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Axel Weber: „Auf diese neue Entwicklung müssen wir uns erst einstellen!"

Der ehemalige UBS-Chef und Deutsche Bundesbank-Präsident, Prof. Axel Weber, ging in seiner Keynote Speech am Eröffnungstag des Institutional Money-Kongresses auf jene Themen ein, die institutionelle Investoren derzeit am meisten beschäftigen.

Prof. Axel Weber hielt am 14. Institutional Money Kongress in Frankfurt einen vielbeachteten Vortrag vor institutionellen Investoren.
Prof. Axel Weber hielt am 14. Institutional Money Kongress in Frankfurt einen vielbeachteten Vortrag vor institutionellen Investoren.© Nikola Haubner / Institutional Money

„Letztes Jahr brachte Anlegern aufgrund der starken Korrekturen in allen wichtigen Anlageklassen keine gute Performance“, erklärte Prof. Axel Weber zu Beginn seines mit Spannung erwarteten Eröffnungsvortrages am 14. Institutional Money Kongress im Frankfurter Congress Center, bevor er sich den wichtigsten Stellschrauben für die Märkte widmete.

Geldmengenentwicklung ist entscheidend
Der wichtigste Faktor für Investoren ist und bleibt laut Weber die globale Liquiditätsversorgung seitens der großen Zentralbanken Fed, EZB und Bank of Japan, die eine hohe Korrelation mit dem US-Aktienmarkt respektive dem S&P500-Index hat. Selbst wenn eine Zentralbank aus geldpolitischer Sicht auf die Bremse tritt nutzt das relativ wenig, wenn andere große Zentralbanken – wie derzeit noch immer die Bank of Japan – ihr Geldschleusen geöffnet haben und weiterhin Geld ins System pumpen, erinnerte Weber. Da unterm Strich derzeit die Geldmenge zurückgeht, sind die Märkte Gegenwind ausgesetzt, der Investoren noch länger beschäftigen wird – genauso wie die hohe Inflation.

Kritik an den Zentralbanken
Der ehemalige Bundesbankpräsident vertrat vor den zahlreichen Investoren die Meinung, dass die Zentralbanken - wie auch die Staaten über zu üppige Geldgeschenke - während der Corona-Krise die hohe Inflation auslösten und befeuerten sowie in Folge zu spät mit Zinserhöhungen begannen.

Die Inflation wird länger hoch bleiben, als viele Marktteilnehmer glauben. Weber veranschaulichte das mit einer Grafik die zeigte, dass immer mehr Güter des HICP-Warenkorbs Preissteigerungen von fünf oder mehr Prozent aufweisen und damit weit über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed und der EZB sind.

Vor diesem Hintergrund mussten die Zentralbanken die Zinsen viel zu schnell und drastisch mit relativ großen Zinsschritten erhöhen. Das überraschte und überforderte das Asset-Liability-Management vieler Banken und Großanleger und führte zu Bankenpleiten wie beispielsweise die SVB in Kalifornien und anderen Geldhäusern.

Langsame Landung
Hinsichtlich des begonnen Qantitative Tightenings macht sich Weber nur wenig Sorgen: Angesichts von eines EZB-Bilanz von über sechs Billionen Euro seien 240 Milliarden Euro Reduktion pro Jahr für die Märkte verdaubar. „Das ist wie die langsame Landung eines Space Shuttle.“

Entspannt zurücklehnen können sich Investoren auf längere Sicht trotzdem nicht: Einerseits signalisieren die Fed-Plots höhere, zukünftige Zinserwartungen als diese die meisten Marktteilnehmer hegen. Zweitens wirken die Probleme im Bankensektor auch aufgrund nicht realisierter Anleihenverluste, (die über eine Zuordnung als „Held to Maturity“ bis auf Weiteres aufgeschoben werden und damit die Banken „lähmen“) über damit restriktivere Kreditvergaben an die Wirtschaft wie ein zusätzliches Quantitative Tightening.

Kurzfristig wurde bzw. wird das jedoch konterkariert: Denn temporär pumpen die Zentralbanken wieder frisches Geld in den Markt, um die Banken mit zusätzlicher Liquidität zu versorgen und um die Finanzmärkte zu beruhigen.

Eine relativ neue und von vielen Marktakteuren wohl unerwartete Entwicklung war, dass Sparer und Investoren ihre bei US-Regionalbanken geparkten Gelder zu großen systemrelevanten Banken transferierten, weil sie diesen aufgrund einer strengeren Beaufsichtigung und Regulierung mehr vertrauen. „Auf diese neue Entwicklung müssen wir uns erst einstellen!“, kommentierte Weber.

Viele Fragen an den Professor
Dem Vortrag folgte ein Q&A-Teil, den die Investoren gerne wahrnahmen und mit Weber intensiv beispielsweise über die wahren Quellen der Inflation (Nachfrage oder Angebotsinduziert?) und systemische Risiken diskutierten. Eine große Systemkrise sieht Weber nicht, da im Zweifel die Zentralbanken reagieren würden. Massive Probleme ortet Weber jedoch bei US-Gewerbeimmobilien. Diese verlören aufgrund ihres Alters und eines schlechten (technischen) Zustandes, wie auch hoher Leerstände, peu a peu an Wert, während auf der anderen Seite deren Investoren oftmals auf eine Kreditfinanzierung setzten.

Zu guter Letzt wurde auch nach Webers Einschätzung zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS gefragt. Für Weber war die Übernahme die sinnvollste Lösung, weil die Credit Suisse ein komplexes Handelsbuch hat und bei einer finanziellen Schieflage viele Derivate „getriggert“ worden und damit Folgeprobleme entstanden wären. „Die Übernahme war die richtige Lösung für die Banken und die Schweiz“, erklärt Weber abschließend. (aa)

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