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Berenberg: Optimismus steigt und steigt und zwingt Anleger in den Markt

Obwohl (oder vielleicht weil) die Aktienindizes wie auch die Bewertungen schon relativ hoch sind, sind die meisten Anleger noch immer optimistisch gestimmt. Eine Anlegergruppe könnte sogar nun "gezwungen" sein, ihr Aktien-Exposure zu erhöhen.

Prof. Bernd Meyer, Berenberg Bank
Prof. Bernd Meyer, Berenberg Bank© Berenberg

Angesichts weiterhin starker US-Wirtschaftsdaten und nach falkenhaften Tönen wichtiger Fed-Mitglieder sind die Zinsen zuletzt weiter gestiegen. Eine US-Leitzinsreduzierung für März wurde nahezu vollständig ausgepreist, berichtet Prof. Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset im Wealth and Asset Management bei Berenberg, in einer aktuellen Kurzeinschätzung ("Berenberg Märkte-Monitor").

Euphorie
Anders als in den letzten beiden Jahren scheint der höhere Zins aber Aktien nicht zu belasten – im Gegenteil, die Bewertungen sind weiter angestiegen und DAX sowie S&P 500 haben neue Allzeithochs erreicht. Spekulative Anleger sind wie auch der Rest des Marktes sehr bullisch auf US Tech-Aktien. Das zeigt sich daran, dass die Netto-Long-Positionierung im Nasdaq-100 im 93. Perzentil über die letzten zehn Jahre liegt.

Auch in Euroland scheinen die Anleger sehr bullisch zu sein: Die Put-Call-Skew im Euro Stoxx 50 hat einen neuen Tiefstand seit Ausbruch der Corona-Pandemie erreicht. Die Verflachung
wurde vor allem durch die Call-Skew getrieben. Im aktuellen Umfeld mahnt diese Entwicklung etwas zur Vorsicht. Denn obwohl der Markt deutlich gestiegen ist, sind Anleger auf der
Jagd nach noch mehr Rendite, anstatt Absicherungen verstärkt nachzufragen, warnt Meyer.

Während die Aktienmärkte unaufhörlich steigen, gaben Anleihen im Zuge steigender Zinsen zuletzt etwas nach. Entsprechend hat die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen abgenommen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, würden Risikoparitätsstrategien, die bisher nur geringes Aktien-Exposure haben, mehr Aktien nachfragen, meint Meyer.

Und auch in China konnten sich die Aktien zuletzt zumindest erholen, nachdem die Regierung massive Stimuluspakete zur Stützung der heimischen Aktienmärkte andeutete, merkt Meyer an.

Ein relativer Verlierer des noch jungen Jahres ist Gold, dass unter dem stärkeren US-Dollar und den höheren Zinsen leidet. "Jedoch sind wir zuversichtlich, dass Edelmetalle wie in früheren Zyklen auch zu den relativen Gewinnern gehören sollte, sollten die ersten Zinssenkungen einsetzen. Dasselbe dürfte auch für Nebenwerte gelten, die dieses Jahr auch noch hinterherhinken", prognostoziert Meyer.

Kurzfristiger Ausblick
Die Q4-Berichtssaison ist in vollem Gange – von den bisher berichteten S&P 500-Unternehmen (ca. 55%) haben knapp 80 Prozent die Gewinnerwartungen übertroffen. Auf politischer Ebene nimmt das Superwahljahr 2024 im Februar mit den Wahlen in El Salvador, Aserbaidschan, Pakistan, Indonesien, Weißrussland und Kambodscha an Fahrt auf. Seit Februar sind auch die Vorwahlen in den USA im Blickpunkt, wo bis zum Super Tuesday (5. März) in fast 40 Prozent aller US-Staaten Wahlen stattgefunden haben.

Am Dienstag stehen die VPI-Zahlen (Jan.) für die USA und die ZEW-Umfrage (Feb.) für Deutschland an. Mittwoch folgen die BIP-Zahlen für die Eurozone und am Donnerstag die Industrieproduktions- (Jan.), Arbeitsmarkt- (Feb.) und vorläufigen Einzelhandelsdaten (Jan.) für die USA. Freitag werden die US-Erzeugerpreisinflation (Jan.) und der vorläufige Stimmungsindikator (Feb.) der Universität Michigan veröffentlicht.

In der Folgewoche werden die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (Jan.) für die USA und Eurozone sowie das US-Fed-Protokoll veröffentlicht. (aa)

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