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Bain: Deutschlands Banken könnten vor Trendwende stehen

Deutschlands Bankenbranche hat die Talfahrt ihrer Rendite im Krisenjahr 2020 gestoppt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Kennzahlen-Analyse der Unternehmensberatung Bain. Dennoch leidet die Zunft weiterhin unter handfesten Problemen, gegen die vor allem Rückenwind von einer Seite helfen würde.

© Sebastiano Fancellu / stock.adobe.com

Die Lage der deutschen Banken hat sich inmitten des Krisenjahres 2020 stabilisiert. Zu diesem Schluss kommt die Unternehmensberatung Bain & Company in einer Studie. Demnach lag die durchschnittliche Eigenkapitalrendite nach Steuern mit 1,1 Prozent erstmals seit langer Zeit wieder leicht über dem Niveau des Vorjahrs - trotz einer deutlich höheren Kreditrisikovorsorge. Die Bain-Experten werteten die Bilanz- und Gewinn-und-Verlust-Strukturen der rund 1.500 deutschen Kreditinstitute aus.

"Die Banken sind in der Pandemie für viele Privat- und Geschäftskunden ein Partner in der Not und haben Vertrauen zurückgewonnen", erklärt Walter Sinn, Bain-Deutschlandchef und Co-Autor der Studie. "Zugleich haben die branchenweiten Anstrengungen in puncto Neuausrichtung und Kostenreduzierung zu einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage der Kreditinstitute geführt." So sank die Zahl der Filialen 2020 um rund zehn Prozent auf 20.300. Dank rückläufiger Kosten und weitestgehend stabiler Erträge verbesserte sich das Aufwand-Ertrags-Verhältnis gegenüber 2019 um vier Prozentpunkte auf 72 Prozent.

"Einsparrunde fordert alles ab"
Doch ihre strukturellen Herausforderungen hat die Branche nach Meinung der Bain-Berater noch nicht gemeistert. So bleibe die Bankenlandschaft fragmentiert, das Kostenniveau sei weiterhin zu hoch und in zukunftsträchtigen Märkten etablieren sich Branchenneulinge wie Fintechs oder Neobroker. Demnach stehen viele Institute noch vor großen Aufgaben, was Einsparungen einerseits und die Steigerung der Einnahmen andererseits betrifft.

Der Bain-Studie zufolge ermöglichen Nettoeinsparungen von zehn bis 15 Prozent eine um ein bis 1,5 Prozentpunkte höhere Eigenkapitalrendite. "Die nächste Einsparrunde fordert Banken noch einmal alles ab", sagt Bain-Bankenexperte Sebastian Thoben. "Doch auch dieser Kraftakt ist zu schaffen. Internationale Branchenvorreiter haben ihn bereits erfolgreich bewältigt." Des weiteren können die Geldhäuser durch eine Neuaufstellung ihrer Geschäftsmodelle, etwa durch die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit oder Erschließen von neuen Erlösquellen durch die Digitalisierung, die Eigenkapitalrendite um weitere ein bis zwei Prozentunkte steigern.

Auf Rückenwind hoffen
Doch der wichtigste Faktor, der die Ertragssituation der Banken aufbessern könnte, wäre ein anderes Zinsumfeld. "Allein durch höhere Zinsen und damit eine verbesserte Zinsmarge könnten die Banken ihre Rendite mittelfristig um zwei bis drei Prozentpunkte steigern", schreiben die Studienautoren. Auf diesen dringend benötigten Rückenwind dürfen die Institute durchaus hoffen, so die Bain-Experten. Aufgrund der steigenden Inflationstendenzen sei ein Ende der lockeren Geld- und Zinspolitik der Europäischen Zentralbank zu erwarten – wenngleich diese zuletzt nur zögerliche Signale in diese Richtung sendete. (ert)

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