fühlen sich von dem Ethos "weniger kaufen, besser kaufen" angezogen, dem sich die Branche verschrieben hat. (kb)

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