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Attacke auf Buffett: CalPERS will, dass er Präsidentenfunktion aufgibt

Die größte US-Pensionskasse, die sich um die Altersversorgung der öffentlich Bediensteten kümmert, rügt Warren Buffett, denn er ist bei Berkshire Hathaway Präsident des Verwaltungsrats und CEO in Personalunion - etwas, was Governance-Fans nicht gefällt, aber in den USA in vielen Firmen üblich ist.

Warren Buffett wird Ende des Monat beim Aktionärstreffen den Anteileignern wie gewohnt Rede und Antwort stehen.
Warren Buffett wird Ende des Monat beim Aktionärstreffen den Anteileignern wie gewohnt Rede und Antwort stehen.© Scott Eells / Bloomberg

Das California Public Employees' Retirement System (CalPERS), der größte öffentliche Pensionsfonds der USA, plant, für einen für einen Aktionärsantrag zu stimmen, der Berkshire Hathaway auffordert, einen unabhängigen Vorsitzenden des Verwaltungsrats (President of the Board of Directors) zu bestimmen. Derzeit übt Warren Buffett sowohl diese Funktion als auch die des CEO aus, was übrigens in vielen börsennotierten US-Gesellschaften durchaus üblich ist.

CalPERS auf Linie mit dem NLPC
CalPERS besitzt ein verwaltetes Vermögen von mehr als 450 Milliarden US-Dollar und hat den Gegenwert von zirka 2,3 Milliarden US-Dollar in Berkshire-Aktien investiert, wie Bloomberg aus
der Einreichung des Antrags erfahren hat. Die Pensionskasse unterstützt damit den Vorschlag des gemeinnützigen "National Legal and Policy Center" (NLPC), ebenfalls ein Berkshire-Aktionär, der das Unternehmen auffordert, einen unabhängigen Vorsitzenden zu ernennen, da die Governance-Struktur geschwächt werde, wenn Vorsitzender und CEO ein- und dieselbe Person seien.

Berkshire lehnt diesen Vorschlag ab
Man erklärte letzten Monat, dass Warren Buffett weiterhin beide Funktionen innehaben sollte. Das Board sei der Ansicht, dass Herr Buffett, solange er CEO von Berkshire sei, weiterhin als President und CEO von Berkshire fungieren sollte, erklärte das Unternehmen aus Omaha, Nebraska. Wie Buffett jedoch bei zahlreichen Gelegenheiten in der Vergangenheit erklärt hat, soll - sobald er nicht mehr Berkshires CEO ist, eine Person, die nicht dem Management angehört, zum Präsidenten des Verwatungsrats ernannt werden.

Investoren in ganz Amerika haben Unternehmen darauf gedrängt, die Rollen des Vorsitzenden des Verwaltungsrats und des CEO zu trennen. Buffett hat beide Funktionen bei Berkshire inne und weiß sich dabei in guter Gesellschaft. President und CEO sind beispielsweise Jamie Dimon von J.P. Morgan und Brian Moynett von der Bank of America. Bei 41 Prozent der S&P 500-Unternehmen werden beide Funktionen von ein- und derselben Person ausgeübt, so der Datenanbieter ISS.

Calpers hat sich in der Vergangenheit für ähnliche Vorschläge stark gemacht
Im Jahr 2015 stimmte die Pensionskasse zusammen mit einem anderen kalifornischen Fonds
gegen einen Vorschlag, dass Moynihan beide Funktionen bei der Bank of America ausübt. DIe Resolution wurde angenommen, doch Moynihan behielt weiterhin beide Fuinktionen. Ein ähnliches Drama spielte sich bei J.P. Morgan 2013 ab, aber Jamie Dimon blieb President und CEO der Bank. J.P. Morgan erklärte im April in einem Statement, dass man plane, die beiden Funktionen beim nächsten Führungswechsel zu trennen, und ließ die Möglichkeit offen, dass Dimon Chairman bleiben könnte, wenn er schließlich als CEO zurücktritt.

Buffett hat einen Plan ausgearbeitet
Dieser sieht vor, dass einer seiner Söhne, Howard Buffett, als nicht-geschäftsführender Vorsitzender (Non-Executive Chairman) von Berkshire fungiert, wenn er abtritt, während Greg Abel, sein langjähriger Stellvertreter, der zuvor Berkshires ausgedehntes Energiegeschäft leitete, als CEO die Geschicke des Unternehmens lenken werde. Buffett hat einen Stimmrechtsanteil von 32 Prozent an Berkshire Hathaway, wie aus einer Vollmacht des Unternehmens hervorgeht. Calpers hält 0,13 Prozent der Aktien der Klasse A und 0,44 Prozent der Aktien der Klasse B, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht.

Nachfolgefrage längst gelöst
Die Frage der Nachfolge ist bei Berkshire schon seit langem im Raum gestanden, da
da das Unternehmen von zwei Personen geführt wird, die nicht mehr zu den Jüngsten zählen: Buffett ist 91 Jahre alt, und sein langjähriger Geschäftspartner Charlie Munger, Vice Chairman von Berkshire, ist 98 Jahre alt. Buffett bestätigte letztes Jahr, dass Abel der Stellvertreter ist, der als sein Nachfolger ausgewählt wurde, falls er abtrete. Buffett hat jedoch keine Anzeichen dafür gegeben, dass sein Rücktritt unmittelbar bevorstünde. Sein Anfang des Jahres veröffentlichter Jahresbrief enthielt keinen Hinweis auf die Nachfolgeregelung, obwohl Abel Platz eingeräumt wurde, um über Nachhaltigkeitsanstrengungen bei einigen der Berkshire-Geschäftszweige zu berichten.

Ach ja, und am 30. April findet wieder das "Woodstock der Kapitalisten", Berkshire Hathaways jährliche Hauptversammlung, in Omaha statt. (kb)

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