Logo von Institutional Money
3/2024 | Produkte & Strategien

»Gemeinsame Interessen sind unser wesentlicher Vorteil«

Kommunalobligationen haben schon in den Anfängen der bereits 1898 gegründeten US-Fondsgesellschaft Nuveen eine bedeutende Rolle gespielt. Und der Asset Manager beansprucht auch heute noch eine besondere Expertise in der Assetklasse.

Christina Volkmann (li.): „Unsere Muttergesellschaft, abgekürzt TIAA, ist als ­einer der größten institutionellen ­Investoren der Welt ein mit Bestnoten bewerteter Anbieter von Versicherungs- und Altersvorsorgelösungen.“ 
Christina Volkmann (li.): „Unsere Muttergesellschaft, abgekürzt TIAA, ist als ­einer der größten institutionellen ­Investoren der Welt ein mit Bestnoten bewerteter Anbieter von Versicherungs- und Altersvorsorgelösungen.“ © JOSÉ POBLETE

Die Kombination gibt es wohl kein zweites Mal in der Investmentbranche:?Bereits im Jahr 2014 hat der 1918 vom Industriellen Andrew Carnegie ­gegründete US-Pensionsfonds „Teachers Insurance and ­Annuity Association of America“, abgekürzt TIAA, sich zum Kaufpreis von 6,25 Milliarden US-Dollar seinen eigenen ­Asset Manager gekauft und die amerikanische Fondsgesellschaft Nuveen übernommen. Die ist zwar bereits seit dem Jahr 2000 mit einer eigenen Niederlassung in Frankfurt präsent, hat aber seither noch nicht die Bekanntheit wie eine Reihe anderer US-Häuser erreicht. Zu Unrecht, wie unser Gespräch mit deren Europa-Chefin Romina Smith und ­ihrer Deutschland-Chefin Christina Volkmann ergab.

Mit insgesamt verwalteten Assets von über 1,2 Billionen US-­Dollar per Ende Juni 2024 gehört Nuveen zu den größten Asset ­Managern weltweit. Wie kommt es, dass Ihr Unternehmen von einigen Marktteilnehmern immer noch eher als eine Art schlafender Riese wahrgenommen wird?

Romina Smith: Auf die bisherige Wahrnehmung unseres ­Unternehmens im Geschäft mit Privatkunden im deutschsprachigen Raum und Europa insgesamt mag das Bild vom schlafenden Riesen vielleicht noch zutreffen. Für das ­Geschäft mit institutionellen Kunden würde ich das nicht gelten lassen. Als unser Büro hier in Frankfurt vor rund 25 Jahren, konkret gesagt im Jahr 2000, eröffnet wurde, haben wir uns sehr bewusst auf das Angebot von zum Teil durchaus speziellen Lösungen für Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerke konzentriert und werden daher im institutionellen Bereich schon seit vielen Jahren als ernst zu nehmender Marktteilnehmer wahrgenommen. Wir sind ­damals mit zwei Kollegen gestartet, die anfangs echte Pionierarbeit geleistet haben. Heute beschäftigen wir insgesamt mehr als 70 Mitarbeiter am Frankfurter Standort und verwalten inzwischen allein für unsere deutschen Großkunden Assets in einem zweistelligen Milliardenbereich.

Christina Volkmann: Mit etwa zwei Handvoll UCITS-Fonds punkten wir bereits heute im Wealth-Geschäft. Diese Fonds sind selbstverständlich auf den üblichen Plattformen gelistet. Dennoch wird es wohl etwas länger dauern, bis unser ­Privatkundengeschäft so richtig Fahrt aufnimmt – im ­Gegensatz zu unserem bereits starken institutionellen Business. Gleichwohl erzielen wir im Privatkundengeschäft ­deutliche Fortschritte, was unser Produktangebot und die Vertriebsunterstützung angeht.

Wie meinen Sie das?

Christina Volkmann: Wir bieten eine Reihe von semiliquiden und UCITS-Fonds an und legen weitere Produkte dieser Art auf. Diese ermöglichen Kunden aus dem Wealth-Segment Zugang zu vielfältigen interessanten Anlageklassen. Unter anderem gehören dazu im Aktien- beziehungsweise Immobilienbereich REIT-Strategien und im Fixed-Income-­Bereich US-Kommunalanleihen, Schwellenländeranleihen sowie ­Impact-Strategien. Gerade bei REITs und US-Kommunal­anleihen kennen sich nicht viele Asset Manager so aus wie wir, und das Angebot an entsprechenden Lösungen ist ­überschaubar, sodass wir hier einen echten Mehrwert ­bieten können.

