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Assenagon: Nachhaltigkeit zwischen Value-Falle und ESG-Bubble

Nachhaltigkeit gewinnt auch als Werttreiber an Bedeutung. Value-Titel sind oft strukturell hohen Nachhaltigkeitsrisiken ausgesetzt, was zu einer Value-Falle führen kann. Gewisse ESG-Marktsegmente zeigen Anzeichen einer Blase, sodass eine Abwägung von Nachhaltigkeit und Bewertung essenziell ist.

Daniel Jakubowski, Equity Portfolio Management bei Assenagon
Daniel Jakubowski, Equity Portfolio Management bei Assenagon© Assenagon Asset Management

Der European Green Deal 2019 ist ein Abkommen mit dem Ziel, bis zum Jahre 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Dessen avisiertes Investitionsvolumen von einer Billion Euro bis zum Jahr 2030 durchaus astronomisch. Auch auf dem Finanzmarkt ist das Thema Nachhaltigkeit nicht mehr wegzudenken, wie die Offenlegungsverordnung zeigt. Ein Stück weit sicherlich durch Politik und Regulatorik motiviert, lässt sich unweigerlich ein Umdenken aufseiten der Investoren beobachten. Laut Morningstar verzeichneten nachhaltig orientierte Fonds in Europa im Jahr 2020 Nettomittelzuflüsse in Höhe von 233 Milliarden Euro. Hiervon entfielen alleine 100 Milliarden Euro auf das vierte Quartal, was in diesem Zeitraum 45 Prozent aller Zuflüsse in Europa zugelassener Fonds entspricht.

Nachhaltigkeit mit realökonomischen Auswirkungen
Zudem ist es längst nicht mehr so, dass nachhaltiges Wirtschaften aufseiten der Unternehmen einem rein moralischen Rational folgt. Denn neben dem entsprechenden Gebaren der Politik, gewinnt die Thematik auch beim Endkunden massiv an Bedeutung. Insofern stellen potentielle Skandale ein enormes Reputationsrisiko dar, was beispielsweise nicht nur den Markenwert einer Firma mindert, sondern sich auch in Form von abwandernden Kunden direkt auf das Zahlenwerk auswirken kann. Durch sich verändernde Investorenpräferenzen steigen zudem die Refinanzierungskosten für ESG-Nachzügler, wohingegen die Nachhaltigkeitsvorreiter durch leichteren Zugang zu Kapital sowie höhere Bewertungen honoriert werden. Letztlich bedingt dies eine ökonomisch rationale Incentivierung zu nachhaltigem Wirtschaften.

Outperformende ESG-Indizes
Einer der populärsten, globalen ESG-Indizes, der von milliardenschweren ETFs abgebildet wird, konnte den globalen Aktienmarkt innerhalb der vergangenen drei Jahre mit einer Outperformance von acht Prozent deutlich hinter sich lassen.

Wertentwicklung (in Euro) ESG-Index vs. globaler Aktienmarkt

Quelle: Assenagon, Bloomberg; Stand: März 2021

ESG & Value – passt das zusammen?
Für den geneigten Value-Investor stellt das Thema Nachhaltigkeit jedoch durchaus eine Herausforderung dar. Denn Unternehmen mit hoher ESG-Ausprägung weisen in der Regel erfolgsverspre­chende Wachstumschancen auf und nehmen somit in ihrem Sek­tor eine Vorreiterstellung ein. Diese Erwartungen schlagen sich in hohen Unternehmensbewertungen nieder, die mitunter über einen gerechtfertig­ten Bewertungsaufschlag hinausgehen. In der Folge finden ent­sprechende Unternehmen oftmals nur geringfügig Berücksichtigung in Value-Port­folios.

Gefahr der Value Traps
Nichtsdestotrotz darf der Aspekt von Nachhaltigkeitsrisiken nicht außer Acht gelassen werden. Denn eine günstige Bewertung kann unter Berücksichtigung der Einflüsse von Ländern, Sektoren sowie weiteren Faktoren das Resultat hoher, erwarteter Nachhaltigkeitsrisiken darstellen. Ohne entsprechende Kontrolle dieser Risiken ergibt sich somit die Gefahr der sogenannten Value-Falle, das heißt Unternehmen sind zurecht günstig bewertet.

Gefahr einer ESG-Bubble?
Ein Fallstrick bei der ESG-Integration in Value-Strategien ist, dass es in gewissen Teilbereichen des ESG-Marktes mitunter zu regel­rechten Hypes kommt, wodurch sogenannte ESG-Bubbles entste­hen können. Denn selbst wenn ein gewisser Bewertungsaufschlag für nachhaltig orientierte Firmen gerechtfertigt ist, gibt es Grenzen der Vernunft.

Bewertungsaufschlag relativ zum globalen Value-Index
Die nachstehende Grafik vergleicht das Bewertungsniveau des globalen Clean Energy-Index in Relation zum globalen Value-Index,– gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis. Es lässt sich beobachten, dass das Thema Clean Energy relativ zum Value-Index vor wenigen Jahren nicht einmal teuer bewertet wurde. Allerdings haben sich die Be­wertungen der Indizes in den vergangenen drei Jahren signifikant entkoppelt – in der Spitze betrug der Bewertungsaufschlag gut 320 Prozent. Dass dies eine Übertreibung darstellte, verdeutlicht die rasante Korrektur im ersten Quartal 2021:

Quelle: Assenagon, Bloomberg; Stand: März 2021

Wie Assenagon in sineem Equity Framework damit umgeht
Die Integration von Nachhaltigkeit in Aktienstrategien bei Assena­gon fußt auf zwei Eckpfeilern. Zum einen verwendet das Haus gezielte Ausschlüsse besonders kontroverser Unternehmen. Pau­schale Ausschlüsse einzelner Sektoren sind nach Ansicht von Assenagon nicht zielführend im Sinne der ganzheitlichen Portfoliosteuerung und Sicherstellung einer breiten Diversifikation. Zum anderen folgt man der festen Überzeugung, dass eine aktive Gestaltung der Nachhaltigkeit immer eine Verbesserung des Status Quo, gemes­sen zum Universum, impliziert. Aus diesem Grund streben Assenagons Aktienstrategien eine deutliche Verbesserung bei ESG-Score so­wie CO2-Fußabdruck gegenüber dem Universum an.

Messbare Ergebnisse beim ESG-Score und dem CO2-Footprint
Dies illustriert die folgende Grafik. Gemessen am "Sustainable Impact", der den Umsatzanteil im Portfolio in besonders nachhaltigen Ge­schäftsfeldern (erneuerbare Energien, bezahlbarer Wohnraum, Bildung etc.) misst, lässt sich der Nachhaltigkeitscharakter durchaus mit einem ausgeprägten Value-Profil vereinen.

Sustainable Impact im Vergleich

Quelle: Assenagon, Bloomberg; Stand: März 2021

Konsequenzen für den Investor
Trotz höherer Bewertungsniveaus und vereinzelter Bereiche, in denen sich eine Blase abzeichnet, ist die Berücksichtigung im Rahmen von Value-Strategien nicht nur aus moralischen Überle­gungen heraus wichtig. Denn selbst bei Kontrolle sämtlicher Ne­beneffekte können Nachhaltigkeitsrisiken eine Value-Falle be­gründen. "Aus diesem Grund ist es unabdingbar, Bewertung und Nachhaltigkeit gegeneinander abzuwägen. So muss auch der ge­neigte ESG-Investor auf Value im Portfolio nicht verzichten", sagt Daniel Jakubowski vom Equity Portfolio Management bei Assenagon. (kb)

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