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Anders Fogh Rasmussen: „Die Geopolitik ist wieder zurück“

Der Ex-NATO-Generalsekretär und ehemalige dänische Premierminister sprach am Institutional Money Kongress in Wiesbaden Klartext betreffend die derzeitige politische Großwetterlage und empfahl dem Westen, mehr Härte zu zeigen.

Anders Fogh Rasmussen, Starreferent am Institutional Money Kongress in Wiesbaden
Anders Fogh Rasmussen, Starreferent am Institutional Money Kongress in Wiesbaden© Zick,Jochen / Action Press / picturedesk.com

Das erste Highlight des 13. Institutional Money Kongresses in Wiesbaden war der Vortrag des ehemaligen NATO-Generalsekretärs Anders Fogh Rasmussen. Dieser warnte bereits 2014 nach der Annexion der Krim durch Russland in weiser Voraussicht vor zukünftigen Problemen mit dem Riesenreich und empfahl eine Aufnahme der Ukraine in die NATO. Da diese Empfehlung der hohen Politik nicht gefiel, wurde er auf Betreiben von Politikern wie insbesondere von Angela Merkel durch Jens Stoltenberg abgelöst. In seiner hochinteressanten Key Note Speach „A Changing Geopolitical Landscape“, erinnerte er die zahlreichen Profianleger im großen Vortragssaal daran, dass die Geopolitik vergleichbar wie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder stark an Bedeutung gewonnen hat und Investoren dieser wesentlich mehr Beachtung schenken müssen.

Eine Rückkehr zu einer Welt, in der Diktaturen wie China und Russland ihren Einflussbereich auch mit Waffengewalt erweitern, sei eine große Herausforderung für die westlichen Demokratien. Vor diesem Hintergrund forderte Rasmussen in seinem Vortrag mehrfach, dass der Westen, und insbesondere Deutschland, seiner moralischen Verantwortung gerecht wird und mehr sowie insbesondere stärkere Waffen in die Ukraine liefert. „Der Westen muss alles machen, um Russland zu besiegen.“ Falls nur genug Rüstungsgüter geliefert werden, werde die Ukraine laut Einschätzung Rasmussens den Krieg gegen seinen großen Nachbarn gewinnen. Dies sei im ureigenen Interesse des Westens. Rasmussen ermunterte Deutschland, als größte Wirtschaftsmacht in Europa die Führungsrolle zu übernehmen und die Schatten seiner historisch belasteten Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Darüber hinaus forderte Rasmussen härtere wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland, die auch ein umfassendes Energieembargo, inklusive Gas, beinhalten. Dies führe zwar zu großen finanziellen und wirtschaftlichen Schäden insbesondere in Deutschland und Österreich, müsse aber trotzdem umgesetzt werden. Zur Kompensation der dann nicht mehr in gewohnter Höhe verfügbaren Energieträger empfahl der Ex-Politiker einerseits eine „internationale Kooperation“ bei der Energieversorgung, die Erschließung neuer Quellen wie auch Verbrauchseinschränkungen hierzulande. „Zehn Prozent an Einsparungen sollten machbar sein.“ Auf lange Sicht sei das für den Westen günstiger, als ein endloser Abnutzungskrieg in der Ukraine. Ein solcher würde Putin in die Karten spielen: Denn als Kriegsland mit den damit einhergehenden Problemen würde die Ukraine keine Aufnahme in die Nato oder die EU finden und damit Putin eines seiner Hauptziele erreichen.

Harte Hand gefordert
Rasmussen mahnte eindringlich, dass aggressive Autokraten und Diktatoren mit einer „Appeasement“-Strategie nicht in die Schranken gewiesen werden könnten und Politiker dieses Schlages nur vom Westen demonstrierte Stärke verstehen würden. Der Westen möge zukünftig im Falle von Aggressionen immer sofort mit umfassenden wirtschaftlichen Sanktionen reagieren.

Der Krieg in der Ukraine und den dadurch ausgelösten politischen Entscheidungen sei Rasmussen zufolge eine Blaupause für einen zukünftigen möglichen Konflikte zwischen China und den USA um Taiwan und anderen Gebieten im Pazifik. Der Westen dürfte in der Taiwan-Frage nicht erneut den Fehler wie bei Ukraine machen und bei Aggressionen zu lange zuwarten. Der ehemalige NATO-Generalsekretär empfahl, dass Europa auch im pazifischen Raum Seite an Seite mit den USA Flagge zeigen sollte. „Wir sind in einer neuen Ära der Konfrontation“, betonte Rasmussen – und dies habe Auswirkungen auf den internationalen Handel, die Finanzströme und auf alle Investments.

Abschließend betonte Rasmussen, dass die westlichen Demokratien geeinter agieren, ihre Rohstoff- Abhängigkeiten von autokratischen Systemen beenden und ihren Energiebedarf autark decken sollten. Aber auch eine innere, moralische Stärke sei notwendig: „Wir müssen an die Überlegenheit unserer demokratischen Systeme glauben.“ (aa)

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