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Bert Flossbach: Gold ist ein langfristiger Wertspeicher

Angesichts steigender Inflationsraten denken viele Anleger über eine Flucht in Gold nach. Dennoch ist der Preis des gelb schimmernden Edelmetalls in diesem Jahr gefallen. Warum das trotzdem nicht verunsichern sollte, erklärt Bert Flossbach.

Bert Flossbach, Co-Gründer des Asset Managers Flossbach von Storch
Bert Flossbach, Co-Gründer des Asset Managers Flossbach von Storch© Flossbach von Storch

Die Zinsen sind im Keller, die Inflationsrate steigt: Um den Wert ihres Vermögens zu sichern, greifen Anleger typischerweise zu Gold als "sicherem Hafen". Doch diesem Ruf scheint das schimmernde Edelmetall aktuell nicht gerecht zu werden. Seitdem der Goldpreis im August 2020 sein Allzeithoch von 2.063 Dollar je Feinunze erreicht hatte, ist er um gut 300 Dollar gefallen. "Der vorangegangene Preisanstieg war zu viel des Guten", schreibt Bert Flossbach, Co-Chef des renommierten Investmenthauses Flossbach von Storch (FvS), in einem aktuellen Kommentar. Möglicherweise ist der Goldpreis der Inflationsentwicklung vorausgeeilt, vermutet der Experte.

Er ist sich jedenfalls sicher: "Aktien und Gold sind die einzigen liquiden Anlageklassen, die zukünftig noch einen Schutz vor Inflation und einen realen Wertzuwachs ermöglichen." Das würde sich auch nicht ändern, wenn die Inflation wieder nachgebe. Dass die Aktienkurse von Goldproduzenten unter Druck geraten sind, liegt nach Ansicht des FvS-Chefs daran, dass ihr Geschäft unter den steigenden Preisen für Energie, Material und Personal leidet – bei einem gleichzeitig fallenden Verkaufspreis, sprich: Goldpreis. Doch auch hier beruhigt Flossbach: Die Bilanzen der großen Produzenten seien durch die hohen Cashflows der vergangenen Jahre nahezu schuldenfrei, und das derzeitige Goldpreisniveau reiche immer noch für auskömmliche Umsatzmargen sowie Dividenden.

Ein bekanntes Phänomen
Andere Marktbeobachter erklären das Phänomen des aktuell niedrigen Goldpreises mit höheren Opportunitätskosten für Gold, angesichts des aufwertenden US-Dollars, kletternder Aktienkurse sowie steigender Zinserwartungen. "Diese Begründungen erscheinen nicht gerade zwingend", entgegnet Flossbach. Er zeichnet die Entwicklung des Goldpreises nach, von Anfang der 1970er-Jahre, als noch der Goldstandard herrschte, über das Ölembargo nach dem Jom-Kippur-Krieg, die Finanzkrise bis hin zur andauernden Coronapandemie.

Der versierte Fondsmanager zeigt auf, dass es bereits viele Phasen gegeben hat, in denen Dollar, Aktienkurse oder Zinsen gemeinsam mit dem Goldpreis gestiegen sind. Der vielzitierten Eigenschaft des "sicheren Hafens" räumt er dabei eine bloß untergeordnete Rolle zu. "Langfristig besteht der 'Ertrag' des zinslosen Edelmetalls darin, mindestens die jährliche Geldentwertung auszugleichen", sagt Flossbach. "Zwischenzeitlich steigt und fällt der Goldpreis mal stärker, mal weniger stark als die Inflationsrate." (fp)

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