Logo von Institutional Money
| Märkte

Auch volatile Märkte folgen alten Regeln

In Zeiten großer Unsicherheit suchen viele Investoren nach einem sicheren Hafen für ihr Kapital. Die jüngsten Entwicklungen, von der Pandemie bis zur hohen Inflation, haben gezeigt, dass traditionelle Strategien nicht immer funktionieren. Doch ohne Risiko lässt sich keine Rendite erzielen.

Dr. Ernst Konrad, Lead Portfoliomanager bei Eyb & Wallwitz
Dr. Ernst Konrad, Lead Portfoliomanager bei Eyb & Wallwitz© Eyb & Wallwitz

Warum Anleger immer ihren goldenen Weg finden müssen, auch in turbulenten Märkten, erklärt im Folgenden Dr. Ernst Konrad, Lead Portfoliomanager bei Eyb & Wallwitz.

In Zeiten von volatilen Märkten überkommt viele Anleger die Angst. Verpasst man die kommende Welle oder den Absprung vor dem Crash? Doch Angst ist bekannterweise ein schlechter Ratgeber. Gerade in volatilen Zeiten ist es wichtig, ein gesundes Risikobewusstsein zu besitzen.

Die Politik - ein Risiko fürs Portfolio?
Auch wenn politische Börsen bekanntermaßen kurze Beine haben, können Ereignisse wie die französischen Wahlen die Märkte beeinflussen – insbesondere den Anleihenmarkt. Dabei ist vor allem die geplante Fiskalpolitik ein entscheidender Faktor. In den USA wird die Schuldenlast unabhängig vom Wahlausgang weiterwachsen, was für eine kürzere Duration bei der Investition in US-Anleihen spricht. Eingepreist ist diese Entwicklung aber bereits. In Deutschland haben die Wahlen in Thüringen und Sachsen hingegen wenig Einfluss auf die Fiskalpolitik im Bund. Daher haben die Märkte auch kaum auf die dortigen Wahlen reagiert.

Die politischen Entwicklungen sind aber auch Zeichen einer sich wandelnden Zeit: Reshoring, Protektionismus und Deglobalisierung prägen die neue Weltordnung. Dies betrifft nicht nur Deutschland. Doch auch in diesen neuen Zeiten gelten alte Regeln.

Unsicherheit setzt Regeln des Marktes nicht außer Kraft
Der Ökonom Joseph Schumpeter schuf mit der Theorie der schöpferischen Zerstörung auch eine gute Orientierungshilfe für unsichere Zeiten. Schumpeters Theorie besagt, dass Innovation und Veränderung durch Monopolisten und deren Herausforderer die Wirtschaft antreiben. Wenn die Innovation nicht von den Monopolisten kommt, kommt sie von Herausforderern, die auf den Markt drängen und oft selbst zu Monopolisten werden. Auch heute bleibt der Schumpeter-Ansatz relevant, nur die Rahmenbedingungen ändern sich.

Durch das zunehmende Decoupling und Reshoring müssen Unternehmen weltweit energie- und struktureffizienter werden, um in einem Umfeld steigender Kosten wettbewerbsfähig zu bleiben. Unternehmen mit hohen Margen sind auf die aktuellen Entwicklungen besser vorbereitet, da sie Einbußen leichter hinnehmen können. Monopolisten, die sich diesen neuen Entwicklungen nicht schnell genug anpassen können, werden durch den Prozess der schöpferischen Zerstörung von effizienteren Herausforderern verdrängt werden, wie sich zuletzt wieder eindrucksvoll bei Intel gezeigt hat

Aktien bleiben als Renditebringer nach wie vor von Bedeutung
Unternehmen mit guten Geschäftsmodellen werden Anlegern weiterhin attraktive Rendite einbringen. Doch woher kommt die Sicherheit? Traditionell waren es meist Anleihen. Doch die Aussicht auf strukturell wieder höhere Inflationsraten als in den Jahren nach der Finanzkrise stellte auch die Rolle der Anleihen infrage.

In einer Zeit zunehmender Inflationsraten waren Anleihen keine ertragreiche Anlageklasse. Auch ihre Funktion als Diversifikator und Resilienzbaustein war begrenzt (siehe 2022). Rentenkassen suchten daher nach Alternativen wie Immobilien und Infrastruktur, um ihre Portfolios robuster aufzustellen. Da die Preissteigerungsraten aber inzwischen an Dynamik verlieren, können Anleihen wieder ihre Rolle als Diversifikator und Stabilitätsbringer im Portfolio besser erfüllen.

Gold – Ein „barbarisches Relikt“?
Der Makroökonom John Maynard Keynes bezeichnete 1924 den Goldstandard (und damit das Gold) als „barbarisches Relikt“. Gold wird aber nach wie vor gerne als sicherer Hafen in Krisenzeiten angesehen und hat sich in der jüngeren Vergangenheit auch durchaus gut entwickelt. Dennoch bleibt es im Wesentlichen ein „barbarisches Relikt“, das keine produktive Rendite liefert. In einer Umgebung hoher Inflation, in der Anleihen weniger attraktiv sind, kann es eine gewisse Schutzfunktion bieten, da Anleger nach „Knappheits-Assets“ suchen. Inzwischen haben Anleihen ihre Attraktivität aber wieder zurückgewonnen und bieten im Gegensatz zu Gold auch eine auskömmliche Rendite.

Die risikofreie Rendite gibt es nicht
Grundsätzlich bleibt es bei der alten Regel: Es gibt keine Rendite ohne Risiko. Hohe Renditen sind nur mit einer gewissen Risikoaffinität erreichbar, und hier spielen Aktien eine entscheidende Rolle. Das Risiko-Rendite-Profil im Portfolio wird weiterhin durch eine gute Mischung aus Aktien und Anleihen gesteuert werden können, aber es gibt auch Alternativen.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Chancen der Zukunft zu nutzen, sind Investitionen erforderlich. Doch das Eigenkapital vieler deutscher Unternehmen ist gering. Anleger sollten daher nicht nur in Immobilien investieren, sondern auch Risikokapital (Venture Capital) als Möglichkeit in Betracht ziehen. Auch staatliche Konzepte wie die Aktienrente können sinnvoll sein, um notwendige Investitionen zu finanzieren.

Fazit: Das eigene Risiko kennen
Der Trend zur Deglobalisierung und die sich verändernden politischen Rahmenbedingungen werden zu Anpassungen bei vielen Geschäftsmodellen führen. Wie bei jeder Entwicklung wird es Gewinner und Verlierer geben. Die „schöpferische Zerstörung“, wie sie Schumpeter beschrieb, bleibt ein Teil des ökonomischen Zyklus – unabhängig von geopolitischen Veränderungen.

Wer Opportunitäten nutzen möchte, kann sich eine Weisheit von Warren Buffett als Ratschlag nehmen. „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind und sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“ Dieser antizyklische Ansatz erfordert Mut und die Bereitschaft, Risiken einzugehen. Ein gesundes Risikobewusstsein ist wichtiger denn je. Anleger sollten sich stets fragen: „Wie viel bin ich bereit zu verlieren?“ "Resilienz und eine bewusste Risikobereitschaft sind und bleiben der Schlüssel zu einem erfolgreichen Portfolio - auch in unsicheren Zeiten", weiß Dr. Konrad. (kb)

Dieses Seite teilen