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3/2020 | Produkte & Strategien

Doppelte Rendite

TOP. Seit 13 Jahren ist der LBBW Global Warming einer der Pioniere am Markt für ­nachhaltige Fonds. Bisher lieferte er problemlos die versprochenen „sauberen“ Erträge.

Ein Kampf gegen die Klimaproblematik hat nur dann Erfolgschancen, wenn die wirtschaftlichen Folgen einer generellen Verhaltensänderung tragbar sind. Investmentfonds, die das Kapital in die gewünschte Richtung lenken, sind dabei ein wichtiges Instrument.
Ein Kampf gegen die Klimaproblematik hat nur dann Erfolgschancen, wenn die wirtschaftlichen Folgen einer generellen Verhaltensänderung tragbar sind. Investmentfonds, die das Kapital in die gewünschte Richtung lenken, sind dabei ein wichtiges Instrument.© LBBW, Animaflora PicsStock | stock.adobe.com

Der LBBW Global Warming erblickte als Retailtranche am 15. Januar 2007 das Licht der Welt und gilt als Urgestein der nachhaltigen Fondslandschaft in Deutschland. Seit 13. Januar 2020 ist er nun aufgrund des mittlerweile deutlich ­gestiegenen institutionellen Interesses auch als I-Tranche erhältlich. „Investitionen werden überwiegend in Unternehmen getätigt, die Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die der globalen Erderwärmung entgegenwirken oder dazu beitragen, deren Folgen abzumildern“, erklärt Fondsmanager Christoph Keidel, der seit Fondsauflage und damit mehr als 13 Jahre für den Fonds verantwortlich ist. Insgesamt managt die LBBW Asset Management mittlerweile mehr als 21 Milliarden Euro in nachhaltig investierten Kapitalanlagen.

Betrachtet man die Entwicklung des verwalteten Fondsvolumens, so verlief diese bis Mitte 2018 unspektakulär und hielt den Fonds trotz seiner exzellenten Wertentwicklung in der Nähe von 40 bis 50 Millionen Euro, ehe eine exponentielle Beschleunigung einsetzte. Anfang Oktober 2019 waren es dann 100 Millionen, im April 2020 bereits 200 Millionen, im Juli schon 300 Millionen, und per 3. September 2020 betrugen die Assets under Management schließlich 352,33 Millionen Euro. Von einer solchen Beschleunigung beim Wachstum des verwalteten Vermögens in Corona-Zeiten können andere Asset Manager nur träumen. Mit dem Überschreiten der Millionenmarke – und der darauffolgenden Einführung der I-Anteilsklasse – taucht der Fonds jedenfalls vermehrt auf den institutionellen Radarschirmen auf. Die höhere mediale Aufmerksamkeit für das Thema „Global Warming“ hat zweifellos dazu beigetragen, dass der Fonds eine solche Entwicklung nehmen konnte.

