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Berenberg und DWS kommentieren die Ukraine-Krise und machen Mut

Welche mittelfristigen Folgen der russische Vormarsch auf die Ukraine auf die Finanzmärkte haben könnte, erläutern Marktstrategen von Berenberg und der DWS. Erste Optimisten sehen in der politischen Krise sogar etwas Gutes und nutzen die Korrektur zum günstigen Einstieg.

© pixfly / stock.adobe.com

Der russische Präsident Wladimir Putin hat Truppen in die Ostukraine entsandt. Infolgedessen kam es an den Finanzmärkten zu Kursverlusten und hoher Volatilität. Berenbergs Matthias Born, Leiter Investments und Co-Head Wealth & Asset Management, rät zur Besonnenheit: „Als Fondsmanager sollte man meiner Meinung nach jetzt nicht kurzfristig und hektisch agieren. Frühere militärische Auseinandersetzungen haben gezeigt, dass der Einfluss auf die Börsen meist kurzfristiger Natur ist."

Allerdings sollte man Born zufolge die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Rohstoffpreise nicht unterschätzen, ebenso mögliche Rohstoffengpässe. Dies dürfte sich damit indirekt auf viele Unternehmen auswirken. „Ich sehe unsere eigenen Portfolien eher weniger betroffen. Wir setzen auf Firmen mit einer guten Preissetzungsmacht, die zudem auch weniger rohstoffabhängig sind. Ein gutes Beispiel dafür ist die Luxusgüterindustrie.“

Prof. Dr. Bernd Meyer, Berenberg Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset, ergänzt: „Die weitere Eskalation des Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine lastet stark auf dem Risikoappetit der Anleger und eine weitere Verschärfung sowie Sanktionen dürften zunehmend die Stimmung der Verbraucher und Unternehmen eintrüben. An den Märkten profitieren kurzfristig sichere Häfen wie Gold und Staatsanleihen, aber auch Rohstoffe, bei denen Russland ein bedeutender Lieferant ist. Die Aktienmärkte dürften kurzfristig leiden.“

Meyer weist darauf hin, dass Anleger den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine bereits länger im Blick haben. Er habe schon in den letzten Wochen zum dominierenden Pessimismus sowie der Korrektur der globalen Aktienmärkte um ca. zehn Prozent beigetragen. Eine weitere deutliche Korrektur von Risikoanlagen, beispielsweise im Fall einer russischen Invasion, dürfte sich mittelfristig jedoch als Kaufopportunität für Risikoanlagen herausstellen.

"Denn einerseits rechnen wir nicht mit einem langanhaltenden militärischen Konflikt, falls es dazu kommen sollte. Andererseits zeigen auch historische Beispiele, dass Aktienmarktkorrekturen im Rahmen kriegerischer Auseinandersetzungen häufig gute Kaufgelegenheiten geboten haben. Solange der Konflikt schwelt, bleibt die Volatilität an den Märkten aber hoch", erklärt Meyer.

DWS: Kein Anlass zur Panik
Für die Fondstochter der Deutschen Bank sei es noch zu früh, den Tiefpunkt an den Märkten auszurufen, es bestünde aber auch kein Anlass zur Panik. „An den Kapitalmärkten wird der weitere Eskalationsschritt in der Ukraine-Krise eingepreist, aber sicher noch nicht eine das ganze Land umfassende Invasion“, sagt Christoph Schmidt, der bei der DWS das Multi-Asset-Total-Return-Team leitet, das aktuell rund 20 Milliarden Euro verwaltet.

So wie die Anerkennung der beiden Separatistengebiete Luhansk und Donezk durch Russland quasi über Nacht zur neuen Gewissheit geworden sei, müssten die weiteren Rückkopplungen wie die Sanktionen des Westens und die russischen Reaktionen darauf weiter beobachtet werden.

„Vor dem Hintergrund der somit weiter unübersichtlichen Lage ist es voreilig, den Tiefpunkt an den Märkten bereits auszurufen, für Panik besteht allerdings genauso wenig Anlass“, sagt Schmidt. Anpassungsbedarf bei der Asset Allocation der Multi-Asset-Total-Return-Fonds der DWS bestehe derzeit nicht. Vielmehr habe sich die bestehende Versicherung gegen geopolitische Risiken in Form einer Gold-Position von knapp neun Prozent in allen Portfolios zuletzt ausgezahlt.

Stimmt die politische Krise die Fed bei ihrer Geldpolitik milder?
Mit Blick auf die weitere Entwicklung erwartet Schmidt eine von den Schlagzeilen getriebene, anhaltend erhöhte Volatilität. Drehe sich die Spirale weiter, werde irgendwann jedoch ein Punkt erreicht, an dem die Marktteilnehmer bezweifelten, dass die Federal Reserve ihre Zinserhöhungen im angekündigten Tempo durchziehen werde. Dies könne für eine gewisse Stabilisierung sorgen. Zudem sei Schmidts Einschätzung zufolge nach der initialen Verunsicherung damit zu rechnen, dass ein Gewöhnungseffekt eintrete und sich die Marktteilnehmer wieder stärker auf andere fundamentale Faktoren fokussierten. (aa)

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