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Aufholjagd: Blackrock spürt Vanguards Atem im Nacken

Der US-Low-Cost-Riese gewann in diesem Jahr pro Tag mehr als eine Milliarde US-Dollar an neuem Kundengeld hinzu. Mit diesem Wachstum schließt Vanguard immer näher Blackrock auf – und setzt alles daran, den Konkurrenten zu überholen.

Der weltgrößte Publikumsfondsanbieter Vanguard hat im ersten Halbjahr bei Investoren deutlich mehr neues Geld einwerben können. Per Ende Juni summierten sich die Nettomittelzuflüsse auf 215 Milliarden Euro – das ist mehr als eine Milliarde Dollar pro Tag. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times". Der weltgrößte Asset Manager Blackrock kommt im ersten Halbjahr auf ein Neugeschäft von 168 Milliarden Dollar. Einen entsprechenden Trend hatten wir zuvor bereits bei Institutional Money vermeldet. Das entsprechende Ranking sowie eine ausführliche Analyse der Asset Manager-Branche finden Sie hier, beziehungsweise in der Printausgabe 2017/2 oder im Rahmen des E-Magazins von Institutional Money.

Branchenbeobachter schätzen jedenfalls, dass Vanguard duch aus das Potenzial hat, den Branchenprimus vom Thron zu stoßen. Grund: Vanguard erobert mit seinen günstigen Indexfonds immer mehr die Gunst der Anleger, die von der Performance teurer, aktiver Manager enttäuscht sind. Das Haus mit Sitz im US-Bundesstaat Pennsylvania verwaltet derzeit 4,4 Billionen Dollar. Konkurrent Blackrock verteidigt mit 5,7 Billionen Dollar die Spitzenposition im Asset Management – noch. Ein erheblicher Teil der Mittel liegt aber in Mandaten, sodass der Titel als weltgrößter Publikumsfondsanbieter jetzt schon Vanguard gehört.

Ans Ökosystem angepasst

"Die Stoßrichtung der Regulierer hin zu niedrigeren Gebühren und die gesamte Entwicklung des Ökosystems der Investmentindustrie gereichen Vanguard zum Vorteil", sagt der Asset-Management-Berater und ehemalige Vanguard-Mitarbeiter Avi Nachmany der "Financial Times". Das Haus sei perfekt für das neue Umfeld aufgestellt.

Besonders helfe die ungewöhnliche Eignerstruktur von Vanguard: Das Unternehmen gehört mehrheitlich den eigenen Fonds. Je stärker verwaltete Vermögen anschwillt, desto mehr kann das Haus die Kosten senken – was im Sinne der Eigner ist. Anders sieht das bei den Rivalen aus: Diese halten auch bei Mittelwachstum die Preise oben, um den Ertrag für die Eigner zu steigern.

Reflektiert die Welt erobern

Allerdings hatte der Preisbrecher der Fondsbranche lange den Trend abgelehnt, seine Indexfonds auch an der Börse zu notieren. Damit hatte das Haus die Anfangsjahre des ETF-Booms verpasst. Zudem hat Vanguard sich auf Nordamerika konzentriert und andere Märkte wie Europa und Asien vernachlässigt. Der Leiter des internationalen Geschäfts, Jim Norris, bezeichnet die internationale Strategie gegenüber der "FT" als "eher reflektiert denn langsam".

Rivale Blackrock hingegen hatte sowohl den Ausbau des ETF-Geschäfts wie auch die internationale Expansion konsequenter verfolgt. Nun steigert aber auch Vanguard beim internationalen Ausbau das Tempo. Der scheidende Chef Bill MacNabb hat dies bereits eingeleitet: Er stockte das Vertriebsteam in London auf und kündigte an, die Fonds des Hauses direkt an britische Endanleger verkaufen zu wollen. Auch in Deutschland baut der Riese nun eine vollwertige Niederlassung auf. Hierfür hatte das Haus Sebastian Külps gewonnen. Branchenkennern zufolge wird die Hauptaufgabe des neuen Chefs Tim Buckley nun sein, diese Expansion erfolgreich weiterzuverfolgen. (ert)

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