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Ex-DWS-Chef wird Vorstandsvorsitzender bei Augsburger Asset Manager

Asoka Wöhrmann
Asoka Wöhrmann© Christoph Hemmerich / Institutional Money

Der Augsburger Immobilienkonzern Patrizia hat Asoka Wöhrmann (57) zum designierten Vorstandschef berufen. Nach einer "kurzen Übergangsphase" soll der frühere DWS-Chef alleiniger CEO werden und die "nächste Wachstumsphase" des Unternehmens verantworten, wie es in einer Aussendung heißt. Ihm zur Seite steht künftig Slava Shafir, der von Corsair Capital kommt und ab Juni als COO das operative Geschäft des Konzerns leiten soll.

Der bisherige Vorstandschef, Firmengründer und Mehrheitseigner Wolfgang Egger, soll Wöhrmann anfangs "unterstützen und sich hiernach – auch als Mitglied des Verwaltungsrats – auf die bestehenden und zukünftigen strategischen Kundenbeziehungen und die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens konzentrieren", teilt Patrizia mit. Der bisherige Co-CEO Thomas Wels wird die Gesellschaft nach Ablauf seines Vorstandsvertrags als "Senior Advisor" begleiten, insbesondere mit Blick auf das Geschäft in der Region Asien-Pazifik und Japan.

Die Zinswende macht Patrizia zu schaffen
Der 57-Jährige Wöhrmann tritt seine neue Position in einer schwierigen Zeit an: Patrizia wurde – wie die gesamte Branche – kalt von der Zinswende erwischt. Der Gewinn und der Aktienkurs der im Nebenwerteindex S-Dax notierten Gesellschaft brachen ein. Zuletzt notierten die Titel bei knapp zehn Euro, seit Anfang vergangenen Jahres haben sie damit mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.

An der Börse entfachte Wöhrmanns Ernennung allenfalls kurz Begeisterung: Die Aktie startete am Dienstag (2.5.) zwar mit Gewinnen in den Handel, gab dann aber nach. Am frühen Nachmittag lag das Papier rund ein Prozent im Minus, während der S-Dax leicht im Plus notierte.

Greenwashing-Vorwürfe
Wöhrmann verstärke Patrizia "mit seiner umfassenden internationalen Führungserfahrung, fundierten Kenntnissen der Finanzmärkte und der globalen Vermögensverwaltung sowie einem breiten internationalen Kundennetzwerk", lässt sich Egger in der Aussendung zitieren. Zuletzt wurde Wöhrmann jedoch mehrfach mit negativen Schlagzeilen in Verbindung gebracht. Bis Juni 2022 stand er an der Spitze der DWS-Geschäftsführung. Zur Hauptversammlung der börsennotierten Fondstochter der Deutschen Bank wurde er von Stefan Hoops abgelöst. Hintergrund seines Abgangs waren verschiedene Vorwürfe, die sich aufgetürmt hatten. So verstrickte sich die DWS unter seiner Ägide in einen handfesten Greenwashing-Skandal.

Die ehemalige Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler hatte die Anschuldigung erhoben, dass die DWS ihre Fortschritte bei nachhaltigen Investments übertrieben dargestellt habe. Die Fondsgesellschaft bestreitet die Vorwürfe. Am Tag vor der Bekanntgabe von Wöhrmanns Abgang hatten Fahnder von Staatsanwaltschaft, Bundeskriminalamt und Bafin die Zentralen von DWS und Deutscher Bank durchsucht. Die Behörden ermitteln noch in dem Fall.

Millionenschwere Abfindung von der DWS
Auf der anderen Seite wurde Wöhrmann vorgeworfen, seinen privaten E-Mail-Account für geschäftliche Zwecke genutzt zu haben. Weiterhin wurde bekannt, dass Wöhrmann eine Zahlung an einen Geschäftsmann für den Kauf eines Porsche geleistet haben soll. Diese Zahlungen lösten eine Meldung an die Finanzaufsicht aus. Der Kauf kam zwar nie zustande und das Geld floss zurück, aber erst ein Jahr später.

Dem jüngsten Vergütungsbericht der DWS zufolge endete Wöhrmanns Vertrag bei dem Asset Manager offiziell erst Ende Januar, obwohl er schon im Juni des Vorjahres abgelöst worden war. Für das Geschäftsjahr 2022 erhielt er eine Vergütung von 5,57 Millionen Euro. Wöhrmann erhält zudem eine Abfindung von 8,15 Millionen Euro. Die Auszahlungen unterliegen teils Clawback- und Halteregeln und fließen auf Jahre verteilt.

Fast zweieinhalb Jahrzehnte im Deutsche-Bank-Konzern
Wöhrmann hatte 2018 die Führung der DWS übernommen. Davor leitete er das deutsche Privatkundengeschäft der Konzernmutter. Von 1998 bis 2015 hatte der Manager bereits bei der DWS gearbeitet, zuletzt als Investmentchef. (bm/ert)

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