Investmentprozess

Am Anfang stehen etwa 4.350 Unternehmen, die einen nachhaltigen Prüfprozess durchlaufen (siehe Grafik „Investmentprozess“). Für diese Nachhaltigkeitsprüfung hat sich LBBW Asset Management mit der renommierten Nachhaltigkeits-Ratingagentur ISS ESG (früher: oekom research) zusammengetan, wobei diese Prüfung in mehreren Schritten erfolgt. Zuerst erfolgt ein Screening nach Ausschlusskriterien, wovon Firmen betroffen sind, die unter anderem in kontroversen Geschäftsfeldern wie Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Pornografie, Kernenergie, Rüstung und fossilen Brennstoffen tätig sind beziehungsweise kontroverse Geschäftspraktiken aufweisen. Dazu gehören etwa die Tolerierung von Kinderarbeit, Verstöße gegen Menschen- und Arbeitsrechte, Korruption und negatives Umweltverhalten. Außerdem werden die zehn Prinzipien des UN Global Compact als Ausschlusskriterien angewendet. Gemessen und bewertet wird der Grad an Nachhaltigkeit eines Unternehmens an dessen ESG-Score, der sich aus dem Environmental-, Social-, Governance- und dem Klima-Score zusammensetzt. Insgesamt fließen in den ESG-Score 200 verschiedene Indikatoren ein. Dem Klima-Score kommt insofern eine besondere Bedeutung zu, als dieser einen bestimmten Mindestwert nicht unterschreiten soll, bewertet er doch die CO2-Risiken und -Aktivitäten der Firmen. Schließlich soll ja der die Karbonintensität messende CO2-Fußabdruck verkleinert werden, wenn man die Erd­erwärmung auf plus 1,5 Grad begrenzen und das Global Warming effektiv bekämpfen möchte. Der Klima-Score des LBBW Global Warming ist überdurchschnittlich gut und liegt per Ende August bei 38,12 (siehe Tabelle „Nachhaltigkeitskennzahlen“). Gemessen wird er relativ zu einem Gesamtuniversum des externen Datenproviders. Auch in Zukunft will man bei LBBW Asset Management wie bisher einen unterdurchschnittlichen Carbon Footprint haben. Auffällig ist der gute Governance-Score von 62,09, der deutlich vor den anderen Teil-Scores liegt und damit einen weiteren wichtigen Fokus des Fondsmanagements aufzeigt und wahrscheinlich ein wichtiger Grund für die exzellenten Fondsperfor­mance ist. Eine weitere wichtige Kennzahl ist der Oekom Performance Score (OPS). Christoph Keidel dazu: „Der Oekom Performance Score misst den Beitrag der Unternehmen hinsichtlich Umwelt-, Sozial- und Governancekriterien. Als Mindestwert für den LBBW Global Warming gilt eine ambitionierte Untergrenze von 20 Punkten. Die weitere Vorgabe betrifft das CO2-Risiko des Fonds. Beim Oekom Carbon Risk Rating muss der Portfoliogesamtwert besser als der Oekom-Median liegen.“

Bevor nun die Fundamentalanalyse durch das LBBW AM Buy-Side Research einsetzt, ist das nachhaltige Anlageuniversum auf zirka 2.500 Titel eingedampft. Der Fonds investiert überwiegend in ausgewählte Unternehmen aus den Bereichen erneuerbare Energien, Versorger, Wasser, Bau, Anlagenbau, Versicherungen, Nahrungsmittel, Chemie, Erdgas sowie Forstwirtschaft. Im Bereich der erneuer­baren Energie setzt der LBBW Global Warming zurzeit auch auf alternative Antriebstechniken wie beispielsweise Wasserstoff. Für die Zusammensetzung des Fonds werden unterschiedliche Methoden der diskretionären Aktienauswahl wie eine qualitative Fundamentalanalyse oder auch eine Momentumanalyse angewendet. Die Titelselektion obliegt ­jedenfalls dem Portfoliomanager Christoph Keidel. Strukturelle mittelfristige Wachstumsthemen stehen dabei im Mittelpunkt. Dazu gehören die Digitalisierung, die Elektromobilität und Digital Payment. Der ­Investmentstil lässt sich als „Quality Growth“ bezeichnen. Gleichzeitig werden die Sustainable Development Goals (SDGs) der UN unterstützt.

Fondspositionen und SDGs

Ideal ist es, wenn man einem einzelnen Portfoliotitel gleich ein oder mehrere SDGs zuordnen kann, die durch die Geschäfts­tätigkeit angesprochen werden. So ist beispielsweise Nvidia eine Top-Position im Fonds. Es handelt sich dabei um ein Unternehmen, das künstliche Intelligenz einsetzt, wie sie beispielsweise in den Bereichen der Land- und Medizintechnik angewendet wird. Adressiert sind damit von den 17 SDGs die Ziele Nummer 2 (Kein Hunger) und Nummer 3 (Gesundheit und Wohlbefinden). Eine weitere wichtige Fondsposition ist der US-Konzern Danaher, der in den Bereichen Anlagenbau, Umwelt- und Medizintechnik sowie Wasseraufbereitung führend ist. Das Unternehmen bietet von innovativen Verpackungslösungen bis hin zur Trinkwasseraufbereitung eine überaus breite Produktpalette. Der Geschäfts­bereich für Wasserqualität liefert etwa Präzisionsinstrumente und Reinigungstechnologien zur Analyse und Aufbereitung von Seen und Flüssen. Auch hier werden mehrere SDGs gleichzeitig angesprochen wie Ziel Nummer 3 (Gesundheit und Wohlbefinden) und Nummer 6 (Sauberes Wasser). „Tatsächlich stellen wir bei Ausschreibungen fest“, so Panagiotis Patzartzis, Head of Institutional Clients bei LBBW Asset Management in Stuttgart, „dass institutionelle Investoren aus dem Ausland verstärkt wissen wollen, welche SDG-Ziele durch die einzelnen Portfoliopositionen angesprochen werden.“ Auf der anderen Seite vermisst man im LBBW Global Warming typische Namen wie Tesla, BYD oder Wasserversorger und Wind­kraft- und Solarpro­duzenten. Der Grund ist klar: „Diese Titel erfüllen nicht unsere strengen Auswahlkri­terien“, sagt Fondsmanager ­Keidel.

