Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

Beispiel mit zwei Vermögenswerten zeigen sie, dass die Buy- and-Hold-Strategie die Rebalancing-Strategie dominiert, außer in Situationen, in denen die Autokorrelation von Assets groß und negativ ist und in denen die Korrelation zwischen den Assets ebenfalls negativ ist. Diese Simulatio- nen bestätigen quantitativ die theoretischen Ergebnisse. Anschließend wenden sie ihre Methode auf mehrere Port- folios an, die repräsentativ dafür sind, was eine Schweizer Pensionskasse verwaltet. Das Portfolio besteht aus einem risikofreien Asset, Anleihen und mehreren Aktienindizes, Rohstoffen und Immobilien über einen Zeitraum vom 1. Januar 1999 bis zum 30. Juni 2021. Der Manager reallo- kiert das Portfolio jeden Monat. Den Autoren gelingt es zu zeigen, dass das Rebalancing bei dieser Vorgehensweise auch wirtschaftlich von Bedeutung ist, obwohl es sich statistisch gesehen nicht von einer Buy-and-Hold-Allokation unter- scheidet. Erkenntnisse Die von El Bernoussi und Rockinger vorgestellte Methodik zeigt in den Simulationsrechnungen eine große Bedeutung der Autokorrelation eines Vermögenswerts und der paar- weisen Korrelation zwischen Assets. Bei einer starken Mean Reversion schlägt Rebalancing eine Buy-and-Hold-Strategie. Bei negativ korrelierten Assets und hohen Transaktionskos- ten ist die Buy-and-Hold Strategie überlegen – außer wenn der Markt eine starke Mean Reversion aufweist. Nichts- destotrotz kann es für risikoaverse Investoren sinnvoll sein, eine Rebalancing-Strategie umzusetzen, da diese die Volati- lität des Portfolios verringert. Wenn ein Portfoliomanager, der ein gut diversifiziertes Portfolio verwaltet, mit Transak- tionskosten von weniger als zwei Prozent konfrontiert ist und er zukünftig mit Mean Reversion rechnet, sollte er ein Rebalancing bei seinem Portfolio vornehmen (siehe Grafik „Rebalancing versus Buy-and-Hold“). Die Autoren haben auch versucht, dem Erfolg der Reba- lancing-Strategie näher zu kommen, indem sie den Zusam- menhang zwischen Volatilität und Performance untersuch- ten. Die nicht veröffentlichten Ergebnisse ließen allerdings kein Muster dafür erkennen, dass in volatilen Jahren eine Strategie die andere übertrifft. Es scheint also die Gesamt- konstellation zeitlicher und querschnittbezogener Merkmale zu sein, die den Erfolg der Rebalancing-Strategie bestimmt, auch wenn laut den Simulationsrechnungen der Autoren die Buy-and-Hold-Strategie der Gewinner zu sein scheint. Diese Komplexität erklärt möglicherweise die Fülle von Artikeln, die zumVergleich zwischen Rebalancing- und Buy- and-Hold-Strategien für alle Arten von Anlageklassen ver- fasst wurden. Die Prognostizierbarkeit der Assetklassenrenditen kann bei der Entscheidung helfen, ob das Portfolio einem Reba- lancing unterzogen werden soll oder nicht. Wenn man davon ausgeht, dass die künftigen Renditen positiv sein werden, kann man sich dazu entschließen, die Gewichtun- gen nicht sofort neu auszurichten und sie von ihrer strate- gischen Allokation abweichen zu lassen. Die Ergebnisse von El Bernoussi und Rockinger deuten darauf hin, dass es in diesem Fall sinnvoll sein kann, ein Inaktivitätsintervall ein- zuführen und nur dann ein Rebalancing anzustoßen, wenn Portfolioallokation von Pensionsfonds Vergleich Buy-and-Hold (BH) und Rebalancing (FW) bei 6 verschiedenen Allokationen Assetklassen Gewichtung in % SMI Index 40 10 10 10 10 10 CAC Index 0 10 10 10 0 0 DAX Index 0 5 10 10 0 0 FTSE Index 0 5 10 10 0 0 S&P 500 Index 0 10 10 10 10 30 Nikkei 225 Index 0 0 10 10 0 0 Aktien gesamt 40 40 60 60 20 40 SUI Staatsanl. 10 J. 60 30 20 10 20 10 Bundesanleihen 10 J. 0 20 20 5 10 5 Anleihen gesamt 60 50 40 15 30 15 WTI Öl 0 0 0 5 10 10 Gold 0 0 0 5 10 10 Zucker 0 0 0 5 10 10 SUI Immobilien 0 0 0 5 10 10 Alternatives gesamt 0 0 0 20 40 40 SUI 3-Monatsgeld 0 5 0 5 10 5 SUI Overnight Money 0 5 0 0 0 0 Liquidität gesamt 0 10 0 5 10 5 Durchsch. Rendite BH 1,63 1,32 1,71 2,82 3,26 3,89 Standardabw. BH 5,23 6,42 9,59 10,00 7,22 9,26 Sharpe Ratio BH 0,24 0,15 0,14 0,24 0,40 0,38 Max. Drawdown BH 2,86 3,33 6,09 6,55 3,01 4,86 TRANSAKTIONSKOSTEN = 0 % Durchschn. Rendite FW 1,84 1,60 2,03 3,27 3,60 4,48 Standardabw. FW 5,38 6,72 9,80 10,80 6,50 9,25 Sharpe Ratio FW 0,27 0,18 0,17 0,27 0,50 0,44 MDD FW 2,90 3,41 5,77 6,49 2,60 4,61 TRANSAKTIONSKOSTEN = 0,5 % Durchschn. Rendite FW 1,75 1,47 1,89 3,11 3,45 4,31 Standardabw. FW 5,38 6,72 9,80 10,80 6,50 9,26 Sharpe Ratio FW 0,25 0,16 0,15 0,25 0,47 0,42 MDD FW 2,93 3,44 5,84 6,56 2,66 4,68 TRANSAKTIONSKOSTEN = 1 % Durchschn. Rendite FW 1,65 1,35 1,75 2,95 3,29 4,15 Standardabw. FW 5,39 6,73 9,81 10,81 6,50 9,26 Sharpe Ratio FW 0,24 0,14 0,14 0,24 0,45 0,41 MDD FW 2,95 3,47 5,91 6,62 2,72 4,74 Der untere Teil der Tabelle zeigt die jährlichen Durchschnittsrenditen, Volatilitäten, Sharpe Ratios und MDDs (Maximum Drawdowns) der Buy-and-Hold-(BH)-Strategie sowie der verschiedenen Rebalancing-(FW)-Strategien je nach Transaktionskosten- niveau von 0, 0,05 und 1 Prozent. Bei diesen Transaktionskosten sind die Sharpe Ratios der Rebalancing-Strategien fast immer höher als bei Buy-and-Hold. Strategien mit einer höheren Sharpe Ratio sind meist auch jene, bei denen der MDD kleiner ausfällt als bei Buy-and-Hold. Wermutstropfen: Statistisch betrachtet ist die Differenz der Buy-and-Hold- und der Rebalancing-Sharpe-Ratios nicht signifikant. Quelle: Studie N o . 4/2023 | institutional-money.com 87 Anlagestrategie | THEORIE & PRAXIS

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=