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Asset Allocation-Ausblick 2022: Worauf es wirklich ankommt

Noch nie wurde so viel Kapital für Anlagen in den Bereichen Private Equity, Private Debt und Real Assets, wie Immobilien und Infrastruktur bereitgestellt, während gleichzeitig neue Geschäftsfelder und Anlagemöglichkeiten wie zum Beispiel Sekundärmarktinvestments auf Wachstumskurs sind.

 Olivier van Haute, Fondsmanager Global Balanced bei DPAM
 Olivier van Haute, Fondsmanager Global Balanced bei DPAM© DPAM

Wie geht es weiter? Wird das Jahr 2022 Investoren eine kleine Verschnaufpause verschaffen, um ihre Portfolios zu ordnen? Wie können wir neue Trends erkennen und Investitionen danach ausrichten? "Werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Anlageklassen und diskutieren die Aussichten und Stolpersteine des neuen Jahres, meint Olivier van Haute, Fondsmanager Global Balanced bei DPAM.

Inflation: nicht nur vorrübergehend, aber beherrschbar
Der Anstieg der Inflation überrascht weiterhin und sorgt für Unruhe an den Anleihenmärkten. Zwar könnten auch die weiteren Meldungen zur Inflationsentwicklung unverändert hoch und unbeständig ausfallen, doch gibt es gute Gründe dafür, dass sich die Teuerung in den kommenden zwölf Monaten abschwächen wird. Da es Anzeichen dafür gibt, dass die aktuellen Probleme in der Lieferkette allmählich ihren Höhepunkt erreicht haben und die Rohstoffmärkte die höheren Energiekosten neu bewerten, wird der Inflationsdruck im Laufe des Jahres 2022 nachlassen. Hinzu kommen Basiseffekte, die eine deutliche und anhaltende Überschreitung der Inflationsziele der Zentralbanken potenziell eindämmen werden. Dennoch ist Wachsamkeit angebracht, denn es ist nicht vollständig auszuschließen, dass man noch länger mit einer höheren Inflation zu kämpfen haben wird. Diese gewinnt zunehmend an Breite, was bedeutet, dass die Volatilität – mit Blick auf 2022 – immer noch hoch sein wird und es etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen könnte, bis sie wieder zurückgeht.

Aktien: nicht kurzfristig denken, auf Gewinnpotential konzentrieren
Mit Blick auf die Unternehmenskommunikation ist das Thema ‚Engpässe in der Lieferkette‘ keine Seltenheit mehr: Probleme in der Halbleiterproduktion haben mehrere Sektoren lahmgelegt, und Transportschwierigkeiten halten Unternehmen auf der ganzen Welt im Würgegriff. Zu allem Überfluss sorgen auch die Öl- und Gaspreise für einen teuren Winter. Niedrige Lagerbestände und heikle Beziehungen zu russischen Lieferanten verunsichern die Märkte zusätzlich. Diese Faktoren wirken sich zu Beginn des neuen Jahres auf das Risiko-Ertrags-Verhältnis von Aktien aus. In den ersten Monaten des Jahres 2022 dürfte mit einigen kurzfristigen Turbulenzen zu rechnen sein.

Trübe Aussichten am Jahresanfang sollten rationale Anleger nicht abschrecken
Tatsächlich sind die mittelfristigen Aussichten sehr viel besser, da die zugrunde liegenden Fundamentaldaten Anlass zu anhaltendem Optimismus bieten. Überschüssige Ersparnisse werden voraussichtlich den Konsum ankurbeln, die Investitionstätigkeit der Unternehmen dürfte anziehen, und die Auswirkungen der Konjunkturpakete werden erst noch voll zum Tragen kommen. Die Zentralbanken werden weiterhin darauf achten, dass es zu keinen voreiligen beziehungsweise zu aggressiven Straffungen ihrer Geldpolitik kommt. Investoren begrüßen eine „einfache“ Normalisierung der Leitzinsen ohne ausgeprägte Korrektur an den Aktienmärkten.

Günstige Wachstumsvoraussetzungen für Europa
Insbesondere die europäischen Märkte bieten für die kommenden Monate günstige Voraussetzungen für Wachstum. Im Gegensatz zu ihren amerikanischen Pendants befinden sich europäische Aktien noch in der Mitte des Zyklus und sind relativ günstig. Zudem profitiert Europa am stärksten von den Impfstoffen und der anhaltend akkommodierenden Geldpolitik der EZB. Aber auch amerikanische Aktien sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Gegen die Vielzahl innovativer und disruptiver Unternehmen auf diesem Markt und die fiskalischen Konjunkturmaßnahmen der Regierung zu wetten, erscheint unklug.

