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Angesichts des Corornavirus haben Zentralbanken viel Spielraum

Was geschieht mit der Weltwirtschaft, wenn sich das Coronavirus weiter zuspitzt? Haben die Notenbanken angesichts teils negativer Leit- und Einlagenzinssätze überhaupt noch Spielraum für Zinssenkungen? Oder geht Ihnen so langsam die Munition aus? Noch lange nicht, sagt Marcel Müller von HQ Trust.

Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements von HQ Trust
Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements von HQ Trust© HQ Trust

Im Rahmen seiner Analyse hat Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements bei HQ Trust, die Höhe der Leitzinsen der führenden Zentralbanken genauso verglichen wie die Zentralbankbilanzen in Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts. Das Ergebnis wird in der folgenden Grafik veranschaulicht.

Zentralbanken haben noch Potential bei Bilanzausdehnung und Zinssenkungen
Dabei ist das Potential bei der Bilanzsummenausweitung weit größer.

Quelle: Refinitiv Datastream; HQ Trust

Erkenntnisse
„Im Vergleich zu Japan und der Schweiz haben viele andere Zentralbanken noch Potential bei den Zinssenkungen, vor allem aber bei der Ausdehnung ihrer Bilanz“, analysiert Müller. „Während die Zentralbankbilanzen in Japan und der Schweiz oberhalb der 100-Prozent-Marke des BIPs liegen, beträgt diese Zahl in der Eurozone und China weniger als 40 Prozent. In den USA, Kanada und Australien liegen diese Werte sogar bei weniger als 20 Prozent.“ Es müsse übrigens nicht zu Verlusten führen, wenn Zentralbanken ihre Bilanzen aufblähten: "Die Schweizer Nationalbank hat damit in den ersten drei Quartalen 2019 einen Gewinn gemacht", hält Müller fest.

Aktuelle Einschätzung
„Die chinesische Zentralbank hat bereits auf das Coronavirus reagiert und den Zinssatz für Darlehen an Geldinstitute gesenkt. Falls sich die Situation zuspitzt, wird sie weitere Maßnahmen ergreifen, um die Folgen für die Wirtschaft zu verbessern“, vermutet Müller. "Die US-Notenbank Fed befindet sich auf einem Leitzinsniveau, das nahezu identisch mit den aktuellen Inflationserwartungen ist. Dies spricht zunächst für ein stabiles Leitzinsniveau – obwohl Donald Trump im Wahljahr den Druck auf die Fed aufrechterhalten wird. Wir rechnen in den USA dennoch eher mit einer starken Stimulierung auf der Fiskalseite als einer Zinssenkung.“

Wenn sich die Situation rund um das Coronavirus nicht verschärft, geht man bei HQ Trust von unveränderten Niveaus für 2020 aus. Die Europäische Zentralbank werde in diesem Fall andere Wege finden als erneut an der Zinsschraube zu drehen. (kb)

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