Romina Smith: Dass wir neben dem institutionellen Geschäft auch für das Privatkundensegment ein attraktiver und ernst zu nehmender Partner sind, zeigt die Position, die wir schon seit Langem in unserem Heimatmarkt USA erreicht haben. Dort entfallen zwei Drittel des insgesamt von uns verwalteten Vermögens auf den Bereich Private Wealth. Vielleicht ­beruht dieser Erfolg auch gerade darauf, dass wir nicht jeder Investmentmode hinterherlaufen. Wir bieten aus meiner Sicht ein breites Spektrum an wirklich attraktiven Lösungen für unterschiedliche börsennotierte und außerbörsliche Anlageklassen – einschließlich innovativer Anlagestrategien für nicht immer einfach zugängliche alternative Investments. Hinzu kommt, dass wir aufgrund unserer über 125-jährigen Unternehmensgeschichte in unterschiedlichsten Markt­zyklen und konjunkturellen Phasen Erfahrung haben.

Das behaupten natürlich auch andere Anbieter, auch wenn sie vielleicht nicht gleich eine so lange Historie aufweisen können. Daher stellt sich die Frage:?Was macht Ihr Unternehmen so speziell, dass Sie gerade im institutionellen Geschäft punkten?

Romina Smith: Ich glaube, dass es der Aspekt „gemeinsame Interessen“ ist, der uns zum Vorteil gereicht. Was ich damit meine, ist ein besonderes Vertrauen, das uns aufgrund un­serer Zugehörigkeit zur Teachers Insurance and Annuity ­Association of America entgegengebracht wird. Unsere Muttergesellschaft, abgekürzt TIAA, ist als einer der größten ­institutionellen Investoren der Welt ein mit Bestnoten bewerteter Anbieter von Versicherungs- und Altersvorsorgelösungen. TIAA?ist eine von lediglich drei Versicherungsgruppen in den USA, die derzeit von drei der vier führenden ­Ratingagenturen für Versicherungsunternehmen die höchste Einstufung erhalten haben, was ihre Stabilität und allgemeine Finanzkraft betrifft. Das zahlt dahingehend auf unsere Glaubwürdigkeit ein, dass wir uns auf die tatsächlichen ­Bedürfnisse unserer Kunden konzentrieren, weil wir diese als Partner mit gemeinsamen Zielen und Werten begreifen.

Christina Volkmann: Anders als bei einer Reihe anderer ­Investmentgesellschaften steht bei uns als nicht börsennotierter Gesellschaft eben nicht die Maximierung der Dividende für diverse Shareholder im Vordergrund. Ganz im Gegenteil: Unser Ziel ist es, eine möglichst hohe Rente für die an TIAA?angeschlossenen Lehrer und Akademiker zu ­erwirtschaften. Denn alles, was wir nach Kosten an Erträgen erwirtschaften, fließt am Ende an die von unserer Mutter ­betreuten Pensionäre.

Romina Smith: Diese besondere organisatorische Aufstellung macht sicher einen echten Unterschied, durch den wir inzwischen mehr als 1.300 institutionelle Investoren in 32 Ländern zu unseren Kunden zählen, darunter sieben der zehn weltweit größten Pensionsfonds. Aber nicht nur dadurch.

Was noch?

Romina Smith: Die Tatsache, dass wir mit insgesamt verwalteten Assets von mehr als 1,2 Billionen US-Dollar nahezu ­alle wirklich relevanten Assetklassen abbilden und dabei zum größten Teil über eine jahrzehntelange Expertise verfügen. Mit einem verwalteten Volumen von rund 430 Milliarden US-Dollar im Anleihenbereich verfügen wir über eines der größten Fixed Income Teams weltweit, im Aktienbereich verwalten wir mit rund 390 Milliarden US-Dollar zum Teil seit mehr als 70 Jahren eine Reihe unterschiedlicher und oft sehr spezialisierter Dividendenstrategien.

Christina Volkmann: Unsere Fixed-Income-Plattform ist in der Tat eine unserer großen Investmentstärken. Sie umfasst unter anderem Securitized Credit, Municipal Bonds, Emerging Market Debt und Impact-Strategien. Zudem ist Nuveen ­einer der Top-fünf-Manager weltweit, was den Immobiliensektor angeht. Und im Bereich Real Assets, wo wir gut 30 Milliarden US-Dollar in den unterschiedlichsten Strategien managen, sind wir der weltweit führende Manager von ­Agrarinvestments und gehören zu den Top 20, wenn es um Infrastrukturinvestments geht. Nicht zuletzt sind wir Weltmarktführer im Bereich Municipal Bonds, sprich US-Kommunalobligationen, die unserer Auffassung nach auch in den Portfolios institutioneller Investoren im deutschsprachigen Raum eine wesentlich größere Rolle spielen sollten.

