Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

Top Three von damals sind die Top Three von heute und stammen aus den Bereichen Spieltheorie, quantitatives Asset Management und Managementtheorie. Die Arbeiten wur- den in vergangenen Ausgaben bereits teils ausführlich be- sprochen (siehe z.B. Institutional Money 2/21, „Viraler Wissens- durst“ oder „Was wir wissen wollen“ in Ausgabe 1/2019 ). In weiterer Folge entwickelt das Ranking aber eine unge- wöhnliche Dynamik.Die Arbeit „Monetary Tightening and U.S. Bank Fragility in 2023: Mark-to-Market Losses and Uninsured Depositor Runs“von Erica Xuewei Jiang, Gregor Matvos, Tomasz Piskorski und Amit Seru schafft mit mehr als 130.000 Downloads nicht nur den Neueinstieg, sondern katapultiert sich direkt auf Rang vier des Allzeit-Rankings. Zum Vergleich: „Theory of the Firm (…)“ bringt es auf knapp 146.000 Downloads, brauchte für diesen Wert aber ein Vierteljahrhundert, wurde die Arbeit doch bereits 1998 hochgeladen. Geldpolitik im Fokus Die Autoren des geldpolitischen Papers, die respektive an der University of Southern California, der Northwestern University, der Columbia University und in Stanford wirken, haben in „Monetary Tightening“eine empirische Methodik und ein konzeptuelles Rahmenwerk entwickelt, um die Auswirkungen steigender Zinssätze auf den Wert von Ver- mögenswerten und die Stabilität von Banken in den USA zu analysieren. Dabei wurden die marktbedingten Verluste der Vermögenswerte von Banken aufgrund von Zinserhö- hungen für den Zeitraum vom ersten Quartal 2022 bis zum ersten Quartal 2023 erfasst. ImDurchschnitt sanken laut den Autoren die Vermögenswerte um zehn Prozent. Der aggre- gierte Rückgang von 2,2 Billionen US-Dollar entsprach in etwa dem gesamten Bankkapital. Außerdem wird ein Mo- dell für den Verlauf von Insolvenzen präsentiert, das zeigt, dass Zinserhöhungen bei Banken zu einer sich selbst erfül- lenden Prophezeiung von Insolvenzen werden können, selbst wenn die Banken vollständig liquide sind.Das Modell identifiziert besonders anfällige Banken anhand von Vermö- gensverlusten, niedrigem Kapital und vor allem hohem unversichertem Verschuldungsgrad. Eine Fallstudie der spektakulär gescheiterten Silicon Valley Bank (SVB) bestätigt laut den Autoren die Erkenntnisse des Modells, da im Untersuchungszeitraum zehn Prozent der untersuchten Banken größere nicht realisierte Verluste und ein geringeres Kapital als die SVB aufwiesen. Auf der ande- ren Seite hatte die SVB einen überproportionalen Anteil an unversichertem Kapital: Nur ein Prozent der untersuchten Banken wiesen einen höheren unversicherten Verschul- dungsgrad auf als SVB. Die Autoren erstellen neue empi- rische Maßnahmen, um die Fragilität von US-Banken zu erheben. Selbst wenn nur die Hälfte der unversicherten Ein- leger beschlossen hätte, ihre Gelder abzuziehen, würden fast 190 Banken mit Vermögenswerten von 300 Milliarden US- Dollar Gefahr laufen, insolvent zu werden. Das bedeutet, dass der marktbasierte Wert ihrer verbleibenden Vermögens- werte nach diesen Abzügen nicht ausreichen würde, um alle versicherten Einlagen zurückzuzahlen. Dem Krieg geschuldet Das zweite große Thema, um das man in den beiden Jahren seit unserem letzten Großen IMWissensranking nicht umhin- Die Welt vor einem knappen Jahrzehnt Unsere Konstante in der Rückschau: das Stichprobenjahr 2014 Rang Titel der Arbeit Autor(en) Downloads 1 A Brief Introduction to the Basics of Game Theory Matthew O. Jackson 34.044 2 A Quantitative Approach to Tactical Asset Allocation Meb Faber 19.363 3 Equity Risk Premiums (ERP): Determinants, Estimation and Implications – The 2013 Edition Aswath Damodaran 16.276 4 The Golden Dilemma Claude B. Erb, Campbell R. Harvey 16.230 5 The Dishonesty of Honest People: A Theory of Self-Concept Maintenance Nina Mazar, On Amir, Dan Ariely 14.670 6 Market Risk Premium Used in 82 Countries in 2012: A Survey with 7,192 Answers Pablo Fernandez, Javier Aguirreamalloa, Luis Corres Avendaño 11.573 7 A Five-Factor Asset Pricing Model Eugene F. Fama, Kenneth R. French 11.534 8 Global Value: Building Trading Models with the 10 Year CAPE Meb Faber 11.444 9 Company Valuation Methods Pablo Fernandez 11.308 10 Valuing Companies by Cash Flow Discounting: Ten Methods and Nine Theories Pablo Fernandez 10.193 Um mittelfristige Trends zu erkennen, wurde auch das Jahr 2014 erfasst – bereits fünf Jahre vor der Erstveröffentlichung des Rankings wurden Arbeiten zu behavioristischen Theorien von der weltweiten Leserschaft mit Abstand am stärksten konsumiert. Quelle: SSRN 72 N o . 4/2023 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Finanzwissenschafts-Trends » Für Russland gibt es keinen Weg aus der wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit, solange der Druck durch Sanktionen aufrechterhalten (…) wird. « Jeffrey Sonnenfeld, Yale

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