Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

gebundenes Geschäft. Das heißt, wir machen derzeit 60 bis 70 Prozent unseres Geschäfts im fondsgebundenen Bereich. Dort haben wir alles – von Garantieprozentsätzen von null bis hin zu hybriden Produkten mit 80 Prozent Garantie. Birgt das nicht auch Probleme, weil Sie nicht in Tarifgenerationen mit niedrigem Höchstrechnungszins hineinwachsen und so Ihre Gesamtgarantieversprechen nach unten schleusen können? Dr. Guido Bader: Ja, es wäre schöner, wenn es noch schneller ginge. Aber ohne Zinszusatzreserve (wir haben fast 500 Millionen) haben wir jetzt einen durchschnittlichen Garan- tiezins von 2,5 Prozent.Wenn ich die Zinszusatzreserve mit reinrechne, landen wir bei etwa 1,5 Prozent durchschnitt- lichem Garantiezins. Momentan bereitet mir das keine Sorgen. Wie handhaben Sie das mit Ausgabeaufschlägen und Bestands- provisionen? Wohin fließen die? Dr. Guido Bader: Wir haben im Neugeschäft seit Jahren fast nur Kickback-freie Tranchen. Von den aktuell 130 Fonds, die wir im Neugeschäft im Angebot haben, geben uns genau sechs Fonds noch einen Kickback. Diese Rückvergütung geben wir eins zu eins als Überschussbeteiligung an die Kunden weiter. Bei unseren Policen erhalten auch die Ver- mittler keine Rückvergütungen aus den Fonds – an der Stel- le sind wir absolut sauber. Gibt es da derzeit Druck seitens der Aufsicht? Dr. Guido Bader: Ja, da ist enorm Druck auf dem Kessel. Bei- spielsweise wird diesem Thema ein besonderer Fokus im Merkblatt der BaFin zur Wohlverhaltensaufsicht gewidmet. Lösen Sie schon Zinszusatzreserve auf? Und was werden Sie tun mit den außerordentlichen Erträgen aus der Auflösung der ZZR? Dr. Guido Bader: Momentan lösen wir nur in geringemMaß auf, denn der Referenzzins bewegt sich derzeit parallel. Erst 2026 wird er wieder steigen. Dann wird es zu massiven Auf- lösungen kommen.Das werden wir nutzen, um stille Lasten zu realisieren, um dann die laufenden Erträge der Kupons wieder hochschreiben zu können. Um die ZZR aufzubau- en, hatten wir seinerzeit Assets verkauft, auf denen stille Er- träge lagen. Wenn wir nun einen Teil der ZZR auflösen können, beginnen wir das Ganze umzudrehen.Wir werden festverzinsliche Papiere mit Verlusten verkaufen und können uns aus dem Verkaufserlös wieder mit Papieren mit höhe- rem Kupon eindecken. Welche Regulierungen bereiten Ihnen derzeit die meiste Arbeit? Dr. Guido Bader: Grundsätzlich haben wir derzeit einen Regulierungswahnsinn, der schon seit längerer Zeit anhält, und ich sehe nicht, dass sich demnächst eine Erleichterung abzeichnet. Vor allem die Nachhaltigkeitsregulierung ist extrem aufwendig.Nehmen Sie die CSRD: Die erfordert rie- sige Datenmengen für unsere Kapitalanlagen. Wir müssen dazu etwa wissen, wie viel CO 2 -Ausstoß die Aktie von Mer- cedes erzeugt, wie hoch der Gender Pay Gap über unser ge- samtes Aktienportfolio ist und so weiter. Das sind enorme Berichtspflichten! Am Horizont taucht noch die EU-Retail- Investment-Strategie (RIS) auf, die ebenfalls sehr komplex ist. Und natürlich wird auch der Solvency II Review einige Ar- beit mit sich bringen, aber das erwarten wir erst für 2026. Eigentlich ist es die Summe der vielen Regulierungsvorha- ben plus das ganze Thema Nachhaltigkeit, die derzeit für viel Aufwand sorgen. Uns als relativ kleines Unternehmen macht das besonders zu schaffen. Wir danken für das Gespräch! ANKE DEMBOWSKI Kapitalanlage der Stuttgarter Lebensversicherung Nach Buchwerten, per 30. September 2023 Nach Marktwerten wären die Quoten der Real Assets aktuell deutlich höher. Auf der anderen Seite unterliegen die Marktwerte auch stärkeren Schwankungen als die Buch- werte. Die Stuttgarter muss einen durchschnittlichen Garantiezins von 2,5 Prozent bedienen – unter Einbeziehung der Zinszusatzreserve sind es 1,5 Prozent. Quelle: Stuttgarter Versicherung 21 % Beteiligungen 1,6 % Infrastruktur 2,59 % Immobilien, -fonds, -beteiligung 8,82 % Private Equity 1,17 % Aktien 6,91 % Überdeckung FLV 0,16 % Rentenfonds + S.ALT Alt.Debt 16,73 % Inhaberrenten 33,96 % Namensschuldverschreibungen 8,1 % Schuldscheindarlehen 13,26 % Hypothekendarlehen 6,39 % Festgeld 0,31 % 68 N o . 4/2023 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Dr. Guido Bader | Stuttgarter Versicherungsgruppe FOTO: © THOMAS BERNHARDT Dr. Guido Bader: „Bei uns nimmt der Anteil der Grünen Rente im Neugeschäft stetig zu. In der bAV liegt er schon bei über 50 Prozent.“

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