Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

D ie Zinsanstiege imNachhall der Pandemie haben nicht wenige Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt. Prognosemodelle versagten mitun- ter spektakulär, kreditfinanzierte Investmentmodelle gerieten unter Druck oder implodierten sogar, wie prominente Beispiele aus dem Immobilienmarkt zeigen. Stellt sich die Frage, wie man die entsprechenden Instrumente verbessern kann und welche Faktoren zu exakteren Analysen führen können. Michael Bauer und Mihail Chernov sind sich sicher, eine derartige Variable nachweisen zu können: „Die bedingte Schiefe oder Skewness der Zinssätze ist ein natür- licher Kandidat für ein nützliches Prognosetool“, schreiben die Autoren in ihrer Arbeit „Interest Rate Skewness and Biased Beliefs“. Bauer, der an der Universität Hamburg wirkt, meint dazu spezifisch: „Die bedingte Schiefe enthält Infor- mationen über die wahrscheinliche Richtung zukünftiger Zinsänderungen, da sie sowohl die Asymmetrie wie auch das Gleichgewicht der Zinsrisiken misst.“ Die Autoren messen die bedingte Schiefe auf zwei ver- schiedene Arten: einmal unter Verwendung von Preisen von Treasury-Futures und einmal unter Verwendung von Optio- nen. Realisierte Schiefe basiert auf realisierten Momenten von Renditeveränderungen. Implizierte Schiefe basiert auf risikoneutralen Momenten, die durch Treasury-Optionen impliziert sind. „Während beide Maße hoch korreliert sind, konzentrieren wir uns für einen Großteil unserer empiri- schen Analyse auf die implizierte Schiefe von Optionen, die zukunftsgerichtet und täglich verfügbar ist und ein geringe- res statistisches Rauschen aufweist“, wie Chernov erklärt und weiter ausführt, dass „Änderungen in der bedingten Schiefe wandelnde Wahrnehmungen des Zinsrisikos widerspiegeln und tatsächlich oft korrekt Wendepunkte in der Geldpolitik und Veränderungen der Zinssätze antizipieren“. Beweisführung Um dem Wahrheitsgehalt der These nachzugehen, ziehen die Autoren Daten zu Treasury-Futures und Optionen aus der CME-Datenbank. Für den Zeitraum von Januar 1990 bis Mai 2021 konzen- trieren sich die Autoren auf die Zehnjahres-T-Note-(TY)-Fu- tures und die entsprechenden Optionen. Sie argumentieren die Wahl dieser Papiere damit, dass Treasury-Derivate am liquidesten sind und die längste verfügbare Preisgeschichte im Vergleich zu Derivaten von Staatsanleihen mit kürzeren oder längeren Laufzeiten aufweisen. „Darüber hinaus ist die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe ein entschei- dender Referenzzinssatz in den globalen Finanzmärkten“, so Hätte man die Zinsanstiege, die nach der Pandemie und im Lauf des russischen Angriffs auf die Ukraine aufgetreten sind, vorhersagen können? Durchaus, wenn es nach einer Studie geht, die die Prognosekraft von impliziter Schiefe untersucht. Schiefe Prognosekraft Differenzierte Schiefe Ähnliche Begrifflichkeit, markante Unterschiede Die beiden Chartverläufe mit mehr als 30 Jahren Laufzeit zeigen auf, dass die reali- sierte und die implizierte Schiefe von Renditekurven zwar ähnlich, aber nicht ident sind. Im Verlauf ihrer Arbeit weisen die Studienautoren nach, dass sich die implizierte Schiefe besser als Verfeinerungsmechanismus für bereits bestehende Prognosetools beziehungs- weise Prognoseregressionen eignet. Quelle: „Interest Rate Skewness and Biased Beliefs“ 2020 2010 2000 1990 2020 2010 2000 1990 -8 -4 0 4 8 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 Gleitender Durchschnnitt 250 Tage Realisierte Skewness Gleitender Durchschnnitt 250 Tage Implizierte Skewness 74 N o . 4/2023 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Anleihen-Skewness

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