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AXA IMs Head Inflation Expertise: Preisdruck dürfte sich verflüchtigen

Nach Ansicht von Jonathan Baltora, Head Inflation Expertise bei AXA Investment Managers (AXA IM) sind die derzeitigen Preissteigerungsraten nur vorübergehender Natur und sollten sich auf mittlere Sicht wieder beruhigen.

Jonathan Baltora, Head Inflation Expertise, AXA Investment Managers
Jonathan Baltora, Head Inflation Expertise, AXA Investment Managers© AXA IM

Mit den weltweiten Impfkampagnen und den fiskalischen Konjunkturmaßnahmen sind in den vergangenen Monaten die Inflationserwartungen beständig gestiegen. Dahinter stecken mehrere Faktoren: Neben der beispiellosen Geldflut der Zentralbanken wird angenommen, dass nach Lockdown-Ende ein Boom bei den Konsumausgaben bevorsteht. Darüber hinaus kam es in diesem Jahr zu mehreren Lieferkettenausfällen sowie zu einem Ölpreisanstieg.

Parallelen zu 2011?
Das ist nach Ansicht von Jonathan Baltora, Head Inflation Expertise, AXA Investment Managers, in mancher Hinsicht ähnlich wie vor zehn Jahren. 2011 war das Jahr des Arabischen Frühlings, der von einem anschließenden Anstieg der Ölpreise begleitet wurde. Im gleichen Jahr kam es zur Atomkatastrophe von Fukushima, die Lieferkettenengpässe zur Folge hatte.

"Die Breakeven-Inflationsrate – also die Differenz zwischen der Rendite einer Nominalanleihe und der einer inflationsgeschützten Anleihe mit gleicher Laufzeit – stieg damals deutlich, erreichte aber etwa fünf Monate vor dem Höhepunkt der Inflation selbst ihren Höchstwert. Die US-Notenbank begann ihre zweite Runde quantitativer Lockerungen nach der Finanzkrise. Viele glaubten, dass damit ein massiver Inflationsanstieg unvermeidlich sei. Das war aber nicht der Fall. Stattdessen kehrte die Inflation auf ein normales Niveau zurück", erinnert Baltora in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Marktkommentar.

Auch zuletzt gab es wegen der weltweiten Halbleiterknappheit einige Ausfälle in den Lieferketten. Dazu kamen die kurze, aber sehr einschneidende Blockade im Suezkanal sowie Unsicherheiten in Folge des Brexit. Zudem könnten die Ölpreise nach ihrer Erholung von den Tiefstständen in 2020 in diesem Jahr einen Inflationsschub auslösen.

Preisdruck dürfte sich verflüchtigen
Deshalb werde nach Einschätzung Baltoras Inflation den ganzen Sommer über ein Thema sein. "Aber wir gehen davon aus, dass die Ölpreis-bedingte Volatilität sowie die anderen Preisdruck-Faktoren innerhalb der kommenden sechs Monate verschwinden", prognostiziert Baltora.

Es sei laut Baltora richtig, dass sich viel Nachfrage aufgestaut hat, die zusammen mit dem angesparten Geld den Konsum nach der Wiedereröffnung der Wirtschaft ankurbeln sollte. Allerdings wäre die Annahme zu einfach, dass alle, die während des Lockdowns etwas sparen konnten, dieses Geld sofort ausgeben – vor allem, wenn die Preise über dem normalen Niveau liegen.

Außerdem ist es der annualisierte Inflationstrend über zehn Jahre, der wirklich die allgemeine Marktentwicklung antreibt.

Die Weltwirtschaft habe noch viele freie Kapazität. "Deshalb erwarten wir mittelfristig einen Rückgang der Inflationsrate auf 1 bis 1,5 Prozent in der Eurozone und auf 2 bis 2,5 Prozent in den USA. Unsere eigene Erhebung im März ergab, dass die Verbraucherpreisinflation in den USA laut den Konsenserwartungen im Sommer ihren Höchstwert zwischen 3 und 3,5 Prozent erreicht und dann bis 2022 auf durchschnittlich 2 Prozent sinken wird", prognostiziert Baltora.

Aufschlag auf die künftige Inflation
Baltoras Erfahrung nach haben kurzfristige Inflationsentwicklungen einen übermäßigen Effekt auf die langfristigen Inflationserwartungen. Zudem tendiert die Breakeven-Inflationsrate dazu, auf das Durchschnittsniveau der Kerninflation der vorangegangenen Jahre zurückzukehren.

In den vergangenen Jahren wies die Breakeven-Inflationsrate einen Abschlag gegenüber den Erwartungen auf. Zuletzt aber war das Gegenteil der Fall, und nun zahlen Anleger einen Aufschlag für die Inflationsabsicherung. Das wird wahrscheinlich bis zum Sommer so bleiben. Deshalb sollten sich Anleger, die jetzt kaufen, bewusst sein, dass die Breakeven-Rate nicht mehr historisch günstig ist, und die Inflationsrisiko-Prämie weiter steigen könnte.

Optimisten versus Pessimisten
Optimistische Anleger erachten steigende Preise wohl als notwendigen Teil der Wiedereröffnung der Wirtschaft. Pessimisten aber könnten darin ein Abwärtsrisiko sehen. Es sind also die Erwartungen, die die Bewertungen an den Anleihemärkten bestimmen. Und da künftig Inflation erwartet wird, bedeutet das womöglich, dass einige Anleger inflationsgebundene Anleihen kaufen, wenn die Inflation selbst hoch und nicht, wenn die Inflationsabsicherung günstig ist. "Sollte die Inflation, wie wir es erwarten, später in diesem Jahr zurückgehen, könnten die Bewertungen sinken, da Anleger das Gefühl haben, für die Absicherung zu viel bezahlen", sagt Baltora.

Inflation-Linked-Bonds leiden
Eine höhere Inflationsrate bedeutet im Normalfall höhere Langfristzinsen. Das sei nicht gut für die Wertentwicklung lang laufender inflationsgeschützter Anleihen. "Deshalb bevorzugen wir inflationsgebundene Anleihen mit kurzer Laufzeit, zumindest bis zum Sommer. Später in diesem Jahr werden wir, wenn der Preisdruck nachlässt, die Duration erhöhen, da wir für die Inflation im Jahresverlauf eine Rückkehr auf ein normales Maß erwarten", erklärt Baltora abschließend. (aa)

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