Zurückhaltung bei asiatischen Schwellenländern, insbesondere China
Hingegen ist man bei DPAM mit Blick auf die asiatischen Schwellenländer und insbesondere China vorsichtig. Das Reich der Mitte hat momentan mit einer Konjunkturabkühlung, potentiellen Liquiditätsproblemen im Immobiliensektor und der strengen staatlichen Regulierungsaufsicht, die einige der größten Unternehmen betrifft, zu kämpfen. Dieses Bündel von Risiken sorgt für Unsicherheit und setzt die Bewertungen unter Druck. Bis mehr Klarheit über die Absichten der chinesischen Politik gegeben ist, hält man sich bei DPAM zurück.

Die Stilfrage: Kurzfristige Rotationen sind möglich
Hinsichtlich der Investmentstile begann das Jahr 2021 mit einer starken Wertentwicklung des Value-Stils. Jedoch schwenkten die Investoren in der zweiten Jahreshälfte wieder in den Quality-Growth-Bereich um. Der Performancebeitrag, den die Auswahl der Investment-Stile im Rahmen der Aktien-Allokation von Anlageportfolios geliefert hat, war im vergangenen Jahr erneut unterdurchschnittlich. Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Erholung und des Inflationsumfelds könnte es auch im Jahr 2022 zu weiteren, kurzlebigen Stilrotationen kommen. Zyklische Aktien dürften sich weiterhin besser entwickeln als defensive Werte, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie im ersten Halbjahr 2021. Small Caps werden wohl auch im neuen Jahr stärker von den wirtschaftlichen Bedingungen profitieren als Large Caps.

Anleihen: ein attraktiver Diversifikationsfaktor
Bei Staatsanleihen ist nach Ansicht von DPAM das Aufwärtsrisiko nicht so hoch. Die Zentralbanken werden wohl weiterhin unterstützend agieren. Das Haus geht von keinen aggressiven Zinserhöhungen aus, um dem jüngsten Inflationsschub entgegenzuwirken. Möglicherweise steigen die Inflationserwartungen noch weiter, aber es ist bereits viel eingepreist.

Positiv für die europäischen Peripherieländer
Gleichzeitig bleibt DPAM aber vorsichtig im Hinblick auf die Kernländer (z. B. Deutschland, Frankreich, Niederlande). Man nutzt weiterhin das Renditepotential innerhalb Europas, hält aber an einem vorsichtigen Durationsprofil bei den Kernländern fest. Bei US-Staatsanleihen ist DPAM untergewichtet, obwohl Wert dadurch geschaffen wurde, dass bereits fast fünf Zinsschritte eingepreist sind. Die USA werden aber wieder interessant. Bevor man sich voll engagieren will, möchte man Klarheit über den geldpolitischen Kurs der Fed gewinnen.

Einige interessante Anlagechancen im Segment Schwellenländeranleihen
DPAMs Strategen gehen davon aus, dass die realen Leitzinsen ab diesem Jahr ins Positive drehen werden, was die Währungsmärkte der Schwellenländer stabilisieren und 2022 einige potentielle Chancen eröffnen dürfte. Darüber hinaus erscheinen chinesische Staatsanleihen attraktiv, während man bei chinesischen Aktien weiterhin vorsichtig ist. Makroökonomisch scheint eine Straffung der Geldpolitik vom Tisch zu sein, was die aktuellen Renditen sehr attraktiv macht und sie dazu neigen lässt, nach unten zu tendieren.

Bei Unternehmensanleihen eher neutral eingestellt
Eine Spread-Einengung über das derzeitige Niveau hinaus ist unwahrscheinlich, wobei DPAM auch keine starke Ausweitung sieht. Das geringere Angebot wird die Anlageklasse stützen. Dies macht sie zu einem idealen Grundstock und Diversifikator für ein Multi-Asset-Portfolio. Die Kommunikation der EZB wird von entscheidender Bedeutung sein, da mehr Klarheit darüber benötigt wird, wie Investment-Grade-Anleihen weiter in das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten einbezogen werden sollen.

Fazit
Mit Blick auf 2022 hält DPAM an der Präferenz für Aktien fest. Olivier van Haute dazu: "Trotz höherer Bewertungen dürfte die Anlageklasse der wichtigste Performancetreiber bleiben. Wir werden unsere Ausgewogenheit in Bezug auf die Anlagestile aufrechterhalten, da die von Schlagzeilen geprägten Märkte schnell und heftig umschlagen können. Geduldige Anleger werden im Laufe des Jahres mit Gewinnen rechnen können. Anleihen bleiben ein Diversifikator, wobei es auf selektives Investieren ankommt. Wir wenden uns neuen Anlagemöglichkeiten zu, wie chinesischen Anleihen zur Diversifizierung sowie Schwellenländer und europäische Peripherieländer aus Renditegesichtspunkten, während wir US-Staatsanleihen zur Risikoabsicherung halten." (kb)

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