Warum ein so starkes Bekenntnis gerade für diese Assetklasse?

Romina Smith: Unsere US-Kollegin Saira Malik, Chief Investment Officer von Nuveen, hat dazu gerade die jüngste Analyse ihres Teams veröffentlicht und angesichts einer nicht nur in den USA anstehenden Phase von stärkeren Zinssenkungen ein klares Votum für solche Kommunalobligationen abgegeben. Unsere Spezialisten rechnen bis zum Jahresende mit Zinssenkungen in Höhe von insgesamt 75 ­Basispunkten gegenüber dem Sommer 2024 und weiteren Zinssenkungsschritten im kommenden Jahr. Gleichzeitig hat die Volatilität der Finanzmärkte zugenommen, besonders nach negativen Arbeitsmarktdaten, was auch den S&P 500 Index zeitweise deutlich sinken ließ. Speziell Anleger mit hohen Barmittelallokationen sollten daher die Möglichkeit nutzen, in festverzinsliche Sektoren umzuschichten, um sich die aktu­ellen Zinsen zu sichern. Und gerade Municipals Bonds könnten dafür eine gute Investmentlösung sein.

Inwiefern?

Christina Volkmann: Unsere Analyse zeigt, dass Kommunalanleihen zum einen ein starkes Jahr hinter sich haben. Gemessen am Bloomberg High Yield Municipal TR Index hat die Anlageform von Januar bis August 2024 im Schnitt eine Rendite von 6,5 Prozent erzielt und damit eine attraktive Einkommensquelle geboten. Es gibt zudem eine Reihe von Faktoren, die kurz- bis mittelfristig zu einer weiterhin überzeugenden Performance von US-Kommunalanleihen führen könnten, weshalb sie auch im aktuellen Marktumfeld eine unserer bevorzugten Anlageklassen bleiben. Das ist vor allem die historisch gute Entwicklung nach Wahlen. Municipal Bonds haben sich in der Vergangenheit unmittelbar nach dem US-Wahltag gut entwickelt und im anschließenden Einjahreszeitraum in den vergangenen sieben Wahl­zyklen eine vergleichsweise hohe durchschnittliche Rendite geboten. Dies gilt sowohl für Investment-Grade- als auch für High-Yield-Papiere.

Wie steht es denn um das Thema der privaten Märkte?

Romina Smith: Investitionen in Private Markets bleiben gefragt, und das nicht ohne Grund. Um dem gerecht zu werden, haben wir uns durch Zukäufe verstärkt, etwa beim Thema Infrastruktur. Bereits 2022 haben wir die Mehrheit an Arcmont Asset Management übernommen, einem der führenden europäischen Private Debt Manager. Damit ­haben wir das Angebot unserer US-Tochter Churchill Asset Management in diesem Bereich erheblich erweitert. Und im vergangenen Jahr haben wir durch die Übernahme von Glennmont Partners, einem der global führenden Infrastrukturmanager für Clean Energy, auch unser Angebot in diesem Bereich deutlich ausgebaut.

Warum sprechen Sie in diesem Zusammenhang von „nicht ohne Grund gesuchten Assetklassen“?

Romina Smith: Das signalisieren uns nicht zuletzt die Ergebnisse unserer jährlich durchgeführten Umfrage unter 800 ­institutionellen Investoren weltweit, an der auch 80 Großanleger aus Deutschland teilgenommen haben, darunter viele Pensionseinrichtungen und Versicherungen. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass der Nutzen globaler kapitalgewichteter Allokationen mehr und mehr schwindet. Man könnte sogar sagen, dass eine Ära zu Ende geht.

Was meinen Sie mit einer zu Ende gehenden Ära?

