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AGI: Welche Credit-Segmente nach der Korrektur aussichtsreich sind

Nach Einschätzung von Franck Dixmier und David Newman von Allianz Global Investors zahlen sich ausgewählte Kreditrisiken derzeit für Investoren aus. Denn der Markt hat viele Papiere über Gebühr abgestraft, die nun ein aussichtsreiches Chancen-/Risikoverhältnis aufweisen.

Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei AllianzGI
Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei AllianzGI© AllianzGI

Investoren sollten bei Credits zuschlagen, solange die Kurse noch halbwegs günstig sind. Dabei sollte aber nicht einfach nur marktbreites Exposure über Indexfonds eingegangen werden. Gefragt seien vielmehr Selektivität und damit aktives Management. Das ist das Fazit einer Web-Konferenz von Allianz Global Investors von Mittwoch, bei der „Institutional Money“ teilnahm.

Laut Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei AllianzGI, haben die Zentralbanken und Regierungen schnell auf die Coronavirus-Krise reagiert, die zu einer beispiellosen Korrektur der Finanzmärkte und einem rekordverdächtigen Rückgang der Geschäftsaktivitäten in der ganzen Welt führte. "Die Art und Weise, wie die Zentralbanken der Krise begegnet sind, ist bemerkenswert. Sie haben noch vor der nächsten offiziellen Sitzung eingegriffen und die klare Botschaft gesendet, alles zu tun, um einen Zusammenbruch der Finanzmärkte zu verhindern. Die Botschaft ist sehr glaubwürdig, und es wäre unklug, sie in Frage zu stellen", erklärt Dixmier. Er erinnert: „Never fight the Fed“, wobei Investoren auch nicht gegen die EZB agieren sollten.

Zentralbanken haben Märkte beruhigt
Die Ankündigungen der Zentralbanken haben dazu beigetragen, die Funktion der Kreditmärkte zu stabilisieren. Nach einer katastrophalen zweiten Märzwoche, in der sogar der Investment-Grade-Markt gelitten hat, hat sich der Primärmarkt wieder geöffnet und Unternehmen und Staaten mit hoher Qualität konnten wieder an den Markt zurückkehren.

Mit den massiven Interventionen verfolgen die Zentralbanken zwei Ziele: Die Gewährleistung einer reibungslosen Geldpolitik und die Schaffung eines „Last resort“-Käufers, der die Staatsverschuldung absorbieren kann, die die „Was immer es kostet“-Politik der Regierungen verursacht.

„In diesem Umfeld müssen aktive Investoren extrem vorsichtig agieren, aber dann können sich ausgewählte Kreditrisiken immer noch auszahlen“, betont Dixmier.

„Perfekter Sturm“ für die Emerging Markets
Die Schwellenländer befinden sich laut David Newman, CIO Global High Yield. in einem „perfekten Sturm“. Die Rohstoffpreise sind eingebrochen und die Nachfrage sei eingefroren, da sich der Virus weltweit ausbreitet und die Währungen gegenüber dem Dollar gefallen sind. Das hat alle Schwellenländer getroffen, insbesondere die, die mit hohen Schulden und Haushaltsdefiziten belastet sind. Die Zentralbanken haben auf die gleiche Weise wie ihre Peers interveniert und haben immer noch einen gewissen Spielraum für mehr. Es ist jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Bild in den Schwellenländern nicht homogen ist. "Es gibt ebenso viele Ölimporteure wie Exporteure in den Wachstumsmärkten. Deswegen kann sich der niedrige Ölpreis tatsächlich vorteilhaft für einige Länder auswirken. Darüber hinaus geht die Mehrheit der Länder in der Anlageklasse Emerging Markets Debt (EMD) mit starken Staatsbilanzen in diese unsicheren Zeiten. Zwar sind über 80 Länder mit der Bitte um Unterstützung an den IWF herangetreten. Aber wir sehen auch Chancen, da sich bei einigen sehr starken Staaten mit Währungsflexibilität Kreditspreads ausweiteten“, erklärt Newman.

Schlechteste Daten seit 30 Jahren
Im Bereich OECD-Corporate Bonds habe der Investment-Grade-Markt stark gelitten, da die Spreads Rating-Abstufungen und Zahlungsausfälle nahe den Niveaus der globalen Finanzkrise vorweggenommen haben. Laut Newman nehmen die Kreditspreads in der Regel eine Rezession vorweg, und sie preisen heute ein Niveau von Herabstufungen ein, das den schlechtesten Daten der letzten 30 Jahre entspricht. "Ob das ausreicht, hängt von der Dauer der Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus und den Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum ab. Aber es gibt selektive Chancen, wenn man zyklische Sektoren meidet und defensive Sektoren wie Pharma und Versorger bevorzugt", kommentiert Newman.

Der Allianz-GI- Mann sieht bei Investment-Grade-Bonds zumindest derzeit und auf kürzere Sicht ein besseres Chancen-/Risikoverhältnis als bei HY-Bonds. Denn bei Letztgenannten könnte es noch zu einer weiteren Verkaufswelle kommen, die die Kurse unter Druck bringe. Falls Investoren aber ausreichend Risikobudgets und einen längeren Anlagehorizont mitbrächten, würden sich HY-Bonds trotz zukünftig höherer Ausfallsraten rechnen.

HY-Bonds nur selektiv kaufen
Für den High Yield-Markt prognostizierten die Spreads Ende März 2020 eine Ausfallrate von etwa zehn Prozent verglichen mit Szenarien der Rating-Agenturen, die von fünf bis 13 Prozent reichten. Der High Yield-Markt wird nicht von Zentralbankkäufen profitieren, aber viele Unternehmen haben ihre Schulden getilgt und verfügen über Liquidität. "Wir sollten uns davor hüten, alle Kinder mit dem Bade auszuschütten, da es selektive Möglichkeiten gibt. Wenn das Vertrauen zurückkehrt, werden die zyklischeren Sektoren besser funktionieren. Und sogenannte „Fallen Angles“ können für interessante Renditen gut sein", erklärt Newman.

Langfristig sollten Investoren in HY-Bonds allokieren. Denn vor dem Hintergrund, dass die Zentralbanken sowohl bei Staats,- als auch bei Unternehmensanleihen immer stärker die Zinsstrukturkurven beeinflussen, sei der HY-Bond-Markt mangels Zentralbankkäufen eines der wenigen Credit-Segmente, das aktiven Portfoliomanagern eine weite und lukrative Spielwiese böte. (aa)

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