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IM-Kongress: Das waren die Highlights des Auftakt-Talks!

Die Premiere des Auftakt-Talks, bei dem Jan Hatzius von Goldman Sachs sowie die deutschen Professoren Clemens Fuest und Veronika Grimm unter der Moderation von Gabor Steingart diskutierten, verschaffte den Investoren ein hochwertiges Markt-Update, das für den Rest des Jahres Orientierung gibt.

Die Besucher des Institutional Money Kongresses lauschten im Rahmen des "Auftakt Talks" gebannt den Ausführungen der namhaften Experten am Podium.
Die Besucher des Institutional Money Kongresses lauschten im Rahmen des "Auftakt Talks" gebannt den Ausführungen der namhaften Experten am Podium.© Christoph Hemmerich

Der Auftakt-Talk zur Eröffnung des 15. Institutional Money Kongress hat die hohen Erwartungen mehr als erfüllt. Dicht gedrängt im großen Vortragssaal im Frankfurter Congress Center lauschten die Kongressbesucher den Einschätzungen von Jan Hatzius, Chefökonom von Goldman Sachs in News York, Prof. Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts sowie der Wirtschaftsweisen Prof. Veronika Grimm. Moderator dieser hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion war der bekannte Top-Journalist und US-Experte Gabor Steingart, der das Ziel dieses Formats klar definierte: „Das Ziel ist ein Erkenntnisgewinn!“

Gleich zu Beginn konnten sich die Besucher aktiv einbringen: Denn Steingart wollte die allgemeine Marktstimmung der anwesenden Investoren wissen und fragte das Publikum, ob die Aktienmärkte (USA und Deutschland) zu Jahresende höher oder niedriger stehen als heute. Das Ergebnis (per Arm-Heben) lautet: ca. 60 Prozent sind bullisch, ca. 40 Prozent sind bearisch. Auf die Frage, ob dieses Jahr diesseits und jenseits die Leitzinsen gesenkt werden, äußerte sich die überwiegende Mehrheit zustimmend.

Investoren optimistisch
Die Einschätzung des Publikums teilt auch der deutschstämmige und damit deutschsprechende Jan Hatzius, der bei den derzeitigen Leitzinsen in den USA in Bandbreite von 5,25 bis 5,50 Prozent aufgrund von drei Zinsschritten der Fed in den kommenden Monaten Juni, September und Dezember bis Jahresende „3“ vor dem Komma erwartet: „Wir brauchen keine fünf vor dem Komma!“. Diese Zinssenkungen sind für Hatzius gerechtfertigt, obwohl die US-Wirtschaft und der US-Arbeitsmarkt noch immer stark sind. Die Inflationsraten sind hingegen in den letzten Monaten stark gesunken und erlauben der Fed die prognostizierten Zinssenkungen.

Steingart fragte in Folge die Wirtschaftsweise Veronika Grimm zu ihrer Einschätzung betreffend die weitere Zinsentwicklung in der Eurozone. Grimm erinnerte daran, dass die wirtschaftliche Heterogenität der Eurozone der EZB die Zinspolitik erschwert. So läuft es wirtschaftlich in den Peripherieländern gut, während Länder wie Deutschland und Österreich leiden. Die EZB ist vorsichtig hinsichtlich der Inflationsentwicklung, will nicht zu früh einen Zinsschritt setzen. Grimm erwartet daher keine Senkung bei der nächsten EZB-Sitzung.

Eine für manche Länder, wie insbesondere Deutschland wohltuende Zinssenkung aus wirtschaftlicher Sicht sei nicht ursächliche Aufgabe der EZB, für einen möglichen Konjunkturstimulus sei die heimische Politik zuständig.

Diese Meinung vertritt auch der Prof Fuest, er geht aber von einer Zinssenkung in der Eurozone im Juni aus: „Eine Zinssenkung ist angebracht“.