Christina Volkmann: Die sogenannte „Friedensrendite“, die ­Investoren über Jahrzehnte hinweg stabile Erträge beschert hat, verliert demnach immer mehr an Bedeutung. Diese „Friedensrendite“ wurde während der „Great Moderation“ erreicht, einer Phase, die charakterisiert war durch niedrige Inflation und stabile Wachstumsraten der Wirtschaft. Heute sehen sich institutionelle Investoren dagegen mit einem ­radikal veränderten Umfeld konfrontiert. Die geopolitischen Verschiebungen der vergangenen Jahre, die von verstärkten nationalen Sicherheitsinteressen sowie dem Drang zur ­Autarkie gekennzeichnet sind, stellen das bisherige Investmentparadigma infrage. Geopolitische Risiken nehmen zu. Gleichzeitig ist der Spielraum der Zentralbanken, um die ­Inflation zu bekämpfen, begrenzt. Diese Gemengelage führt bei Investoren zu einer weitreichenden Unsicherheit und ­damit einhergehend zu der Notwendigkeit, traditionelle ­Anlagestrategien zu überdenken. Die klassische globale, ­kapitalgewichtete Allokation wird als suboptimal angesehen. Ein neues Investmentregime fordert von Investoren eine stärkere Betonung ihres Risikomanagements und eine größere strategische Flexibilität.

Geht es etwas konkreter?

Christina Volkmann: Wir haben auf der Basis der Ergebnisse unserer Umfrage eine Reihe von zentralen Themen identifiziert, die institutionelle Investoren dabei unterstützen können, ihre Portfolios widerstands- und anpassungsfähiger aufzustellen. Neben dem bereits angesprochenen schwindenden Nutzen kapitalgewichteter Allokationen braucht es vor allem ein neues Verständnis von Resilienz, um nach Jahrzehnten relativ stabiler Erträge auf die heutige volatile ­Makrolandschaft reagieren zu können. Das lässt gerade Real Assets und alternative Anlageklassen insgesamt stärker in den Fokus rücken, weil diese in der Regel weniger anfällig für Inflation und volatile Marktbedingungen sind.

Romina Smith: Die Vorteile solcher Investments gehen über den relativ leicht nachvollziehbaren Vorteil einer Illiquiditätsprämie deutlich hinaus. Ein solides Risikomanagement gewinnt enorm an Bedeutung, weshalb Investoren angehalten sind, Diversifikationsmöglichkeiten noch besser zu nutzen. Angesichts dessen treten vor allem auch Sachwerte auf den Plan, weil gerade diese Real Assets durch ihre Knappheit und Unabhängigkeit von Marktbewegungen in dieser Hinsicht einen wertvollen Beitrag leisten können. Zumal in einem Umfeld höherer Zinsen und Inflation herkömmliche Staatsanleihen ihre Rolle als sichere Häfen zunehmend einbüßen könnten, um sogar eher zu Risikoanlagen zu werden. Dementsprechend gewinnt eine dynamischere Herangehensweise an die Asset Allocation an Bedeutung, um schneller auf makroökonomische und geopolitische Veränderungen reagieren zu können. Einige Investoren haben auch schon erste Schritte in diese Richtung unternommen, andere haben hier noch einiges an Weg zu gehen.

Und warum sollte ein Investor diesen Weg mit Nuveen gehen?

Christina Volkmann: Weil wir insgesamt so aufgestellt sind, dass es für Investoren wirklich einen Unterschied machen kann. Lassen Sie mich dazu noch einmal fünf unserer Kernattribute hervorheben: Wir wissen besser als andere um die Herausforderungen von Investoren und welche Lösungen diese brauchen, weil wir mit TIAA zu einem der größten Pensions- und Versicherungsanbieter weltweit gehören. Dass wir uns in Privatbesitz befinden, ermöglicht, dass wir uns auf langfristige Ergebnisse konzentrieren. Wir verfügen über mehr als 125 Jahre Erfahrung in verschiedenen Marktphasen und wissen, wie man auch Phasen erhöhter Unsicherheit und Volatilität meistert. Vor diesem Hintergrund bieten wir ein breites Lösungsspektrum einschließlich liquider und illiquider Anlageklassen sowie verschiedener rechtlicher ­Hüllen, die den Bedürfnissen von Investoren nach laufenden Erträgen und Kapitalzuwachs gerecht werden. Globale Reichweite kombinieren wir mit lokalem Know-how in ­Europa und Deutschland. Unsere lokalen Sales-Spezialisten sind seit Langem mit den Erfordernissen hiesiger Investoren vertraut, etwa wenn es um Compliance, Regulierung und Reporting geht. So helfen wir institutionellen und privaten Investoren, ihre langfristigen finanziellen Ziele zu sichern. Daher sind wir auch hierzulande immer häufiger deren ­Asset Manager der Wahl.

Wir danken für das Gespräch!

Hans Heuser

Dieses Seite teilen