Gütesiegel

Der LBBW Global Warming verfügt über das Gütesiegel des Forums Nachhaltige Geldanlage und wurde 2020 genauso wie im Vorjahr mit zwei Sternen ausgezeichnet. Dieses hat sich im deutschsprachigen Raum als Qualitätsstandard für nachhaltige Publikumsfonds etabliert. Für eine Auszeichnung muss der Fonds strenge Mindestanforderungen erfüllen. Diese Kriterien werden stetig weiterentwickelt und umfassen Transparenz- und Prozesskriterien sowie den Nachhaltigkeitsansatz des jeweiligen Fonds. Zudem wird die Integration von Nachhaltigkeit im Unternehmen bewertet. Dabei werden die Mindeststandards an den Klimaschutz sowie die Prinzipien der UN Global Compact beachtet. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz bewertet das FNG-Siegel mehr als die reine Portfoliozusammensetzung und behält die Entwicklung des Fonds im Blick, denn die Zertifizierung wird jährlich erneut geprüft. Zusätzlich besitzt der LBBW Global Warming ein „A“-MSCI-ESG-Rating und nicht zuletzt das Österreichische Umweltzeichen, was die nachhaltige Ausrichtung dieses Fonds unterstreicht.

Ambitioniert oder nicht?

Angesichts der Tatsache, dass beim ESG-Score beziehungsweise den drei Teil-Scores für Umwelt, Soziales und Governance ein Wert von mehr als 50, die sogenannte Prime-Schwelle, eine überdurchschnittliche Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens signalisiert, kann man sich fragen, ob die Nachhaltigkeitsziele des Fonds vielleicht ambitionierter sein sollten. Was den Gesamt-Score von 48,01 Punkten anbelangt, ist man ja fast da, bei Governance ist man weit voraus. Wichtig ist allerdings immer die relative Betrachtung auf Fondsebene ­einerseits und Unternehmensebene andererseits, wo die Positionierung eines Portfoliounternehmens in seiner Peergroup zählt.

Insgesamt hat man den Eindruck, dass das Management einen pragmatischen ­Ansatz verfolgt und die Rendite nicht aus den Augen verliert. Tatsächlich fällt der ­Ertrag über verschiedene Zeiträume jeweils zweistellig aus (siehe Tabelle „Solide zweistellige Renditen“) – und das mit Retail-Konditionen, da die I-Tranche noch zu jung ist. Gegenüber dem MSCI World in Euro bedeutet das eine kumulierte Outperfor­mance über zehn Jahre von 53,49 Prozent respektive steht einer annualisierten Performance von 11,41 Prozent des Fonds eine des MSCI World Euro von 9,21 Prozent gegenüber (siehe Chart „Doppelte Dividende belegt“). Den Markt mit Retailkonditionen um 220 Basispunkte jährlich zu schlagen, ist eine reife Leis­tung. Umgelegt auf die institu­tionelle Tranche, entspricht dies einem Renditevorsprung von 310 Basispunkten. Auch wenn der Fonds im Hinblick auf En­gagement und Impact Investing gegenüber jüngeren Fondsgenerationen etwas zurückbleibt, so liefert er doch eine überzeugende „doppelte“ Dividende und ist ­eine Basisanlage in globalen Nachhaltigkeitsportfolios.

Dr. Kurt Becker

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