Fuest merkt an, die derzeitige Zinspolitik für die Eurozone als Ganzes Sinn ergibt, nicht aber für Deutschland, das diese (Zins-)Last mehr oder weniger schweigend erduldet. Fuest meint, wenn es umgekehrt wäre und die Zinspolitik würde Peripherieländer wie Italien oder Spanien belasten, wäre das Wehklagen aus diesen Ländern wohl nicht zu überhören…

Moderator Steingart fragte in Folge, ob der Markt eventuell zu optimistisch ist. Der Goldman Sachs-Chefstratege erklärte, dass im Euroraum ca. 90 Prozent der Investoren für Juni einen Zinsschritt nach unten erwarten. In den USA preist der Markt hingegen nur eine circa 50-prozentige Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt ein. Zur Erinnerung: Zu Jahresanfang wurden sieben Zinsschritte erwartet, jetzt nur mehr drei. Trotzdem sind zumindest die Aktienkurse nicht gefallen, sondern sogar weiter gestiegen. „Erstaunlich, wie robust die Märkte sind“, kommentierte Hatzius.

Den jüngsten Rekordstand beim Dax begründete Fuest damit, dass die wirtschaftliche Lage in Deutschland zwar nicht allzu rosig sei, viele Dax-Unternehmen jedoch einen Großteil ihrer Geschäfte außerhalb des Heimatmarkts machen und damit von der weltweiten Konjunkturerholung profitieren.

Der kranke Mann Europas
In Folge diskutierten und Grimm über das zukünftige Potenzialwachstum in Deutschland. Diese könnte laut Grimm lediglich 0,4 Prozent per anno für die kommenden Jahre betragen – das ist viel weniger als in der Vergangenheit (ca. 1,4%). Ein Grund dafür ist der Rückzug der Babyboomer in die Rente, zu geringe Integration der Migranten in den Arbeitsmarkt und zu ein zu hoher Teilzeitanteil der Frauen, die mehr Vollzeit arbeiten sollten.

Ein weitere Belastungsfaktor für Deutschland ist, dass die Unternehmen – auch aufgrund einer schlechten Wirtschaftspolitik, überbordender Bürokratie sowie unsicherer und extrem teurer Energieversorgung – hierzulande nur mehr in Ausnahmefällen investieren wollen und neue Fabriken lieber in Unternehmerfreundlichen Ländern errichten. Fuest warnt: „Der Kapitalfaktor wird zum Belastungsfaktor“. Dies würde in Folge zu Lasten der Produktivität gehen.

Des Weiteren wird zum Problem, dass die Eurozone - und in dieser insbesondere Deutschland - dem technologischen Fortschritt hinterherhinkt, Stichwort ausbleibende Digitalisierung.

Darüber schafft der fehlende oder zumindest zu geringe Wohnungsneubau ein unterschätztes Folgeproblem: Denn wenn es zu wenig Wohnraum gibt, zögern Arbeitnehmer mit dem Zuzug in die Metropolen, um dort (hochproduktive) Jobs anzunehmen.

Grimm warnte ihrerseits, dass die hohen Energiekosten nicht nur die Versorgung oder Produktion mit Grundstoffen gefährden. Denn wenn man dieser teuer nach Deutschland importieren müsse, besteht die Gefahr, dass darauf aufbauende, komplexere Industrien der Grundstoffversorgung folgen und Deutschland auch diese Branchen verliert.

Hoffnung auf Künstlicher Intelligenz
Wirtschaftswachstum oder zumindest Produktivitätswachstum könnten hingegen von Fortschritten bei der Künstlichen Intelligenz kommen – zumindest auf mittlere und längere Sicht. Unterm Strich könnte dies laut Einschätzung von Hatzius zu einem zusätzlichen BIP-Wachstum von 1,5 Prozent führen. Fuest ist diesbezüglich skeptischer gestimmt und rechnet nur mit Zuwachs im Nachkomma-Bereich. (aa)

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